Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Frauenspersonen.
Zwanzigstes Fragment.
Louise von Hessen.
Des III. Ban-
des XCIV.
Tafel.

Verzeihung -- für mehr als die unrechte Seite des Sterns! -- Verzeihung für's
Ganze! Für alles, was da ist, und nicht da ist; was ich sagen und nicht sagen
werde! -- Edle Fürstinn! ..

Die starke Schwärzung thut dem -- zu jugendlichen Gesichte sehr wehe.

So auch die Kleinheit des Nasenlochs und die Schwärze des Haars das zu diesem markigen
Gesicht, wie's in der Natur ist, schlechterdings blond seyn sollte.

Die Güte ist im Munde, die seltenste, lichthellste, reinste -- Geistes- und Herzens-
empfänglichkeit; die stillste Großheit im Auge, Weisheit in der Stirn und Augenbraune -- sanft-
weibliche Majestät im Ganzen.

Mehr Männlichsanftes hat nachstehende, um den Mund zu sehr abgerundete Silhouette.
Sonst alles reine Weiblichkeit. Eine von denen Silhouetten, deren Verzeichnung um ein Haar --
die unerreichbare Delikatesse der Natur -- verschwinden läßt.

[Abbildung]

Ein-
Frauensperſonen.
Zwanzigſtes Fragment.
Louiſe von Heſſen.
Des III. Ban-
des XCIV.
Tafel.

Verzeihung — fuͤr mehr als die unrechte Seite des Sterns! — Verzeihung fuͤr’s
Ganze! Fuͤr alles, was da iſt, und nicht da iſt; was ich ſagen und nicht ſagen
werde! — Edle Fuͤrſtinn! ..

Die ſtarke Schwaͤrzung thut dem — zu jugendlichen Geſichte ſehr wehe.

So auch die Kleinheit des Naſenlochs und die Schwaͤrze des Haars das zu dieſem markigen
Geſicht, wie’s in der Natur iſt, ſchlechterdings blond ſeyn ſollte.

Die Guͤte iſt im Munde, die ſeltenſte, lichthellſte, reinſte — Geiſtes- und Herzens-
empfaͤnglichkeit; die ſtillſte Großheit im Auge, Weisheit in der Stirn und Augenbraune — ſanft-
weibliche Majeſtaͤt im Ganzen.

Mehr Maͤnnlichſanftes hat nachſtehende, um den Mund zu ſehr abgerundete Silhouette.
Sonſt alles reine Weiblichkeit. Eine von denen Silhouetten, deren Verzeichnung um ein Haar —
die unerreichbare Delikateſſe der Natur — verſchwinden laͤßt.

[Abbildung]

Ein-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0531" n="327"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Frauensper&#x017F;onen.</hi> </hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zwanzig&#x017F;tes Fragment.<lb/>
Loui&#x017F;e von He&#x017F;&#x017F;en.</hi> </hi> </head><lb/>
          <note place="left">Des <hi rendition="#aq">III.</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">XCIV.</hi><lb/>
Tafel.</note>
          <p><hi rendition="#in">V</hi>erzeihung &#x2014; fu&#x0364;r mehr als die unrechte Seite des Sterns! &#x2014; Verzeihung fu&#x0364;r&#x2019;s<lb/>
Ganze! Fu&#x0364;r alles, was da i&#x017F;t, und nicht da i&#x017F;t; was ich &#x017F;agen und nicht &#x017F;agen<lb/>
werde! &#x2014; Edle Fu&#x0364;r&#x017F;tinn! ..</p><lb/>
          <p>Die &#x017F;tarke Schwa&#x0364;rzung thut dem &#x2014; zu jugendlichen Ge&#x017F;ichte &#x017F;ehr wehe.</p><lb/>
          <p>So auch die Kleinheit des Na&#x017F;enlochs und die Schwa&#x0364;rze des Haars das zu die&#x017F;em markigen<lb/>
Ge&#x017F;icht, wie&#x2019;s in der Natur i&#x017F;t, &#x017F;chlechterdings blond &#x017F;eyn &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Die Gu&#x0364;te i&#x017F;t im Munde, die &#x017F;elten&#x017F;te, lichthell&#x017F;te, rein&#x017F;te &#x2014; Gei&#x017F;tes- und Herzens-<lb/>
empfa&#x0364;nglichkeit; die &#x017F;till&#x017F;te Großheit im Auge, Weisheit in der Stirn und Augenbraune &#x2014; &#x017F;anft-<lb/>
weibliche Maje&#x017F;ta&#x0364;t im Ganzen.</p><lb/>
          <p>Mehr Ma&#x0364;nnlich&#x017F;anftes hat nach&#x017F;tehende, um den Mund zu &#x017F;ehr abgerundete Silhouette.<lb/>
Son&#x017F;t alles reine Weiblichkeit. Eine von denen Silhouetten, deren Verzeichnung um ein Haar &#x2014;<lb/>
die unerreichbare Delikate&#x017F;&#x017F;e der Natur &#x2014; ver&#x017F;chwinden la&#x0364;ßt.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ein-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0531] Frauensperſonen. Zwanzigſtes Fragment. Louiſe von Heſſen. Verzeihung — fuͤr mehr als die unrechte Seite des Sterns! — Verzeihung fuͤr’s Ganze! Fuͤr alles, was da iſt, und nicht da iſt; was ich ſagen und nicht ſagen werde! — Edle Fuͤrſtinn! .. Die ſtarke Schwaͤrzung thut dem — zu jugendlichen Geſichte ſehr wehe. So auch die Kleinheit des Naſenlochs und die Schwaͤrze des Haars das zu dieſem markigen Geſicht, wie’s in der Natur iſt, ſchlechterdings blond ſeyn ſollte. Die Guͤte iſt im Munde, die ſeltenſte, lichthellſte, reinſte — Geiſtes- und Herzens- empfaͤnglichkeit; die ſtillſte Großheit im Auge, Weisheit in der Stirn und Augenbraune — ſanft- weibliche Majeſtaͤt im Ganzen. Mehr Maͤnnlichſanftes hat nachſtehende, um den Mund zu ſehr abgerundete Silhouette. Sonſt alles reine Weiblichkeit. Eine von denen Silhouetten, deren Verzeichnung um ein Haar — die unerreichbare Delikateſſe der Natur — verſchwinden laͤßt. [Abbildung] Ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/531
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/531>, abgerufen am 18.12.2024.