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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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XI. Abschnitt. XIII. Fragment.
[Abbildung]
Dreyzehntes Fragment.
Zwo weibliche Silhouetten.
1.

Ein mir unbekanntes Gesichtgen, voll weiblichen Ausdrucks, voll kindlicher Schüchternheit und
bescheidener Güte. Die Stirne so rein weiblich, so Eindrucksfähig, so ohn' alles Arge -- So die
Nase -- Der Mund verschnitten, welches nun den Ausdruck von Kälte giebt. Das Kinn --
furchtsam bis zur Blödigkeit.

2.

Ebenfalls mir von Person unbekannt; aber ganz unfehlbar eines der Seelenvollsten weibli-
chen Gesichter. So viele edle, nachgiebige Festigkeit; so viel gefälliges unverändertes Ruhen auf
dem geliebten Gegenstande; so viel liebevolle Naivetät; Wohlwollen; bleibende Treue; leidende

Tugend;
XI. Abſchnitt. XIII. Fragment.
[Abbildung]
Dreyzehntes Fragment.
Zwo weibliche Silhouetten.
1.

Ein mir unbekanntes Geſichtgen, voll weiblichen Ausdrucks, voll kindlicher Schuͤchternheit und
beſcheidener Guͤte. Die Stirne ſo rein weiblich, ſo Eindrucksfaͤhig, ſo ohn’ alles Arge — So die
Naſe — Der Mund verſchnitten, welches nun den Ausdruck von Kaͤlte giebt. Das Kinn —
furchtſam bis zur Bloͤdigkeit.

2.

Ebenfalls mir von Perſon unbekannt; aber ganz unfehlbar eines der Seelenvollſten weibli-
chen Geſichter. So viele edle, nachgiebige Feſtigkeit; ſo viel gefaͤlliges unveraͤndertes Ruhen auf
dem geliebten Gegenſtande; ſo viel liebevolle Naivetaͤt; Wohlwollen; bleibende Treue; leidende

Tugend;
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[314/0504] XI. Abſchnitt. XIII. Fragment. [Abbildung] Dreyzehntes Fragment. Zwo weibliche Silhouetten. 1. Ein mir unbekanntes Geſichtgen, voll weiblichen Ausdrucks, voll kindlicher Schuͤchternheit und beſcheidener Guͤte. Die Stirne ſo rein weiblich, ſo Eindrucksfaͤhig, ſo ohn’ alles Arge — So die Naſe — Der Mund verſchnitten, welches nun den Ausdruck von Kaͤlte giebt. Das Kinn — furchtſam bis zur Bloͤdigkeit. 2. Ebenfalls mir von Perſon unbekannt; aber ganz unfehlbar eines der Seelenvollſten weibli- chen Geſichter. So viele edle, nachgiebige Feſtigkeit; ſo viel gefaͤlliges unveraͤndertes Ruhen auf dem geliebten Gegenſtande; ſo viel liebevolle Naivetaͤt; Wohlwollen; bleibende Treue; leidende Tugend;

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/504>, abgerufen am 18.12.2024.