Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Frauenspersonen.

Sie versinken in die unheilbarste Melancholie; so wie sie zur unerfliegbarsten Himmelswon-
ne hinauffliegen.

Männergefühl ist mehr Jmagination; Weibergefühl mehr Herz.

Wenn sie offen sind, so sind sie offner, als die Männer; wenn verschlossen, verschloßner.

Ueberhaupt -- duldender, langmüthiger, glaubender, gutthätiger -- und --
schamhafter. --

Sie sind nicht Fundament, worauf gebaut wird -- sondern Gold, Silber, Edelgestein,
Holz, Heu, Stoppeln, was auf das männliche Fundament sich bauen läßt. Sauerteig des
männlichen Charakters -- oder noch besser: Oel zum Essig der Mannheit.

Die zweyte Seite auf dem Blatte der Menschheit.

Mann allein nur halb Mann -- wenigstens nur halb Mensch -- König ohne Reich.
Nur durch den Mann ist sie stehend und gehend das Weib, das seine Weiblichkeit fühlt -- aber
auch nur durch das Weib ist der Mann das, was er seyn kann und soll. Daher nicht gut, daß
der Mensch allein sey. Er verläßt Vater und Mutter, und hängt an seinem Weibe --
und die zwey sind Ein Fleisch.

Noch ein physiognomisches Wort über das Verhältniß beyder Geschlechter.

Der Mann fester -- das Weib weicher.

Der Mann gerader -- das Weib schlanker.

Der Mann steht -- das Weib tritt leis auf.

Der Mann schaut und beobachtet -- das Weib blickt und empfindet.

Der Mann ist ernst -- das Weib leicht.

Der Mann ist höher und breiter -- das Weib kleiner und schmächtiger.

Der Mann zäher und roher -- das Weib glätter und sanfter.

Der Mann brauner -- weißer das Weib.

Faltiger der Mann -- Einfaltiger die Frau.

Stärker

Phys. Fragm. III. Versuch. P p

Frauensperſonen.

Sie verſinken in die unheilbarſte Melancholie; ſo wie ſie zur unerfliegbarſten Himmelswon-
ne hinauffliegen.

Maͤnnergefuͤhl iſt mehr Jmagination; Weibergefuͤhl mehr Herz.

Wenn ſie offen ſind, ſo ſind ſie offner, als die Maͤnner; wenn verſchloſſen, verſchloßner.

Ueberhaupt — duldender, langmuͤthiger, glaubender, gutthaͤtiger — und —
ſchamhafter. —

Sie ſind nicht Fundament, worauf gebaut wird — ſondern Gold, Silber, Edelgeſtein,
Holz, Heu, Stoppeln, was auf das maͤnnliche Fundament ſich bauen laͤßt. Sauerteig des
maͤnnlichen Charakters — oder noch beſſer: Oel zum Eſſig der Mannheit.

Die zweyte Seite auf dem Blatte der Menſchheit.

Mann allein nur halb Mann — wenigſtens nur halb Menſch — Koͤnig ohne Reich.
Nur durch den Mann iſt ſie ſtehend und gehend das Weib, das ſeine Weiblichkeit fuͤhlt — aber
auch nur durch das Weib iſt der Mann das, was er ſeyn kann und ſoll. Daher nicht gut, daß
der Menſch allein ſey. Er verlaͤßt Vater und Mutter, und haͤngt an ſeinem Weibe —
und die zwey ſind Ein Fleiſch.

Noch ein phyſiognomiſches Wort uͤber das Verhaͤltniß beyder Geſchlechter.

Der Mann feſter — das Weib weicher.

Der Mann gerader — das Weib ſchlanker.

Der Mann ſteht — das Weib tritt leis auf.

Der Mann ſchaut und beobachtet — das Weib blickt und empfindet.

Der Mann iſt ernſt — das Weib leicht.

Der Mann iſt hoͤher und breiter — das Weib kleiner und ſchmaͤchtiger.

Der Mann zaͤher und roher — das Weib glaͤtter und ſanfter.

Der Mann brauner — weißer das Weib.

Faltiger der Mann — Einfaltiger die Frau.

Staͤrker

Phyſ. Fragm. III. Verſuch. P p

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0471" n="297"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Frauensper&#x017F;onen.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <p>Sie ver&#x017F;inken in die unheilbar&#x017F;te Melancholie; &#x017F;o wie &#x017F;ie zur unerfliegbar&#x017F;ten Himmelswon-<lb/>
ne hinauffliegen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Ma&#x0364;nnergefu&#x0364;hl</hi> i&#x017F;t mehr <hi rendition="#fr">Jmagination; Weibergefu&#x0364;hl</hi> mehr <hi rendition="#fr">Herz.</hi></p><lb/>
          <p>Wenn &#x017F;ie offen &#x017F;ind, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie offner, als die Ma&#x0364;nner; wenn ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, ver&#x017F;chloßner.</p><lb/>
          <p>Ueberhaupt &#x2014; <hi rendition="#fr">duldender, langmu&#x0364;thiger, glaubender, guttha&#x0364;tiger</hi> &#x2014; und &#x2014;<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;chamhafter.</hi> &#x2014;</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;ind nicht <hi rendition="#fr">Fundament,</hi> worauf gebaut wird &#x2014; &#x017F;ondern Gold, Silber, Edelge&#x017F;tein,<lb/>
Holz, Heu, Stoppeln, was auf das ma&#x0364;nnliche Fundament &#x017F;ich bauen la&#x0364;ßt. <hi rendition="#fr">Sauerteig</hi> des<lb/>
ma&#x0364;nnlichen Charakters &#x2014; oder noch be&#x017F;&#x017F;er: <hi rendition="#fr">Oel zum E&#x017F;&#x017F;ig der Mannheit.</hi></p><lb/>
          <p>Die zweyte Seite auf dem Blatte der Men&#x017F;chheit.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Mann allein</hi> nur <hi rendition="#fr">halb Mann</hi> &#x2014; wenig&#x017F;tens nur halb Men&#x017F;ch &#x2014; Ko&#x0364;nig ohne Reich.<lb/>
Nur durch den Mann i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;tehend und gehend das Weib, das &#x017F;eine Weiblichkeit fu&#x0364;hlt &#x2014; aber<lb/>
auch nur durch das Weib i&#x017F;t der Mann das, was er &#x017F;eyn kann und &#x017F;oll. <hi rendition="#fr">Daher nicht gut, daß<lb/>
der Men&#x017F;ch allein &#x017F;ey. Er verla&#x0364;ßt Vater und Mutter, und ha&#x0364;ngt an &#x017F;einem Weibe &#x2014;<lb/>
und die zwey &#x017F;ind Ein Flei&#x017F;ch.</hi></p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Noch ein phy&#x017F;iognomi&#x017F;ches Wort u&#x0364;ber das Verha&#x0364;ltniß beyder Ge&#x017F;chlechter.</p><lb/>
          <p>Der Mann <hi rendition="#fr">fe&#x017F;ter</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">weicher.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann <hi rendition="#fr">gerader</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">&#x017F;chlanker.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann <hi rendition="#fr">&#x017F;teht</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">tritt leis auf.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann <hi rendition="#fr">&#x017F;chaut</hi> und <hi rendition="#fr">beobachtet</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">blickt</hi> und <hi rendition="#fr">empfindet.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann i&#x017F;t <hi rendition="#fr">ern&#x017F;t</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">leicht.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann i&#x017F;t <hi rendition="#fr">ho&#x0364;her</hi> und <hi rendition="#fr">breiter</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">kleiner</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;chma&#x0364;chtiger.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann <hi rendition="#fr">za&#x0364;her</hi> und <hi rendition="#fr">roher</hi> &#x2014; das Weib <hi rendition="#fr">gla&#x0364;tter</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;anfter.</hi></p><lb/>
          <p>Der Mann <hi rendition="#fr">brauner &#x2014; weißer</hi> das Weib.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Faltiger</hi> der Mann &#x2014; <hi rendition="#fr">Einfaltiger</hi> die Frau.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Phy&#x017F;. Fragm.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uch.</hi> P p</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Sta&#x0364;rker</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[297/0471] Frauensperſonen. Sie verſinken in die unheilbarſte Melancholie; ſo wie ſie zur unerfliegbarſten Himmelswon- ne hinauffliegen. Maͤnnergefuͤhl iſt mehr Jmagination; Weibergefuͤhl mehr Herz. Wenn ſie offen ſind, ſo ſind ſie offner, als die Maͤnner; wenn verſchloſſen, verſchloßner. Ueberhaupt — duldender, langmuͤthiger, glaubender, gutthaͤtiger — und — ſchamhafter. — Sie ſind nicht Fundament, worauf gebaut wird — ſondern Gold, Silber, Edelgeſtein, Holz, Heu, Stoppeln, was auf das maͤnnliche Fundament ſich bauen laͤßt. Sauerteig des maͤnnlichen Charakters — oder noch beſſer: Oel zum Eſſig der Mannheit. Die zweyte Seite auf dem Blatte der Menſchheit. Mann allein nur halb Mann — wenigſtens nur halb Menſch — Koͤnig ohne Reich. Nur durch den Mann iſt ſie ſtehend und gehend das Weib, das ſeine Weiblichkeit fuͤhlt — aber auch nur durch das Weib iſt der Mann das, was er ſeyn kann und ſoll. Daher nicht gut, daß der Menſch allein ſey. Er verlaͤßt Vater und Mutter, und haͤngt an ſeinem Weibe — und die zwey ſind Ein Fleiſch. Noch ein phyſiognomiſches Wort uͤber das Verhaͤltniß beyder Geſchlechter. Der Mann feſter — das Weib weicher. Der Mann gerader — das Weib ſchlanker. Der Mann ſteht — das Weib tritt leis auf. Der Mann ſchaut und beobachtet — das Weib blickt und empfindet. Der Mann iſt ernſt — das Weib leicht. Der Mann iſt hoͤher und breiter — das Weib kleiner und ſchmaͤchtiger. Der Mann zaͤher und roher — das Weib glaͤtter und ſanfter. Der Mann brauner — weißer das Weib. Faltiger der Mann — Einfaltiger die Frau. Staͤrker Phyſ. Fragm. III. Verſuch. P p

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/471
Zitationshilfe:	Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/471>, abgerufen am 16.02.2025.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Kontakt).

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.