"Ein Knoten voll Kampfes" -- Drang der Muskeln, Ausdruck von Arbeit und Wi- derstand.
"Das Aug' ist gediegner Lichtstral." -- Das ist, unflüchtiger, fester, durchdringender Lichtstral! durchblickend -- "was es sieht, sieht's durch, ohne mühsame Meditation und Jdeen- "reihung." --
"Jst es dir nicht, beym Blicke und Buge des Augenbrauns, als ob es seitwärts, oder "von untenher schaue?" -- (dieß scheint mir klar) "und sich seinen eignen Anblick gebe"? -- eine ganz eigene Art und Gabe, die Sachen anzusehen, besitze? -- "Jst's nicht, als kreuzten sich seine "Stralen und der Brennpunkt liege tief hin?" -- als wenn beyde Blicke den Gegenstand nahe zu- sammen faßten?
"Was die Nase anweht, stark, nahe, weht sie's an." -- Nimmt an nichts fremdem Theil; aber recht denn an dem, was für ihn gehört.
12.
Seite 288. Die Vignette ist Fenelon ... Offenbar eines der sanften, feinen, tief be- leuchtenden, unvordringlichen, traulichen, geistreichen Gesichter.
Beschluß.
Ohne weitere Stellen aus öffentlichen Beurtheilungen anzuführen -- verspreche ich nun mehr kalte Belehrung -- und gerade dieser Band wird durchgehends, hoff' ich, darthun, wie wich- tig mir billige Erinnerungen sind, und wie gern ich nachgebe, wo ich nachgeben kann ... Ohne doch jemals der unbilligen Forderung entsprechen zu können oder zu wollen -- "Nicht mehr zu seyn, "was ich bin -- oder anders zu reden, als ich denke" Jch hoffe -- daß nun "gemeinnützige "Deutlichkeit auf der Einen, und die kältere Untersuchung auf der andern Seite," in diesem Bande herrschender sey -- und "daß ich meiner Einbildungskraft weniger freyen Lauf lasse, we- "nigstens der ungeübtern, die unmöglich diesem Fluge folgen können, schone."
Drittes
D 3
Reviſion des zweyten Bandes.
„Ein Knoten voll Kampfes“ — Drang der Muskeln, Ausdruck von Arbeit und Wi- derſtand.
„Das Aug’ iſt gediegner Lichtſtral.“ — Das iſt, unfluͤchtiger, feſter, durchdringender Lichtſtral! durchblickend — „was es ſieht, ſieht’s durch, ohne muͤhſame Meditation und Jdeen- „reihung.“ —
„Jſt es dir nicht, beym Blicke und Buge des Augenbrauns, als ob es ſeitwaͤrts, oder „von untenher ſchaue?“ — (dieß ſcheint mir klar) „und ſich ſeinen eignen Anblick gebe“? — eine ganz eigene Art und Gabe, die Sachen anzuſehen, beſitze? — „Jſt’s nicht, als kreuzten ſich ſeine „Stralen und der Brennpunkt liege tief hin?“ — als wenn beyde Blicke den Gegenſtand nahe zu- ſammen faßten?
„Was die Naſe anweht, ſtark, nahe, weht ſie’s an.“ — Nimmt an nichts fremdem Theil; aber recht denn an dem, was fuͤr ihn gehoͤrt.
12.
Seite 288. Die Vignette iſt Fenelon ... Offenbar eines der ſanften, feinen, tief be- leuchtenden, unvordringlichen, traulichen, geiſtreichen Geſichter.
Beſchluß.
Ohne weitere Stellen aus oͤffentlichen Beurtheilungen anzufuͤhren — verſpreche ich nun mehr kalte Belehrung — und gerade dieſer Band wird durchgehends, hoff’ ich, darthun, wie wich- tig mir billige Erinnerungen ſind, und wie gern ich nachgebe, wo ich nachgeben kann ... Ohne doch jemals der unbilligen Forderung entſprechen zu koͤnnen oder zu wollen — „Nicht mehr zu ſeyn, „was ich bin — oder anders zu reden, als ich denke“ Jch hoffe — daß nun „gemeinnuͤtzige „Deutlichkeit auf der Einen, und die kaͤltere Unterſuchung auf der andern Seite,“ in dieſem Bande herrſchender ſey — und „daß ich meiner Einbildungskraft weniger freyen Lauf laſſe, we- „nigſtens der ungeuͤbtern, die unmoͤglich dieſem Fluge folgen koͤnnen, ſchone.“
Drittes
D 3
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Reviſion des zweyten Bandes.
„Ein Knoten voll Kampfes“ — Drang der Muskeln, Ausdruck von Arbeit und Wi-
derſtand.
„Das Aug’ iſt gediegner Lichtſtral.“ — Das iſt, unfluͤchtiger, feſter, durchdringender
Lichtſtral! durchblickend — „was es ſieht, ſieht’s durch, ohne muͤhſame Meditation und Jdeen-
„reihung.“ —
„Jſt es dir nicht, beym Blicke und Buge des Augenbrauns, als ob es ſeitwaͤrts, oder
„von untenher ſchaue?“ — (dieß ſcheint mir klar) „und ſich ſeinen eignen Anblick gebe“? — eine
ganz eigene Art und Gabe, die Sachen anzuſehen, beſitze? — „Jſt’s nicht, als kreuzten ſich ſeine
„Stralen und der Brennpunkt liege tief hin?“ — als wenn beyde Blicke den Gegenſtand nahe zu-
ſammen faßten?
„Was die Naſe anweht, ſtark, nahe, weht ſie’s an.“ — Nimmt an nichts fremdem Theil;
aber recht denn an dem, was fuͤr ihn gehoͤrt.
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Seite 288. Die Vignette iſt Fenelon ... Offenbar eines der ſanften, feinen, tief be-
leuchtenden, unvordringlichen, traulichen, geiſtreichen Geſichter.
Beſchluß.
Ohne weitere Stellen aus oͤffentlichen Beurtheilungen anzufuͤhren — verſpreche ich nun
mehr kalte Belehrung — und gerade dieſer Band wird durchgehends, hoff’ ich, darthun, wie wich-
tig mir billige Erinnerungen ſind, und wie gern ich nachgebe, wo ich nachgeben kann ... Ohne
doch jemals der unbilligen Forderung entſprechen zu koͤnnen oder zu wollen — „Nicht mehr zu ſeyn,
„was ich bin — oder anders zu reden, als ich denke“ Jch hoffe — daß nun „gemeinnuͤtzige
„Deutlichkeit auf der Einen, und die kaͤltere Unterſuchung auf der andern Seite,“ in dieſem
Bande herrſchender ſey — und „daß ich meiner Einbildungskraft weniger freyen Lauf laſſe, we-
„nigſtens der ungeuͤbtern, die unmoͤglich dieſem Fluge folgen koͤnnen, ſchone.“
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/45>, abgerufen am 03.03.2025.
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