Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.VI. Abschnitt. XII. Fragment. Zwölftes Fragment. Ein Jüngling der Mann ist. a. Des III. Ban-K ... nn. Ein schattirtes Profil und eine Silhouette. des XLI. Tafel. Wenig, oder nichts von dem Jüngling; denn er gehört in den innersten Kreis Hier im obern Bilde -- entkräftet, verschöngeistert, bis aufs Haar, das in der Natur Jch kann mir's nicht möglich denken, daß ein Mensch dieses Profil ohne Gefühl, ohne Hin- Hier
VI. Abſchnitt. XII. Fragment. Zwoͤlftes Fragment. Ein Juͤngling der Mann iſt. a. Des III. Ban-K ... nn. Ein ſchattirtes Profil und eine Silhouette. des XLI. Tafel. Wenig, oder nichts von dem Juͤngling; denn er gehoͤrt in den innerſten Kreis Hier im obern Bilde — entkraͤftet, verſchoͤngeiſtert, bis aufs Haar, das in der Natur Jch kann mir’s nicht moͤglich denken, daß ein Menſch dieſes Profil ohne Gefuͤhl, ohne Hin- Hier
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0254" n="158"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Abſchnitt. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Fragment.</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zwoͤlftes Fragment.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ein Juͤngling der Mann iſt.</hi> <hi rendition="#aq">a.<lb/> K ... nn.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Ein ſchattirtes Profil und eine Silhouette.</hi> </hi> </head><lb/> <note place="left">Des <hi rendition="#aq">III.</hi> Ban-<lb/> des <hi rendition="#aq">XLI.</hi><lb/> Tafel.</note> <p><hi rendition="#in">W</hi>enig, oder nichts von dem Juͤngling; denn er gehoͤrt in den innerſten Kreis<lb/> meiner Geliebten.</p><lb/> <p>Hier im obern Bilde — entkraͤftet, verſchoͤngeiſtert, bis aufs Haar, das in der Natur<lb/> weder ſo flach gekaͤmmt, noch ſo flach kaͤmmbar iſt. Auswuchs, der ſich kraͤußt wie goldene Trau-<lb/> benranken — wie charakteriſtiſch im Urbilde!</p><lb/> <p>Jch kann mir’s nicht moͤglich denken, daß ein Menſch dieſes Profil ohne Gefuͤhl, ohne Hin-<lb/> geriſſenheit, ohne Jntereſſe anſehe — da nicht in dieſer <hi rendition="#fr">Naſe</hi> wenigſtens, wenn in allem andern<lb/> nicht, innere, tiefe, ungelernte Groͤße und Urfeſtigkeit ahnde! „Ein Geſicht voll Blick, voll Drang<lb/> „und Kraft“ — wird gewiß auch der allerſchwaͤchſte Beurtheiler wenigſtens ſagen! Eherner Muth<lb/> iſt ſo gewiß in der Stirn, als in den Lippen wahre Freundſchaft und feſte Treue. Von den Au-<lb/> gen, weil ſie hier ſo verkleinlicht, obgleich in der Natur ſo mit Jnnigkeit geſalbt ſind, ſag’ ich<lb/> nichts. Die Stirn im Schattenriſſe hat etwas mehr Biegſamkeit, hingegen die Naſe mehr Kraft,<lb/> als im obern Bilde. Jn den Lippen iſt außerordentlich viel vorſtrebende entgegen ſchmachtende<lb/> Empfindung. Viel Adel im Ganzen!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0254]
VI. Abſchnitt. XII. Fragment.
Zwoͤlftes Fragment.
Ein Juͤngling der Mann iſt. a.
K ... nn.
Ein ſchattirtes Profil und eine Silhouette.
Wenig, oder nichts von dem Juͤngling; denn er gehoͤrt in den innerſten Kreis
meiner Geliebten.
Hier im obern Bilde — entkraͤftet, verſchoͤngeiſtert, bis aufs Haar, das in der Natur
weder ſo flach gekaͤmmt, noch ſo flach kaͤmmbar iſt. Auswuchs, der ſich kraͤußt wie goldene Trau-
benranken — wie charakteriſtiſch im Urbilde!
Jch kann mir’s nicht moͤglich denken, daß ein Menſch dieſes Profil ohne Gefuͤhl, ohne Hin-
geriſſenheit, ohne Jntereſſe anſehe — da nicht in dieſer Naſe wenigſtens, wenn in allem andern
nicht, innere, tiefe, ungelernte Groͤße und Urfeſtigkeit ahnde! „Ein Geſicht voll Blick, voll Drang
„und Kraft“ — wird gewiß auch der allerſchwaͤchſte Beurtheiler wenigſtens ſagen! Eherner Muth
iſt ſo gewiß in der Stirn, als in den Lippen wahre Freundſchaft und feſte Treue. Von den Au-
gen, weil ſie hier ſo verkleinlicht, obgleich in der Natur ſo mit Jnnigkeit geſalbt ſind, ſag’ ich
nichts. Die Stirn im Schattenriſſe hat etwas mehr Biegſamkeit, hingegen die Naſe mehr Kraft,
als im obern Bilde. Jn den Lippen iſt außerordentlich viel vorſtrebende entgegen ſchmachtende
Empfindung. Viel Adel im Ganzen!
Hier
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |