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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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VI. Abschnitt. X. Fragment.
Zehntes Fragment.
Zwey schattirte Jünglingsgesichter im Profil und von vornen.
C. Schw.
Des III. Ban-
des XXXIX.
Tafel.

Vor allen Dingen bemerkt, wie jeder Zeichner sein Bild mit einer Tinktur von
sich selber tingirt. Der Zeichner des obern Bildes hat etwas polirt -- der un-
tere verhärtet. Das Original ist weder so geleckt, wie 1, noch so hart, wie 2.

Beyde aber -- kein Alltagsgesicht -- doch ist's das obere viel mehr, als das untere.
Die Augen, noch mehr die Nase, am meisten der Mund des untern sind ganz entscheidend für Un-
gemeinheit des Geistes.

Die Stirn des obern ist sehr leicht und hell auffassend -- das Auge schnell erblickend --
aber beydes ohn' allen ruhig und tiefforschenden Scharfsinn.

Und dann abermals schwächt die hohe Augenbraune den Ausdruck der Verstandes-
Helle.

Güte ist im Munde des obern sichtbarer, als im untern. Auch das Kinn hat bey weitem
die Verstandeskraft des untern nicht.

Nachste-
VI. Abſchnitt. X. Fragment.
Zehntes Fragment.
Zwey ſchattirte Juͤnglingsgeſichter im Profil und von vornen.
C. Schw.
Des III. Ban-
des XXXIX.
Tafel.

Vor allen Dingen bemerkt, wie jeder Zeichner ſein Bild mit einer Tinktur von
ſich ſelber tingirt. Der Zeichner des obern Bildes hat etwas polirt — der un-
tere verhaͤrtet. Das Original iſt weder ſo geleckt, wie 1, noch ſo hart, wie 2.

Beyde aber — kein Alltagsgeſicht — doch iſt’s das obere viel mehr, als das untere.
Die Augen, noch mehr die Naſe, am meiſten der Mund des untern ſind ganz entſcheidend fuͤr Un-
gemeinheit des Geiſtes.

Die Stirn des obern iſt ſehr leicht und hell auffaſſend — das Auge ſchnell erblickend —
aber beydes ohn’ allen ruhig und tiefforſchenden Scharfſinn.

Und dann abermals ſchwaͤcht die hohe Augenbraune den Ausdruck der Verſtandes-
Helle.

Guͤte iſt im Munde des obern ſichtbarer, als im untern. Auch das Kinn hat bey weitem
die Verſtandeskraft des untern nicht.

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[154/0246] VI. Abſchnitt. X. Fragment. Zehntes Fragment. Zwey ſchattirte Juͤnglingsgeſichter im Profil und von vornen. C. Schw. Vor allen Dingen bemerkt, wie jeder Zeichner ſein Bild mit einer Tinktur von ſich ſelber tingirt. Der Zeichner des obern Bildes hat etwas polirt — der un- tere verhaͤrtet. Das Original iſt weder ſo geleckt, wie 1, noch ſo hart, wie 2. Beyde aber — kein Alltagsgeſicht — doch iſt’s das obere viel mehr, als das untere. Die Augen, noch mehr die Naſe, am meiſten der Mund des untern ſind ganz entſcheidend fuͤr Un- gemeinheit des Geiſtes. Die Stirn des obern iſt ſehr leicht und hell auffaſſend — das Auge ſchnell erblickend — aber beydes ohn’ allen ruhig und tiefforſchenden Scharfſinn. Und dann abermals ſchwaͤcht die hohe Augenbraune den Ausdruck der Verſtandes- Helle. Guͤte iſt im Munde des obern ſichtbarer, als im untern. Auch das Kinn hat bey weitem die Verſtandeskraft des untern nicht. Nachſte-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/246>, abgerufen am 18.12.2024.