Ein edler, gerader, tiefer, starker Mann, -- etwas zu trutzig, welches vielleicht von der Schiefheit des Umrisses, und von der zu starken Bezeichnung der Schatten herrührt.
Die Augen -- Augen des großen Mannes! Fast wollt' ich diese zur Regel setzen dür- fen. --
Das Haar -- obwohl vielleicht ein wenig idealisirt, dennoch im Ganzen herrlich! zart, voll, wuchsreich, ohne Verwirrung und schwerlästige Gedrängtheit -- nicht glatt und nicht hartkraus -- wahrer Ausdruck der höchsten Lichthelle des Verstandes ohne Poesie und -- Schwäche.
Das zweyte, Umriß vom zweyten der vorhergehenden Tafel, fester, zusammengezogener, gedrängter. --
Die Augenbraunen -- bestimmter, denkender, schreckender.
Die Augen -- weit weit unter 1.
Die Nase, der Mund, das Ganze steifer. --
[Abbildung]
Fünf
Gelehrte, Denker.
Ein edler, gerader, tiefer, ſtarker Mann, — etwas zu trutzig, welches vielleicht von der Schiefheit des Umriſſes, und von der zu ſtarken Bezeichnung der Schatten herruͤhrt.
Die Augen — Augen des großen Mannes! Faſt wollt’ ich dieſe zur Regel ſetzen duͤr- fen. —
Das Haar — obwohl vielleicht ein wenig idealiſirt, dennoch im Ganzen herrlich! zart, voll, wuchsreich, ohne Verwirrung und ſchwerlaͤſtige Gedraͤngtheit — nicht glatt und nicht hartkraus — wahrer Ausdruck der hoͤchſten Lichthelle des Verſtandes ohne Poeſie und — Schwaͤche.
Das zweyte, Umriß vom zweyten der vorhergehenden Tafel, feſter, zuſammengezogener, gedraͤngter. —
Die Augenbraunen — beſtimmter, denkender, ſchreckender.
Die Augen — weit weit unter 1.
Die Naſe, der Mund, das Ganze ſteifer. —
[Abbildung]
Fuͤnf
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0495"n="279"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Gelehrte, Denker.</hi></fw><lb/><p>Ein edler, gerader, tiefer, ſtarker Mann, — etwas zu trutzig, welches vielleicht von der<lb/>
Schiefheit des Umriſſes, und von der zu ſtarken Bezeichnung der Schatten herruͤhrt.</p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Augen</hi>— Augen des großen Mannes! Faſt wollt’ ich dieſe zur Regel ſetzen duͤr-<lb/>
fen. —</p><lb/><p>Das <hirendition="#fr">Haar</hi>— obwohl vielleicht ein wenig idealiſirt, dennoch im Ganzen herrlich! zart, voll,<lb/>
wuchsreich, ohne Verwirrung und ſchwerlaͤſtige Gedraͤngtheit — nicht glatt und nicht hartkraus —<lb/>
wahrer Ausdruck der hoͤchſten Lichthelle des Verſtandes ohne Poeſie und — Schwaͤche.</p><lb/><p>Das zweyte, Umriß vom zweyten der vorhergehenden Tafel, feſter, zuſammengezogener,<lb/>
gedraͤngter. —</p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Augenbraunen</hi>— beſtimmter, denkender, ſchreckender.</p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Augen</hi>— weit weit unter 1.</p><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Naſe,</hi> der Mund, das Ganze ſteifer. —</p><lb/><figure/><lb/></div></div><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Fuͤnf</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[279/0495]
Gelehrte, Denker.
Ein edler, gerader, tiefer, ſtarker Mann, — etwas zu trutzig, welches vielleicht von der
Schiefheit des Umriſſes, und von der zu ſtarken Bezeichnung der Schatten herruͤhrt.
Die Augen — Augen des großen Mannes! Faſt wollt’ ich dieſe zur Regel ſetzen duͤr-
fen. —
Das Haar — obwohl vielleicht ein wenig idealiſirt, dennoch im Ganzen herrlich! zart, voll,
wuchsreich, ohne Verwirrung und ſchwerlaͤſtige Gedraͤngtheit — nicht glatt und nicht hartkraus —
wahrer Ausdruck der hoͤchſten Lichthelle des Verſtandes ohne Poeſie und — Schwaͤche.
Das zweyte, Umriß vom zweyten der vorhergehenden Tafel, feſter, zuſammengezogener,
gedraͤngter. —
Die Augenbraunen — beſtimmter, denkender, ſchreckender.
Die Augen — weit weit unter 1.
Die Naſe, der Mund, das Ganze ſteifer. —
[Abbildung]
Fuͤnf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/495>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.