Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.XXX. Fragment. Zweyte Tafel. Ein Profilporträt H. Unter die sanften, geschmeidigen, guten Charakter gehört auch dieses -- abermal weit hinter dem Die Fehler der Zeichnung sind -- allzuweite Entfernung des Auges von dem Nasen- Durch dieß alles ist dem Gesichte viel Geist und Herz geraubt. Daß es aber auch so, wie's da ist, eines guten Menschen Gesicht ist, scheint mir ge- Das Ohr ist gut gemacht, und hat viel Ausdruck von Sanftheit. Auch ist Herr H. ein Jn der Stirne, vermeyn' ich -- Witz, ohne Bosheit; in der Nase was Edles, so wie Jm ganzen Umrisse, im ganzen Gesichte keine gerade, keine harte Linie -- nicht so weich, Nun
XXX. Fragment. Zweyte Tafel. Ein Profilportraͤt H. Unter die ſanften, geſchmeidigen, guten Charakter gehoͤrt auch dieſes — abermal weit hinter dem Die Fehler der Zeichnung ſind — allzuweite Entfernung des Auges von dem Naſen- Durch dieß alles iſt dem Geſichte viel Geiſt und Herz geraubt. Daß es aber auch ſo, wie’s da iſt, eines guten Menſchen Geſicht iſt, ſcheint mir ge- Das Ohr iſt gut gemacht, und hat viel Ausdruck von Sanftheit. Auch iſt Herr H. ein Jn der Stirne, vermeyn’ ich — Witz, ohne Bosheit; in der Naſe was Edles, ſo wie Jm ganzen Umriſſe, im ganzen Geſichte keine gerade, keine harte Linie — nicht ſo weich, Nun
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0392" n="234"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">XXX.</hi> <hi rendition="#g">Fragment.</hi> </hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#fr">Zweyte Tafel.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ein Profilportraͤt</hi> </hi> <hi rendition="#aq">H.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">U</hi>nter die ſanften, geſchmeidigen, guten Charakter gehoͤrt auch dieſes — abermal weit hinter dem<lb/> Originale zuruͤckſtehende Profil. Es iſt das nicht ſehr kenntliche Portraͤt eines liebenswuͤrdigen<lb/> Mannes von Einſicht und Geſchmack. —</p><lb/> <p>Die Fehler der Zeichnung ſind — allzuweite Entfernung des Auges von dem Naſen-<lb/> laͤppchen; die weiße Flaͤche vom Auge bis zum Munde; — Haͤrte des Mundes, beſonders im<lb/> Winkel und in der Unterlippe; — der zu bogigte Umriß der Kinnlade.</p><lb/> <p>Durch dieß alles iſt dem Geſichte viel Geiſt und Herz geraubt.</p><lb/> <p>Daß es aber auch ſo, wie’s da iſt, eines guten Menſchen Geſicht iſt, ſcheint mir ge-<lb/> wiß zu ſeyn. Durch die Gedehntheit des Untertheils des Geſichtes hat der Ausdruck weniger<lb/> an Guͤte, als an Geiſt verloren.</p><lb/> <p>Das Ohr iſt gut gemacht, und hat viel Ausdruck von Sanftheit. Auch iſt Herr H. ein<lb/> Kenner und Freund der Tonkunſt.</p><lb/> <p>Jn der Stirne, vermeyn’ ich — Witz, ohne Bosheit; in der Naſe was Edles, ſo wie<lb/> im ganzen Geſichte viel Guͤte und Dienſtgefliſſenheit zu bemerken.</p><lb/> <p>Jm ganzen Umriſſe, im ganzen Geſichte keine gerade, keine harte Linie — nicht ſo weich,<lb/> wie der vorige — etwas zaͤher, aber nicht haͤrter.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0392]
XXX. Fragment.
Zweyte Tafel.
Ein Profilportraͤt H.
Unter die ſanften, geſchmeidigen, guten Charakter gehoͤrt auch dieſes — abermal weit hinter dem
Originale zuruͤckſtehende Profil. Es iſt das nicht ſehr kenntliche Portraͤt eines liebenswuͤrdigen
Mannes von Einſicht und Geſchmack. —
Die Fehler der Zeichnung ſind — allzuweite Entfernung des Auges von dem Naſen-
laͤppchen; die weiße Flaͤche vom Auge bis zum Munde; — Haͤrte des Mundes, beſonders im
Winkel und in der Unterlippe; — der zu bogigte Umriß der Kinnlade.
Durch dieß alles iſt dem Geſichte viel Geiſt und Herz geraubt.
Daß es aber auch ſo, wie’s da iſt, eines guten Menſchen Geſicht iſt, ſcheint mir ge-
wiß zu ſeyn. Durch die Gedehntheit des Untertheils des Geſichtes hat der Ausdruck weniger
an Guͤte, als an Geiſt verloren.
Das Ohr iſt gut gemacht, und hat viel Ausdruck von Sanftheit. Auch iſt Herr H. ein
Kenner und Freund der Tonkunſt.
Jn der Stirne, vermeyn’ ich — Witz, ohne Bosheit; in der Naſe was Edles, ſo wie
im ganzen Geſichte viel Guͤte und Dienſtgefliſſenheit zu bemerken.
Jm ganzen Umriſſe, im ganzen Geſichte keine gerade, keine harte Linie — nicht ſo weich,
wie der vorige — etwas zaͤher, aber nicht haͤrter.
Nun
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |