15. -- Treffliche Anlage zu Verstand und Festigkeit, nur zu gepackt und untenher zu sehr gerundet, doch noch voll Hoffnung der Ausbildung. Gefällig, gut. Aber
16. -- Wer erkennt nicht die eherne Stirn, den eisernen Nacken, festen Blick, unerbittlichen Sinn. Treffliche Festigkeit. Nach dem Farnesischen Herkules, nur die Nase um etwas zu weit hervor; dieß vermindert das Gefühl von Kraft, das im Ganzen ruht.
Nachstehendes Portrait eines componirenden Tonkünstlers. Der Umriß von der Stirn an bis unter die Nase zeigt Verstand und vielfassende, reiche Einbildungskraft -- ohne feste, stehende, gewurzelte Stärke oder Härte.
Jn dem Auge ist sehr viel Empfänglichkeit mannichfaltiger Eindrücke, und Leichtigkeit alles zu coloriren. Jn dem Mund ist Güte und Gefälligkeit.
[Abbildung]
Zweytes
des phyſiognomiſchen Gefuͤhles.
15. — Treffliche Anlage zu Verſtand und Feſtigkeit, nur zu gepackt und untenher zu ſehr gerundet, doch noch voll Hoffnung der Ausbildung. Gefaͤllig, gut. Aber
16. — Wer erkennt nicht die eherne Stirn, den eiſernen Nacken, feſten Blick, unerbittlichen Sinn. Treffliche Feſtigkeit. Nach dem Farneſiſchen Herkules, nur die Naſe um etwas zu weit hervor; dieß vermindert das Gefuͤhl von Kraft, das im Ganzen ruht.
Nachſtehendes Portrait eines componirenden Tonkuͤnſtlers. Der Umriß von der Stirn an bis unter die Naſe zeigt Verſtand und vielfaſſende, reiche Einbildungskraft — ohne feſte, ſtehende, gewurzelte Staͤrke oder Haͤrte.
Jn dem Auge iſt ſehr viel Empfaͤnglichkeit mannichfaltiger Eindruͤcke, und Leichtigkeit alles zu coloriren. Jn dem Mund iſt Guͤte und Gefaͤlligkeit.
[Abbildung]
Zweytes
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des phyſiognomiſchen Gefuͤhles.
15. — Treffliche Anlage zu Verſtand und Feſtigkeit, nur zu gepackt und untenher zu ſehr
gerundet, doch noch voll Hoffnung der Ausbildung. Gefaͤllig, gut. Aber
16. — Wer erkennt nicht die eherne Stirn, den eiſernen Nacken, feſten Blick, unerbittlichen
Sinn. Treffliche Feſtigkeit. Nach dem Farneſiſchen Herkules, nur die Naſe um etwas zu
weit hervor; dieß vermindert das Gefuͤhl von Kraft, das im Ganzen ruht.
Nachſtehendes Portrait eines componirenden Tonkuͤnſtlers. Der Umriß von der Stirn
an bis unter die Naſe zeigt Verſtand und vielfaſſende, reiche Einbildungskraft — ohne feſte,
ſtehende, gewurzelte Staͤrke oder Haͤrte.
Jn dem Auge iſt ſehr viel Empfaͤnglichkeit mannichfaltiger Eindruͤcke, und Leichtigkeit
alles zu coloriren. Jn dem Mund iſt Guͤte und Gefaͤlligkeit.
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/33>, abgerufen am 23.07.2024.
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