Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschluß.
Lied eines physiognomischen Zeichners.
Ach daß die innre Schöpfungskraft
Durch meinen Sinn erschölle!
Daß eine Bildung voller Saft
Aus meinen Fingern quölle!
Jch zittre nur und stottre nur
Und kann es doch nicht lassen;
Jch fühl' ich kenne dich, Natur,
Und so muß ich dich fassen.
Wenn ich bedenk' wie manches Jahr
Sich schon mein Sinn erschließet,
Wie er, wo dürre Haide war,
Nun Freudenquell genießet;
Da ahnd' ich ganz Natur nach dir,
Dich frey und lieb zu fühlen,
Ein lust'ger Springbrunn wirst du mir
Aus tausend Röhren spielen;
Wirst alle meine Kräfte mir
Jn meinem Sinn erweitern,
Und dieses enge Daseyn hier
Zur Ewigkeit erweitern.


Register
Beſchluß.
Lied eines phyſiognomiſchen Zeichners.
Ach daß die innre Schoͤpfungskraft
Durch meinen Sinn erſchoͤlle!
Daß eine Bildung voller Saft
Aus meinen Fingern quoͤlle!
Jch zittre nur und ſtottre nur
Und kann es doch nicht laſſen;
Jch fuͤhl' ich kenne dich, Natur,
Und ſo muß ich dich faſſen.
Wenn ich bedenk' wie manches Jahr
Sich ſchon mein Sinn erſchließet,
Wie er, wo duͤrre Haide war,
Nun Freudenquell genießet;
Da ahnd' ich ganz Natur nach dir,
Dich frey und lieb zu fuͤhlen,
Ein luſt'ger Springbrunn wirſt du mir
Aus tauſend Roͤhren ſpielen;
Wirſt alle meine Kraͤfte mir
Jn meinem Sinn erweitern,
Und dieſes enge Daſeyn hier
Zur Ewigkeit erweitern.


Regiſter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0432" n="272"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Be&#x017F;chluß</hi>.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Lied eines phy&#x017F;iognomi&#x017F;chen Zeichners</hi>.</hi> </head><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#in">A</hi>ch daß die innre Scho&#x0364;pfungskraft</l><lb/>
              <l>Durch meinen Sinn er&#x017F;cho&#x0364;lle!</l><lb/>
              <l>Daß eine Bildung voller Saft</l><lb/>
              <l>Aus meinen Fingern quo&#x0364;lle!</l><lb/>
              <l>Jch zittre nur und &#x017F;tottre nur</l><lb/>
              <l>Und kann es doch nicht la&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
              <l>Jch fu&#x0364;hl' ich kenne dich, Natur,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o muß ich dich fa&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Wenn ich bedenk' wie manches Jahr</l><lb/>
              <l>Sich &#x017F;chon mein Sinn er&#x017F;chließet,</l><lb/>
              <l>Wie er, wo du&#x0364;rre Haide war,</l><lb/>
              <l>Nun Freudenquell genießet;</l><lb/>
              <l>Da ahnd' ich ganz Natur nach dir,</l><lb/>
              <l>Dich frey und lieb zu fu&#x0364;hlen,</l><lb/>
              <l>Ein lu&#x017F;t'ger Springbrunn wir&#x017F;t du mir</l><lb/>
              <l>Aus tau&#x017F;end Ro&#x0364;hren &#x017F;pielen;</l><lb/>
              <l>Wir&#x017F;t alle meine Kra&#x0364;fte mir</l><lb/>
              <l>Jn meinem Sinn erweitern,</l><lb/>
              <l>Und die&#x017F;es enge Da&#x017F;eyn hier</l><lb/>
              <l>Zur Ewigkeit erweitern.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">den 19. April 1775.</hi> </dateline>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Regi&#x017F;ter</hi> </fw><lb/>
    </body>
    <back>
</back>
  </text>
</TEI>
[272/0432] Beſchluß. Lied eines phyſiognomiſchen Zeichners. Ach daß die innre Schoͤpfungskraft Durch meinen Sinn erſchoͤlle! Daß eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern quoͤlle! Jch zittre nur und ſtottre nur Und kann es doch nicht laſſen; Jch fuͤhl' ich kenne dich, Natur, Und ſo muß ich dich faſſen. Wenn ich bedenk' wie manches Jahr Sich ſchon mein Sinn erſchließet, Wie er, wo duͤrre Haide war, Nun Freudenquell genießet; Da ahnd' ich ganz Natur nach dir, Dich frey und lieb zu fuͤhlen, Ein luſt'ger Springbrunn wirſt du mir Aus tauſend Roͤhren ſpielen; Wirſt alle meine Kraͤfte mir Jn meinem Sinn erweitern, Und dieſes enge Daſeyn hier Zur Ewigkeit erweitern. den 19. April 1775. Regiſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/432
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/432>, abgerufen am 26.11.2024.