Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.zur Prüfung des physiognomischen Genies. GG. Ein paar Knaben. 1. Ein schwaches Bild eines unvergleichlich hoffnungsvollen Knaben; eines Sohnes zweyer ver- Augen und Mund sind um etwas zu kleinlich. Das Aug' im Original verkündigt Die Stirne, so wie sie auch nur hier erscheint, zeigt eine herrlich offne, denkende Welcher Verstand in seinem Blick und seinem Munde! Jch glaube, die Augenbraune steh ein wenig zu hoch über dem Auge, wodurch die 2. Das untere Gesicht will auch was in der Welt werden! So fein, wie das obere, ist's Stirne mit Stirne verglichen, verliert's gegen das obere. Es hat nicht das Sanfte, Bescheidene, Edle. Doch ist's herzgut, und verspricht große Es ist der Sohn des nicht gar kenntlichen Mannes, von dem wir in F. dieses Frag- Die Phys. Fragm. I Versuch. K k
zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies. GG. Ein paar Knaben. 1. Ein ſchwaches Bild eines unvergleichlich hoffnungsvollen Knaben; eines Sohnes zweyer ver- Augen und Mund ſind um etwas zu kleinlich. Das Aug' im Original verkuͤndigt Die Stirne, ſo wie ſie auch nur hier erſcheint, zeigt eine herrlich offne, denkende Welcher Verſtand in ſeinem Blick und ſeinem Munde! Jch glaube, die Augenbraune ſteh ein wenig zu hoch uͤber dem Auge, wodurch die 2. Das untere Geſicht will auch was in der Welt werden! So fein, wie das obere, iſt's Stirne mit Stirne verglichen, verliert's gegen das obere. Es hat nicht das Sanfte, Beſcheidene, Edle. Doch iſt's herzgut, und verſpricht große Es iſt der Sohn des nicht gar kenntlichen Mannes, von dem wir in F. dieſes Frag- Die Phyſ. Fragm. I Verſuch. K k
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zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies.
GG.
Ein paar Knaben.
1.
Ein ſchwaches Bild eines unvergleichlich hoffnungsvollen Knaben; eines Sohnes zweyer ver-
ſtand- und geſchmack- und herzreichen Aeltern.
Augen und Mund ſind um etwas zu kleinlich. Das Aug' im Original verkuͤndigt
einen unſterblichen Mann.
Die Stirne, ſo wie ſie auch nur hier erſcheint, zeigt eine herrlich offne, denkende
Seele! Auch die Sanftheit, Entſchloſſenheit und Unſchuld der Stellung gefaͤllt mir ausneh-
mend wohl.
Welcher Verſtand in ſeinem Blick und ſeinem Munde!
Jch glaube, die Augenbraune ſteh ein wenig zu hoch uͤber dem Auge, wodurch die
Schaͤrfe des Blickes um etwas geſchwaͤcht wird.
2.
Das untere Geſicht will auch was in der Welt werden! So fein, wie das obere, iſt's
freylich lange nicht! Doch hat's auch einen feſten Blick und viel Entſchloſſenheit.
Stirne mit Stirne verglichen, verliert's gegen das obere.
Es hat nicht das Sanfte, Beſcheidene, Edle. Doch iſt's herzgut, und verſpricht große
Wirkſamkeit.
Es iſt der Sohn des nicht gar kenntlichen Mannes, von dem wir in F. dieſes Frag-
ments geſprochen haben.
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