Jch beschließe diese Zugabe mit einer andern Anmerkung dieses vortrefflichen Gelehrten, der uns in unsern Untersuchungen noch oft begegnen, oft die Hand reichen wird, und bis- weilen auch vielleicht mit einigen Fragen des Zweifels beunruhigt, nein, nicht beunruhigt, zu unsrer Belehrung ehrerbietig aufgefordert werden dürfte: "Es giebt Leidenschaften," sagt Er, "und Grade von Leidenschaften, die sich in dem Gesichte durch die häßlichsten Verzerrun- "gen äußern, und den ganzen Körper in so gewaltsame Stellungen setzen, daß alle die schö- "nen Linien, die ihn in einem ruhigem Stande umschreiben, verlohren gehen." Und ich thue hinzu: Verloren bleiben, wenn der Mensch sich zu tief in diese Leidenschaft herunter ge- arbeitet hat.
[Abbildung]
Sechste
der moraliſchen und koͤrperlichen Schoͤnheit.
Jch beſchließe dieſe Zugabe mit einer andern Anmerkung dieſes vortrefflichen Gelehrten, der uns in unſern Unterſuchungen noch oft begegnen, oft die Hand reichen wird, und bis- weilen auch vielleicht mit einigen Fragen des Zweifels beunruhigt, nein, nicht beunruhigt, zu unſrer Belehrung ehrerbietig aufgefordert werden duͤrfte: „Es giebt Leidenſchaften,“ ſagt Er, „und Grade von Leidenſchaften, die ſich in dem Geſichte durch die haͤßlichſten Verzerrun- „gen aͤußern, und den ganzen Koͤrper in ſo gewaltſame Stellungen ſetzen, daß alle die ſchoͤ- „nen Linien, die ihn in einem ruhigem Stande umſchreiben, verlohren gehen.“ Und ich thue hinzu: Verloren bleiben, wenn der Menſch ſich zu tief in dieſe Leidenſchaft herunter ge- arbeitet hat.
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Sechſte
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der moraliſchen und koͤrperlichen Schoͤnheit.
Jch beſchließe dieſe Zugabe mit einer andern Anmerkung dieſes vortrefflichen Gelehrten,
der uns in unſern Unterſuchungen noch oft begegnen, oft die Hand reichen wird, und bis-
weilen auch vielleicht mit einigen Fragen des Zweifels beunruhigt, nein, nicht beunruhigt,
zu unſrer Belehrung ehrerbietig aufgefordert werden duͤrfte: „Es giebt Leidenſchaften,“ ſagt
Er, „und Grade von Leidenſchaften, die ſich in dem Geſichte durch die haͤßlichſten Verzerrun-
„gen aͤußern, und den ganzen Koͤrper in ſo gewaltſame Stellungen ſetzen, daß alle die ſchoͤ-
„nen Linien, die ihn in einem ruhigem Stande umſchreiben, verlohren gehen.“ Und ich
thue hinzu: Verloren bleiben, wenn der Menſch ſich zu tief in dieſe Leidenſchaft herunter ge-
arbeitet hat.
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/131>, abgerufen am 24.11.2024.
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