darfst nur wollen, so werd' ich rein werden! -- Jac. V. 11.So reckt sich die Hand dessen aus, der reich ist an in- niglicher Anmuthung und ein Erbarmer. Unsere Seele wird wie von seinem Finger berührt -- es geht eine Kraft von Ihm aus mit dem erhebenden Mark und Gebein durchdringenden Wort: Ich wills! Sey rein! Mit dem Worte wird die schwerste Last von der Seele weg- gehoben -- die Kraftlosigkeit und Erstorbenheit verschwin- det. Der Lebensfunke ist hineingeworfen. Ein innerer tiefer höchstkräftiger Sinn ist gleichsam durch eine Berüh- rung des Allmächtigen elektrisirt und erschüttert wor- den -- -- Wie jedes Steh' auf und wandle durch Mark und Gebein fuhr -- so fährt, mögt' ich sagen, der Geist des Evangeliums in gewissem Sinne den zerknirschten- traulich hingegebenen an Ihn, so mächtig durch die See- le -- daß man Kraft und Freyheit hat -- zu stehn und zu wandeln, und nichts mehr anders will und mag.
55. Erbarmen und Allmacht Jesus.
Was sagt uns das Evangelium von dem Erbar- men, der Hülfsfreude und der Macht Jesu über die Menschen? -- --
Ich wills! Sey rein! -- Ich will kommen Matth. VIII. 7.und ihn heilen -- gehe hin, wie du geglaubt Matth. VIII. 13.hast, also geschehe dir! -- und zu derselben Stun- de ward der Knecht gesund -- Er rührte ihre Matth. VIII. 15. 16Hand an, und das Fieber verließ sie -- Als es Abend ward, brachten sie Ihm viele Besessene, und Er trieb die Geister mit dem Wort aus und
heilte
Matthäus VIII.
darfſt nur wollen, ſo werd’ ich rein werden! — Jac. V. 11.So reckt ſich die Hand deſſen aus, der reich iſt an in- niglicher Anmuthung und ein Erbarmer. Unſere Seele wird wie von ſeinem Finger berührt — es geht eine Kraft von Ihm aus mit dem erhebenden Mark und Gebein durchdringenden Wort: Ich wills! Sey rein! Mit dem Worte wird die ſchwerſte Laſt von der Seele weg- gehoben — die Kraftloſigkeit und Erſtorbenheit verſchwin- det. Der Lebensfunke iſt hineingeworfen. Ein innerer tiefer höchſtkräftiger Sinn iſt gleichſam durch eine Berüh- rung des Allmächtigen elektriſirt und erſchüttert wor- den — — Wie jedes Steh’ auf und wandle durch Mark und Gebein fuhr — ſo fährt, mögt’ ich ſagen, der Geiſt des Evangeliums in gewiſſem Sinne den zerknirſchten- traulich hingegebenen an Ihn, ſo mächtig durch die See- le — daß man Kraft und Freyheit hat — zu ſtehn und zu wandeln, und nichts mehr anders will und mag.
55. Erbarmen und Allmacht Jeſus.
Was ſagt uns das Evangelium von dem Erbar- men, der Hülfsfreude und der Macht Jeſu über die Menſchen? — —
Ich wills! Sey rein! — Ich will kommen Matth. VIII. 7.und ihn heilen — gehe hin, wie du geglaubt Matth. VIII. 13.haſt, alſo geſchehe dir! — und zu derſelben Stun- de ward der Knecht geſund — Er rührte ihre Matth. VIII. 15. 16Hand an, und das Fieber verließ ſie — Als es Abend ward, brachten ſie Ihm viele Beſeſſene, und Er trieb die Geiſter mit dem Wort aus und
heilte
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[68[88]/0096]
Matthäus VIII.
darfſt nur wollen, ſo werd’ ich rein werden! —
So reckt ſich die Hand deſſen aus, der reich iſt an in-
niglicher Anmuthung und ein Erbarmer. Unſere
Seele wird wie von ſeinem Finger berührt — es geht
eine Kraft von Ihm aus mit dem erhebenden Mark und
Gebein durchdringenden Wort: Ich wills! Sey rein!
Mit dem Worte wird die ſchwerſte Laſt von der Seele weg-
gehoben — die Kraftloſigkeit und Erſtorbenheit verſchwin-
det. Der Lebensfunke iſt hineingeworfen. Ein innerer
tiefer höchſtkräftiger Sinn iſt gleichſam durch eine Berüh-
rung des Allmächtigen elektriſirt und erſchüttert wor-
den — — Wie jedes Steh’ auf und wandle durch Mark
und Gebein fuhr — ſo fährt, mögt’ ich ſagen, der Geiſt
des Evangeliums in gewiſſem Sinne den zerknirſchten-
traulich hingegebenen an Ihn, ſo mächtig durch die See-
le — daß man Kraft und Freyheit hat — zu ſtehn und
zu wandeln, und nichts mehr anders will und mag.
Jac. V. 11.
55.
Erbarmen und Allmacht Jeſus.
Was ſagt uns das Evangelium von dem Erbar-
men, der Hülfsfreude und der Macht Jeſu über die
Menſchen? — —
Ich wills! Sey rein! — Ich will kommen
und ihn heilen — gehe hin, wie du geglaubt
haſt, alſo geſchehe dir! — und zu derſelben Stun-
de ward der Knecht geſund — Er rührte ihre
Hand an, und das Fieber verließ ſie — Als es
Abend ward, brachten ſie Ihm viele Beſeſſene,
und Er trieb die Geiſter mit dem Wort aus und
heilte
Matth.
VIII. 7.
Matth.
VIII. 13.
Matth.
VIII. 15. 16
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 68[88]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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