Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

des ersten Bandes.
zu kommen. Und im Traum empfieng er Befehl
von Gott, und zog in die Oerter des galiläischen
Landes, und kam, und wohnete in der Stadt,
die da heisset Nazareth, auf daß erfüllet würde,
was da gesagt ist durch die Propheten: Er soll
Nazarener heissen.

Gott hat ein offnes Aug' über seine Verehrer.
Die Augen des Herrn schauen durch alle Lande,
daß Er die stärke, so mit ganzem Herzen an
Ihm hangen.

Was an Israel geschahe, geschahe an Christus.
Beyde sind in einem verschiedenen Sinn Erstgebohrne
Söhne,
Lieblinge Gottes. Beyde mußten in Aegypten
flüchten; Beyde auf Gottes Ruf und durch Gottes
Macht wieder nach Canaan zurückkehren.

Sie sind gestorben, die dem Kinde nach
dem Leben stunden.
Der Herr tödtet, welchen Er
will. Auch der Mächtigste steht unter einem Mächti-
gern, der ihn, wenn er will, vor seinen Richterstuhl
rufen kann. Gottes und der Seinigen Feinde leben
nicht immer. Der Herr schaft seinen Kindern Frist.
Sollte Gott seinen Auserwählten nicht Rettung
schaffen, die Tags und Nachts zu Ihm schreyen.

Sie sind gestorben -- ist nur von einem gesagt
-- dieß dienet jener Stelle zur Erläuterung -- Auch
die lästerten Ihn, die mit Ihm gekreuzigt wa-
ren.
An beyden Stellen ist nur von Einem die Rede.
Man spricht auch so im gemeinen Leben.

Es
P p 4

des erſten Bandes.
zu kommen. Und im Traum empfieng er Befehl
von Gott, und zog in die Oerter des galiläiſchen
Landes, und kam, und wohnete in der Stadt,
die da heiſſet Nazareth, auf daß erfüllet würde,
was da geſagt iſt durch die Propheten: Er ſoll
Nazarener heiſſen.

Gott hat ein offnes Aug’ über ſeine Verehrer.
Die Augen des Herrn ſchauen durch alle Lande,
daß Er die ſtärke, ſo mit ganzem Herzen an
Ihm hangen.

Was an Iſrael geſchahe, geſchahe an Chriſtus.
Beyde ſind in einem verſchiedenen Sinn Erſtgebohrne
Söhne,
Lieblinge Gottes. Beyde mußten in Aegypten
flüchten; Beyde auf Gottes Ruf und durch Gottes
Macht wieder nach Canaan zurückkehren.

Sie ſind geſtorben, die dem Kinde nach
dem Leben ſtunden.
Der Herr tödtet, welchen Er
will. Auch der Mächtigſte ſteht unter einem Mächti-
gern, der ihn, wenn er will, vor ſeinen Richterſtuhl
rufen kann. Gottes und der Seinigen Feinde leben
nicht immer. Der Herr ſchaft ſeinen Kindern Friſt.
Sollte Gott ſeinen Auserwählten nicht Rettung
ſchaffen, die Tags und Nachts zu Ihm ſchreyen.

Sie ſind geſtorben — iſt nur von einem geſagt
— dieß dienet jener Stelle zur Erläuterung — Auch
die läſterten Ihn, die mit Ihm gekreuzigt wa-
ren.
An beyden Stellen iſt nur von Einem die Rede.
Man ſpricht auch ſo im gemeinen Leben.

Es
P p 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0627" n="599[619]"/>
                <fw place="top" type="header">des er&#x017F;ten Bandes.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">zu kommen. Und im Traum empfieng er Befehl<lb/>
von Gott, und zog in die Oerter des galiläi&#x017F;chen<lb/>
Landes, und kam, und wohnete in der Stadt,<lb/>
die da hei&#x017F;&#x017F;et Nazareth, auf daß erfüllet würde,<lb/>
was da ge&#x017F;agt i&#x017F;t durch die Propheten: Er &#x017F;oll<lb/>
Nazarener hei&#x017F;&#x017F;en.</hi> </p><lb/>
              <p>Gott hat ein offnes Aug&#x2019; über &#x017F;eine Verehrer.<lb/><hi rendition="#fr">Die Augen des Herrn &#x017F;chauen durch alle Lande,<lb/>
daß Er die &#x017F;tärke, &#x017F;o mit ganzem Herzen an<lb/>
Ihm hangen.</hi></p><lb/>
              <p>Was an I&#x017F;rael ge&#x017F;chahe, ge&#x017F;chahe an Chri&#x017F;tus.<lb/>
Beyde &#x017F;ind in einem ver&#x017F;chiedenen Sinn <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tgebohrne<lb/>
Söhne,</hi> Lieblinge Gottes. Beyde mußten in Aegypten<lb/>
flüchten; Beyde auf Gottes Ruf und durch Gottes<lb/>
Macht wieder nach Canaan zurückkehren.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Sie &#x017F;ind ge&#x017F;torben, die dem Kinde nach<lb/>
dem Leben &#x017F;tunden.</hi> Der Herr tödtet, welchen Er<lb/>
will. Auch der Mächtig&#x017F;te &#x017F;teht unter einem Mächti-<lb/>
gern, der ihn, wenn er will, vor &#x017F;einen Richter&#x017F;tuhl<lb/>
rufen kann. Gottes und der Seinigen Feinde leben<lb/>
nicht immer. Der Herr &#x017F;chaft &#x017F;einen Kindern Fri&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#fr">Sollte Gott &#x017F;einen Auserwählten nicht Rettung<lb/>
&#x017F;chaffen, die Tags und Nachts zu Ihm &#x017F;chreyen.</hi></p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Sie &#x017F;ind ge&#x017F;torben</hi> &#x2014; i&#x017F;t nur von einem ge&#x017F;agt<lb/>
&#x2014; dieß dienet jener Stelle zur Erläuterung &#x2014; <hi rendition="#fr">Auch<lb/>
die lä&#x017F;terten Ihn, die mit Ihm gekreuzigt wa-<lb/>
ren.</hi> An beyden Stellen i&#x017F;t nur von Einem die Rede.<lb/>
Man &#x017F;pricht auch &#x017F;o im gemeinen Leben.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">P p 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[599[619]/0627] des erſten Bandes. zu kommen. Und im Traum empfieng er Befehl von Gott, und zog in die Oerter des galiläiſchen Landes, und kam, und wohnete in der Stadt, die da heiſſet Nazareth, auf daß erfüllet würde, was da geſagt iſt durch die Propheten: Er ſoll Nazarener heiſſen. Gott hat ein offnes Aug’ über ſeine Verehrer. Die Augen des Herrn ſchauen durch alle Lande, daß Er die ſtärke, ſo mit ganzem Herzen an Ihm hangen. Was an Iſrael geſchahe, geſchahe an Chriſtus. Beyde ſind in einem verſchiedenen Sinn Erſtgebohrne Söhne, Lieblinge Gottes. Beyde mußten in Aegypten flüchten; Beyde auf Gottes Ruf und durch Gottes Macht wieder nach Canaan zurückkehren. Sie ſind geſtorben, die dem Kinde nach dem Leben ſtunden. Der Herr tödtet, welchen Er will. Auch der Mächtigſte ſteht unter einem Mächti- gern, der ihn, wenn er will, vor ſeinen Richterſtuhl rufen kann. Gottes und der Seinigen Feinde leben nicht immer. Der Herr ſchaft ſeinen Kindern Friſt. Sollte Gott ſeinen Auserwählten nicht Rettung ſchaffen, die Tags und Nachts zu Ihm ſchreyen. Sie ſind geſtorben — iſt nur von einem geſagt — dieß dienet jener Stelle zur Erläuterung — Auch die läſterten Ihn, die mit Ihm gekreuzigt wa- ren. An beyden Stellen iſt nur von Einem die Rede. Man ſpricht auch ſo im gemeinen Leben. Es P p 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/627
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 599[619]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/627>, abgerufen am 28.07.2024.