te. Und sie brachten zu Ihm einen Tauben, der stumm war; Und sie bathen Ihn, daß Er die Hand auf ihn legte. Und Er nahm ihn von dem Volk besonders, und legte ihm die Finger in die Ohren, und spützete und rührete seine Zun- ge. Und sahe auf gen Himmel, seufzete und sprach zu ihm: Hephata, das ist, thue dich auf. Und alsbald thaten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und er redete recht. Und Er verbot ihnen, sie sollten's Niemand sa- gen. Je mehr Er aber verbot, je mehr sie es aus- breiteten. Und verwunderten sich über die Maasse und sprachen: Er hat alles wohlge- macht; Die Tauben macht Er hörend und die Sprachlosen redend.
Wie mannigfaltig handelte Christus! Bald schnell, bald langsam; Bald ohne die mindeste Vorbereitung, bald stufenweise -- Bald unmittelbar, bald mittelbar! Eben dieß zeigt mir seine göttliche Grösse. Er wirket, auf welche Weise Er wirken will; Der Erlöser von al- len Banden ist auf keine Weise gebunden. Auch hier- in trägt Er den Charakter des höchsteinfachen aber auf millionen Weisen wirkenden Wesens aller Wesen. Alle seine Thaten, und die Weise seiner Thaten haben, ich mögte sagen, das Gepräge der Sohnschaft -- Haben den Charakter der Thaten des Vaters. Alles, was der Vater thut, das thut auch der Sohn glei- cherweise. Nur, daß es Ihm in den Schranken der Menschheit oft, wo nicht Mühe und Kampf kostete,
doch
Tauber und Stummer.
te. Und ſie brachten zu Ihm einen Tauben, der ſtumm war; Und ſie bathen Ihn, daß Er die Hand auf ihn legte. Und Er nahm ihn von dem Volk beſonders, und legte ihm die Finger in die Ohren, und ſpützete und rührete ſeine Zun- ge. Und ſahe auf gen Himmel, ſeufzete und ſprach zu ihm: Hephata, das iſt, thue dich auf. Und alsbald thaten ſich ſeine Ohren auf, und das Band ſeiner Zunge ward los, und er redete recht. Und Er verbot ihnen, ſie ſollten’s Niemand ſa- gen. Je mehr Er aber verbot, je mehr ſie es aus- breiteten. Und verwunderten ſich über die Maaſſe und ſprachen: Er hat alles wohlge- macht; Die Tauben macht Er hörend und die Sprachloſen redend.
Wie mannigfaltig handelte Chriſtus! Bald ſchnell, bald langſam; Bald ohne die mindeſte Vorbereitung, bald ſtufenweiſe — Bald unmittelbar, bald mittelbar! Eben dieß zeigt mir ſeine göttliche Gröſſe. Er wirket, auf welche Weiſe Er wirken will; Der Erlöſer von al- len Banden iſt auf keine Weiſe gebunden. Auch hier- in trägt Er den Charakter des höchſteinfachen aber auf millionen Weiſen wirkenden Weſens aller Weſen. Alle ſeine Thaten, und die Weiſe ſeiner Thaten haben, ich mögte ſagen, das Gepräge der Sohnſchaft — Haben den Charakter der Thaten des Vaters. Alles, was der Vater thut, das thut auch der Sohn glei- cherweiſe. Nur, daß es Ihm in den Schranken der Menſchheit oft, wo nicht Mühe und Kampf koſtete,
doch
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[573[593]/0601]
Tauber und Stummer.
te. Und ſie brachten zu Ihm einen Tauben, der
ſtumm war; Und ſie bathen Ihn, daß Er die
Hand auf ihn legte. Und Er nahm ihn von
dem Volk beſonders, und legte ihm die Finger
in die Ohren, und ſpützete und rührete ſeine Zun-
ge. Und ſahe auf gen Himmel, ſeufzete und ſprach
zu ihm: Hephata, das iſt, thue dich auf. Und
alsbald thaten ſich ſeine Ohren auf, und das
Band ſeiner Zunge ward los, und er redete recht.
Und Er verbot ihnen, ſie ſollten’s Niemand ſa-
gen. Je mehr Er aber verbot, je mehr ſie es aus-
breiteten. Und verwunderten ſich über die
Maaſſe und ſprachen: Er hat alles wohlge-
macht; Die Tauben macht Er hörend und die
Sprachloſen redend.
Wie mannigfaltig handelte Chriſtus! Bald ſchnell,
bald langſam; Bald ohne die mindeſte Vorbereitung,
bald ſtufenweiſe — Bald unmittelbar, bald mittelbar!
Eben dieß zeigt mir ſeine göttliche Gröſſe. Er wirket,
auf welche Weiſe Er wirken will; Der Erlöſer von al-
len Banden iſt auf keine Weiſe gebunden. Auch hier-
in trägt Er den Charakter des höchſteinfachen aber auf
millionen Weiſen wirkenden Weſens aller Weſen. Alle
ſeine Thaten, und die Weiſe ſeiner Thaten haben, ich
mögte ſagen, das Gepräge der Sohnſchaft — Haben
den Charakter der Thaten des Vaters. Alles, was
der Vater thut, das thut auch der Sohn glei-
cherweiſe. Nur, daß es Ihm in den Schranken der
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 573[593]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/601>, abgerufen am 22.11.2024.
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