sind -- Erde für Erde; Himmel für Himmel; Vergäng- lich für vergänglich -- Veränderlich für veränderlich; Dauerhaft für dauerhaft, wird nie fehlen, nie sündigen -- Sein ganzes Betragen, wie seine Gesinnungen, seine Gesinnungen wie seine Gedanken werden gleich klar, ein- fach, lichtrein, gleichförmig lauter seyn.
38. Zween Herren.
Matth. VI. 24.
Niemand mag zween Herren dienen -- -- zween einander entgegengesetzte Wege zugleich gehen. Alle Unruhe des Menschen kommt aus dieser Zweyfachheit sei- nes Sinnes her -- So wie alle Ruhe von der Einfach- heit und Einfalt desselben. Der eine Herr des mensch- lichen Herzens ist die Sinnlichkeit, der Hang zu sichtba- ren und vergänglichen Dingen -- Der andere die Geistig- keit, das Bedürfniß unsichtbarer und unvergänglicher Dinge -- Das einfältige Auge eines guten Knechtes schaut nur auf Einen Herrn -- Der gesunde Sinn läßt sich nur von Gott, von Dem beherrschen, der die unendlich wichtigern Bedürfnisse der geistigen Natur befriedigen kann. Die herrschende Sinnlichkeit macht den Menschen zu einem beständigen Ehebrecher. Unaustilgbar sind die Bedürf- nisse des Geistes -- und durch keine Gestalten und Sicht- barkeiten zu befriedigen. Und ohne ihr Befriedigung ist keine Ruhe, kein Gleichgewicht, keine innerliche Harmonie der menschlichen Natur möglich. Je mehr man das Eine befriedigt, desto unbefriedigter bleibt das Andere. -- Wer die geistigen Bedürfnisse zuerst befriediget; die Befriedigung dieser zu seinem vornehmsten, ja zu seinem einzigen Zwecke
macht --
Matthäus VI.
ſind — Erde für Erde; Himmel für Himmel; Vergäng- lich für vergänglich — Veränderlich für veränderlich; Dauerhaft für dauerhaft, wird nie fehlen, nie ſündigen — Sein ganzes Betragen, wie ſeine Geſinnungen, ſeine Geſinnungen wie ſeine Gedanken werden gleich klar, ein- fach, lichtrein, gleichförmig lauter ſeyn.
38. Zween Herren.
Matth. VI. 24.
Niemand mag zween Herren dienen — — zween einander entgegengeſetzte Wege zugleich gehen. Alle Unruhe des Menſchen kommt aus dieſer Zweyfachheit ſei- nes Sinnes her — So wie alle Ruhe von der Einfach- heit und Einfalt deſſelben. Der eine Herr des menſch- lichen Herzens iſt die Sinnlichkeit, der Hang zu ſichtba- ren und vergänglichen Dingen — Der andere die Geiſtig- keit, das Bedürfniß unſichtbarer und unvergänglicher Dinge — Das einfältige Auge eines guten Knechtes ſchaut nur auf Einen Herrn — Der geſunde Sinn läßt ſich nur von Gott, von Dem beherrſchen, der die unendlich wichtigern Bedürfniſſe der geiſtigen Natur befriedigen kann. Die herrſchende Sinnlichkeit macht den Menſchen zu einem beſtändigen Ehebrecher. Unaustilgbar ſind die Bedürf- niſſe des Geiſtes — und durch keine Geſtalten und Sicht- barkeiten zu befriedigen. Und ohne ihr Befriedigung iſt keine Ruhe, kein Gleichgewicht, keine innerliche Harmonie der menſchlichen Natur möglich. Je mehr man das Eine befriedigt, deſto unbefriedigter bleibt das Andere. — Wer die geiſtigen Bedürfniſſe zuerſt befriediget; die Befriedigung dieſer zu ſeinem vornehmſten, ja zu ſeinem einzigen Zwecke
macht —
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[32[52]/0060]
Matthäus VI.
ſind — Erde für Erde; Himmel für Himmel; Vergäng-
lich für vergänglich — Veränderlich für veränderlich;
Dauerhaft für dauerhaft, wird nie fehlen, nie ſündigen —
Sein ganzes Betragen, wie ſeine Geſinnungen, ſeine
Geſinnungen wie ſeine Gedanken werden gleich klar, ein-
fach, lichtrein, gleichförmig lauter ſeyn.
38.
Zween Herren.
Niemand mag zween Herren dienen — —
zween einander entgegengeſetzte Wege zugleich gehen. Alle
Unruhe des Menſchen kommt aus dieſer Zweyfachheit ſei-
nes Sinnes her — So wie alle Ruhe von der Einfach-
heit und Einfalt deſſelben. Der eine Herr des menſch-
lichen Herzens iſt die Sinnlichkeit, der Hang zu ſichtba-
ren und vergänglichen Dingen — Der andere die Geiſtig-
keit, das Bedürfniß unſichtbarer und unvergänglicher
Dinge — Das einfältige Auge eines guten Knechtes ſchaut
nur auf Einen Herrn — Der geſunde Sinn läßt ſich
nur von Gott, von Dem beherrſchen, der die unendlich
wichtigern Bedürfniſſe der geiſtigen Natur befriedigen kann.
Die herrſchende Sinnlichkeit macht den Menſchen zu einem
beſtändigen Ehebrecher. Unaustilgbar ſind die Bedürf-
niſſe des Geiſtes — und durch keine Geſtalten und Sicht-
barkeiten zu befriedigen. Und ohne ihr Befriedigung iſt
keine Ruhe, kein Gleichgewicht, keine innerliche Harmonie
der menſchlichen Natur möglich. Je mehr man das Eine
befriedigt, deſto unbefriedigter bleibt das Andere. — Wer
die geiſtigen Bedürfniſſe zuerſt befriediget; die Befriedigung
dieſer zu ſeinem vornehmſten, ja zu ſeinem einzigen Zwecke
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 32[52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/60>, abgerufen am 22.11.2024.
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