Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Markus III.
habenheit -- Er hat, was kein Mensch hat, und giebt,
was kein Mensch geben kann. Er wählt, wen Er will,
und giebt dem Erwählten, was Er will. Er verviel-
fältigt sich selbst in Zwölfen, daß diese sich in hundert
und vier und vierzig tausenden, diese in Schaaren, die nie-
mand zählen kann, vervielfältigen. Sein Wort giebt
Er ihnen in ihren Mund; Seine Gesinnungen in ihr
Herz; Seine Kraft in ihren Hauch; Seine Thaten in
ihre Hand. Was Er ist, das sollen auch sie seyn; Sie
die Werke auch thun, die Er that -- Sie Zeuge und
Ebenbilder von Ihm seyn, wie Er Zeuge und Eben-
bild der Gottheit war; Sie sollen gleich Ihm alles Bö-
se und den Urheber alles Bösen bezwingen und Werk-
zeuge der Erhörung des täglich millionenmal wiederhohl-
ten Gebethes seyn -- Erlös' uns von dem Uebel.

9.
Namen der Apostel.
Mark. III.
16. 17.

Dem Simon gab Er den Namen Petrus,
und Jakobus und Johannes nannte Er Boa-
nerges das ist Donnerskinder.
Er giebt seinen aus-
erwählten Lieblingen Namen, wie Er will. Er nennt
jeden mit seinem wahren Namen. So wie Gott vor
Zeiten den Abram Abraham, die Sarai Sarah,
den Jakob Israel genennt wissen wollte -- so wollte
Jesus seinen drey vertrautesten Lieblingen hohe bedeu-
tungsvolle Namen geben, die sie beständig an ihre Würde,
und die Erhabenheit ihrer Bestimmung erinnern sollten.
Simon war zu einem Felsen, einem unerschütterlichen

Fun-

Markus III.
habenheit — Er hat, was kein Menſch hat, und giebt,
was kein Menſch geben kann. Er wählt, wen Er will,
und giebt dem Erwählten, was Er will. Er verviel-
fältigt ſich ſelbſt in Zwölfen, daß dieſe ſich in hundert
und vier und vierzig tauſenden, dieſe in Schaaren, die nie-
mand zählen kann, vervielfältigen. Sein Wort giebt
Er ihnen in ihren Mund; Seine Geſinnungen in ihr
Herz; Seine Kraft in ihren Hauch; Seine Thaten in
ihre Hand. Was Er iſt, das ſollen auch ſie ſeyn; Sie
die Werke auch thun, die Er that — Sie Zeuge und
Ebenbilder von Ihm ſeyn, wie Er Zeuge und Eben-
bild der Gottheit war; Sie ſollen gleich Ihm alles Bö-
ſe und den Urheber alles Böſen bezwingen und Werk-
zeuge der Erhörung des täglich millionenmal wiederhohl-
ten Gebethes ſeyn — Erlöſ’ uns von dem Uebel.

9.
Namen der Apoſtel.
Mark. III.
16. 17.

Dem Simon gab Er den Namen Petrus,
und Jakobus und Johannes nannte Er Boa-
nerges das iſt Donnerskinder.
Er giebt ſeinen aus-
erwählten Lieblingen Namen, wie Er will. Er nennt
jeden mit ſeinem wahren Namen. So wie Gott vor
Zeiten den Abram Abraham, die Sarai Sarah,
den Jakob Iſrael genennt wiſſen wollte — ſo wollte
Jeſus ſeinen drey vertrauteſten Lieblingen hohe bedeu-
tungsvolle Namen geben, die ſie beſtändig an ihre Würde,
und die Erhabenheit ihrer Beſtimmung erinnern ſollten.
Simon war zu einem Felſen, einem unerſchütterlichen

Fun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0594" n="566[586]"/><fw place="top" type="header">Markus <hi rendition="#aq">III.</hi></fw><lb/>
habenheit &#x2014; Er hat, was kein Men&#x017F;ch hat, und giebt,<lb/>
was kein Men&#x017F;ch geben kann. Er wählt, wen Er will,<lb/>
und giebt dem Erwählten, was Er will. Er verviel-<lb/>
fältigt &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in Zwölfen, daß die&#x017F;e &#x017F;ich in hundert<lb/>
und vier und vierzig tau&#x017F;enden, die&#x017F;e in Schaaren, die nie-<lb/>
mand zählen kann, vervielfältigen. Sein Wort giebt<lb/>
Er ihnen in ihren Mund; Seine Ge&#x017F;innungen in ihr<lb/>
Herz; Seine Kraft in ihren Hauch; Seine Thaten in<lb/>
ihre Hand. Was Er i&#x017F;t, das &#x017F;ollen auch &#x017F;ie &#x017F;eyn; Sie<lb/>
die Werke auch thun, die Er that &#x2014; Sie Zeuge und<lb/>
Ebenbilder von Ihm &#x017F;eyn, wie Er Zeuge und Eben-<lb/>
bild der Gottheit war; Sie &#x017F;ollen gleich Ihm alles Bö-<lb/>
&#x017F;e und den Urheber alles Bö&#x017F;en bezwingen und Werk-<lb/>
zeuge der Erhörung des täglich millionenmal wiederhohl-<lb/>
ten Gebethes &#x017F;eyn &#x2014; <hi rendition="#fr">Erlö&#x017F;&#x2019; uns von dem Uebel.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>9.<lb/>
Namen der Apo&#x017F;tel.</head><lb/>
            <note place="left">Mark. <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
16. 17.</note>
            <p><hi rendition="#fr">Dem Simon gab Er den Namen Petrus,<lb/>
und Jakobus und Johannes nannte Er Boa-<lb/>
nerges das i&#x017F;t Donnerskinder.</hi> Er giebt &#x017F;einen aus-<lb/>
erwählten Lieblingen Namen, wie Er will. Er nennt<lb/>
jeden mit &#x017F;einem wahren Namen. So wie Gott vor<lb/>
Zeiten den <hi rendition="#fr">Abram Abraham,</hi> die <hi rendition="#fr">Sarai Sarah,</hi><lb/>
den <hi rendition="#fr">Jakob I&#x017F;rael</hi> genennt wi&#x017F;&#x017F;en wollte &#x2014; &#x017F;o wollte<lb/><hi rendition="#fr">Je&#x017F;us</hi> &#x017F;einen drey vertraute&#x017F;ten Lieblingen hohe bedeu-<lb/>
tungsvolle Namen geben, die &#x017F;ie be&#x017F;tändig an ihre Würde,<lb/>
und die Erhabenheit ihrer Be&#x017F;timmung erinnern &#x017F;ollten.<lb/><hi rendition="#fr">Simon</hi> war zu einem Fel&#x017F;en, einem uner&#x017F;chütterlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fun-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[566[586]/0594] Markus III. habenheit — Er hat, was kein Menſch hat, und giebt, was kein Menſch geben kann. Er wählt, wen Er will, und giebt dem Erwählten, was Er will. Er verviel- fältigt ſich ſelbſt in Zwölfen, daß dieſe ſich in hundert und vier und vierzig tauſenden, dieſe in Schaaren, die nie- mand zählen kann, vervielfältigen. Sein Wort giebt Er ihnen in ihren Mund; Seine Geſinnungen in ihr Herz; Seine Kraft in ihren Hauch; Seine Thaten in ihre Hand. Was Er iſt, das ſollen auch ſie ſeyn; Sie die Werke auch thun, die Er that — Sie Zeuge und Ebenbilder von Ihm ſeyn, wie Er Zeuge und Eben- bild der Gottheit war; Sie ſollen gleich Ihm alles Bö- ſe und den Urheber alles Böſen bezwingen und Werk- zeuge der Erhörung des täglich millionenmal wiederhohl- ten Gebethes ſeyn — Erlöſ’ uns von dem Uebel. 9. Namen der Apoſtel. Dem Simon gab Er den Namen Petrus, und Jakobus und Johannes nannte Er Boa- nerges das iſt Donnerskinder. Er giebt ſeinen aus- erwählten Lieblingen Namen, wie Er will. Er nennt jeden mit ſeinem wahren Namen. So wie Gott vor Zeiten den Abram Abraham, die Sarai Sarah, den Jakob Iſrael genennt wiſſen wollte — ſo wollte Jeſus ſeinen drey vertrauteſten Lieblingen hohe bedeu- tungsvolle Namen geben, die ſie beſtändig an ihre Würde, und die Erhabenheit ihrer Beſtimmung erinnern ſollten. Simon war zu einem Felſen, einem unerſchütterlichen Fun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/594
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 566[586]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/594>, abgerufen am 22.11.2024.