Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Besessene
4.
Der Besessene.

Und in ihrer Versammlung war ein MenschMark. I.
23-27.

mit einem unreinen Geiste; Der schrie -- Ach!
Jesus von Nazareth! Was haben wir mit Dir zu
schaffen?
(Laß uns mit Frieden! --) Bist du gekom-
men uns zu verderben? Ich weiß wer du bist?
Der Heilige
(auserwählte Liebling) Gottes! Und
Jesus bescholt ihn und sprach: Verstumme! und
fahr aus aus ihm! Und als ihn der unreine Geist
gerissen, und mit lauter Stimme geschrieen, fuhr
er aus aus ihm. Und sie erstaunten alle, also,
daß sie sich unter einander befragten und spra-
chen: Was ist das? Was ist das für eine neue
Lehre. Denn Er gebeut auch den unreinen Gei-
stern mit Gewalt, und sie gehorchen Ihm.

So mächtig, so Geisterzwingend war sein Wort.
So wie Er sich als den Herrn der Natur zeigte ----
So wollte Er auch als der Herr der Geister erkannt
seyn.

Die bösen, schadenfrohen Plagegeister waren, dieser
Geschichte zufolge, freyhandelnde -- thätige, selbst-
ständige, Erkenntnißfähige, Sprachfähige Wesen, die
die Göttlichkeit des Herrn erkannten und die Furchtbar-
keit seiner Gegenwart und Nähe mit Entsetzen fühlten.
Sie gaben Ihm Zeugniß aus sklavischer Furcht, nicht
aus freyem frohem Herzenstriebe. Darum hieß er sie
verstummen. Er will frohe, kindliche, nicht gezwun-

gene
N n
Der Beſeſſene
4.
Der Beſeſſene.

Und in ihrer Verſammlung war ein MenſchMark. I.
23-27.

mit einem unreinen Geiſte; Der ſchrie — Ach!
Jeſus von Nazareth! Was haben wir mit Dir zu
ſchaffen?
(Laß uns mit Frieden! —) Biſt du gekom-
men uns zu verderben? Ich weiß wer du biſt?
Der Heilige
(auserwählte Liebling) Gottes! Und
Jeſus beſcholt ihn und ſprach: Verſtumme! und
fahr aus aus ihm! Und als ihn der unreine Geiſt
geriſſen, und mit lauter Stimme geſchrieen, fuhr
er aus aus ihm. Und ſie erſtaunten alle, alſo,
daß ſie ſich unter einander befragten und ſpra-
chen: Was iſt das? Was iſt das für eine neue
Lehre. Denn Er gebeut auch den unreinen Gei-
ſtern mit Gewalt, und ſie gehorchen Ihm.

So mächtig, ſo Geiſterzwingend war ſein Wort.
So wie Er ſich als den Herrn der Natur zeigte ——
So wollte Er auch als der Herr der Geiſter erkannt
ſeyn.

Die böſen, ſchadenfrohen Plagegeiſter waren, dieſer
Geſchichte zufolge, freyhandelnde — thätige, ſelbſt-
ſtändige, Erkenntnißfähige, Sprachfähige Weſen, die
die Göttlichkeit des Herrn erkannten und die Furchtbar-
keit ſeiner Gegenwart und Nähe mit Entſetzen fühlten.
Sie gaben Ihm Zeugniß aus ſklaviſcher Furcht, nicht
aus freyem frohem Herzenstriebe. Darum hieß er ſie
verſtummen. Er will frohe, kindliche, nicht gezwun-

gene
N n
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0589" n="561[581]"/>
          <fw place="top" type="header">Der Be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ene</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>4.<lb/>
Der Be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ene.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und in ihrer Ver&#x017F;ammlung war ein Men&#x017F;ch</hi><note place="right">Mark. <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
23-27.</note><lb/><hi rendition="#fr">mit einem unreinen Gei&#x017F;te; Der &#x017F;chrie &#x2014; Ach!<lb/>
Je&#x017F;us von Nazareth! Was haben wir mit Dir zu<lb/>
&#x017F;chaffen?</hi> (Laß uns mit Frieden! &#x2014;) <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;t du gekom-<lb/>
men uns zu verderben? Ich weiß wer du bi&#x017F;t?<lb/>
Der Heilige</hi> (auserwählte Liebling) <hi rendition="#fr">Gottes! Und<lb/>
Je&#x017F;us be&#x017F;cholt ihn und &#x017F;prach: Ver&#x017F;tumme! und<lb/>
fahr aus aus ihm! Und als ihn der unreine Gei&#x017F;t<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;en, und mit lauter Stimme ge&#x017F;chrieen, fuhr<lb/>
er aus aus ihm. Und &#x017F;ie er&#x017F;taunten alle, al&#x017F;o,<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich unter einander befragten und &#x017F;pra-<lb/>
chen: Was i&#x017F;t das? Was i&#x017F;t das für eine neue<lb/>
Lehre. Denn Er gebeut auch den unreinen Gei-<lb/>
&#x017F;tern mit Gewalt, und &#x017F;ie gehorchen Ihm.</hi></p><lb/>
            <p>So mächtig, &#x017F;o Gei&#x017F;terzwingend war &#x017F;ein Wort.<lb/>
So wie Er &#x017F;ich als den Herrn der Natur zeigte &#x2014;&#x2014;<lb/>
So wollte Er auch als der Herr der Gei&#x017F;ter erkannt<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Die bö&#x017F;en, &#x017F;chadenfrohen Plagegei&#x017F;ter waren, die&#x017F;er<lb/>
Ge&#x017F;chichte zufolge, freyhandelnde &#x2014; thätige, &#x017F;elb&#x017F;t-<lb/>
&#x017F;tändige, Erkenntnißfähige, Sprachfähige We&#x017F;en, die<lb/>
die Göttlichkeit des Herrn erkannten und die Furchtbar-<lb/>
keit &#x017F;einer Gegenwart und Nähe mit Ent&#x017F;etzen fühlten.<lb/>
Sie gaben Ihm Zeugniß aus &#x017F;klavi&#x017F;cher Furcht, nicht<lb/>
aus freyem frohem Herzenstriebe. Darum hieß er &#x017F;ie<lb/>
ver&#x017F;tummen. Er will frohe, kindliche, nicht gezwun-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n</fw><fw place="bottom" type="catch">gene</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[561[581]/0589] Der Beſeſſene 4. Der Beſeſſene. Und in ihrer Verſammlung war ein Menſch mit einem unreinen Geiſte; Der ſchrie — Ach! Jeſus von Nazareth! Was haben wir mit Dir zu ſchaffen? (Laß uns mit Frieden! —) Biſt du gekom- men uns zu verderben? Ich weiß wer du biſt? Der Heilige (auserwählte Liebling) Gottes! Und Jeſus beſcholt ihn und ſprach: Verſtumme! und fahr aus aus ihm! Und als ihn der unreine Geiſt geriſſen, und mit lauter Stimme geſchrieen, fuhr er aus aus ihm. Und ſie erſtaunten alle, alſo, daß ſie ſich unter einander befragten und ſpra- chen: Was iſt das? Was iſt das für eine neue Lehre. Denn Er gebeut auch den unreinen Gei- ſtern mit Gewalt, und ſie gehorchen Ihm. Mark. I. 23-27. So mächtig, ſo Geiſterzwingend war ſein Wort. So wie Er ſich als den Herrn der Natur zeigte —— So wollte Er auch als der Herr der Geiſter erkannt ſeyn. Die böſen, ſchadenfrohen Plagegeiſter waren, dieſer Geſchichte zufolge, freyhandelnde — thätige, ſelbſt- ſtändige, Erkenntnißfähige, Sprachfähige Weſen, die die Göttlichkeit des Herrn erkannten und die Furchtbar- keit ſeiner Gegenwart und Nähe mit Entſetzen fühlten. Sie gaben Ihm Zeugniß aus ſklaviſcher Furcht, nicht aus freyem frohem Herzenstriebe. Darum hieß er ſie verſtummen. Er will frohe, kindliche, nicht gezwun- gene N n

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/589
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 561[581]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/589>, abgerufen am 25.11.2024.