Als Er an der Galiläischen See wandelte,Mark. I. 16-20. sahe Er Simon und seinen Bruder Andreas, die warfen das Netz ins Meer, denn sie waren Fi- scher. Und Jesus sprach zu ihnen: Kommet mir nach und Ich will euch zu Menschenfischern ma- chen. Und als sie ihre Netze alsobald verlassen, folgten sie Ihm nach. Und als Er von da ein wenig weiter gegangen, sah' Er Jakobum, den Sohn Zebedäi, und seinen Bruder Johannes, welche im Schiffe die Netze besserten, und bald rief Er ihnen. Und sie liessen ihren Vater Zebe- däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge- ten Ihm nach.
Hier legt sich also der erste Fundamentstein des herrlichen Gebäudes der christlichen Kirche. So ge- ring ist der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri- stus beruft einige Fischer, verwandelt ihre Geschäfte, erhöhet ihre Bestimmung. Die einfältigen Freunde der Wahrheit fühlen beym ersten Rufe etwas Göttliches, in der Gestalt, der Miene, der Stimme des Rufers; Sie handeln diesem Gefühle gemäß; Sie sehen die vor ihnen lebendig stehende Wahrheit, und sie haben nie Ursache, diese treuherzige Ergebung zu bereuen. Was Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung, über alle ihre Vorstellung. So wie ihr Netz auf sein Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fische zog, so
gewann
Beruf der Jünger.
2. Beruf der Jünger.
Als Er an der Galiläiſchen See wandelte,Mark. I. 16-20. ſahe Er Simon und ſeinen Bruder Andreas, die warfen das Netz ins Meer, denn ſie waren Fi- ſcher. Und Jeſus ſprach zu ihnen: Kommet mir nach und Ich will euch zu Menſchenfiſchern ma- chen. Und als ſie ihre Netze alſobald verlaſſen, folgten ſie Ihm nach. Und als Er von da ein wenig weiter gegangen, ſah’ Er Jakobum, den Sohn Zebedäi, und ſeinen Bruder Johannes, welche im Schiffe die Netze beſſerten, und bald rief Er ihnen. Und ſie lieſſen ihren Vater Zebe- däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge- ten Ihm nach.
Hier legt ſich alſo der erſte Fundamentſtein des herrlichen Gebäudes der chriſtlichen Kirche. So ge- ring iſt der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri- ſtus beruft einige Fiſcher, verwandelt ihre Geſchäfte, erhöhet ihre Beſtimmung. Die einfältigen Freunde der Wahrheit fühlen beym erſten Rufe etwas Göttliches, in der Geſtalt, der Miene, der Stimme des Rufers; Sie handeln dieſem Gefühle gemäß; Sie ſehen die vor ihnen lebendig ſtehende Wahrheit, und ſie haben nie Urſache, dieſe treuherzige Ergebung zu bereuen. Was Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung, über alle ihre Vorſtellung. So wie ihr Netz auf ſein Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fiſche zog, ſo
gewann
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0587"n="559[579]"/><fwplace="top"type="header">Beruf der Jünger.</fw><lb/><divn="3"><head>2.<lb/>
Beruf der Jünger.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Als Er an der Galiläiſchen See wandelte,</hi><noteplace="right">Mark. <hirendition="#aq">I.</hi><lb/>
16-20.</note><lb/><hirendition="#fr">ſahe Er Simon und ſeinen Bruder Andreas, die<lb/>
warfen das Netz ins Meer, denn ſie waren Fi-<lb/>ſcher. Und Jeſus ſprach zu ihnen: Kommet mir<lb/>
nach und Ich will euch zu Menſchenfiſchern ma-<lb/>
chen. Und als ſie ihre Netze alſobald verlaſſen,<lb/>
folgten ſie Ihm nach. Und als Er von da ein<lb/>
wenig weiter gegangen, ſah’ Er Jakobum, den<lb/>
Sohn Zebedäi, und ſeinen Bruder Johannes,<lb/>
welche im Schiffe die Netze beſſerten, und bald<lb/>
rief Er ihnen. Und ſie lieſſen ihren Vater Zebe-<lb/>
däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge-<lb/>
ten Ihm nach.</hi></p><lb/><p>Hier legt ſich alſo der erſte Fundamentſtein des<lb/>
herrlichen Gebäudes der chriſtlichen Kirche. So ge-<lb/>
ring iſt der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri-<lb/>ſtus beruft einige Fiſcher, verwandelt ihre Geſchäfte,<lb/>
erhöhet ihre Beſtimmung. Die einfältigen Freunde der<lb/>
Wahrheit fühlen beym erſten Rufe etwas Göttliches,<lb/>
in der Geſtalt, der Miene, der Stimme des Rufers;<lb/>
Sie handeln dieſem Gefühle gemäß; Sie ſehen die vor<lb/>
ihnen lebendig ſtehende Wahrheit, und ſie haben nie<lb/>
Urſache, dieſe treuherzige Ergebung zu bereuen. Was<lb/>
Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung,<lb/>
über alle ihre Vorſtellung. So wie ihr Netz auf ſein<lb/>
Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fiſche zog, ſo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gewann</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[559[579]/0587]
Beruf der Jünger.
2.
Beruf der Jünger.
Als Er an der Galiläiſchen See wandelte,
ſahe Er Simon und ſeinen Bruder Andreas, die
warfen das Netz ins Meer, denn ſie waren Fi-
ſcher. Und Jeſus ſprach zu ihnen: Kommet mir
nach und Ich will euch zu Menſchenfiſchern ma-
chen. Und als ſie ihre Netze alſobald verlaſſen,
folgten ſie Ihm nach. Und als Er von da ein
wenig weiter gegangen, ſah’ Er Jakobum, den
Sohn Zebedäi, und ſeinen Bruder Johannes,
welche im Schiffe die Netze beſſerten, und bald
rief Er ihnen. Und ſie lieſſen ihren Vater Zebe-
däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge-
ten Ihm nach.
Mark. I.
16-20.
Hier legt ſich alſo der erſte Fundamentſtein des
herrlichen Gebäudes der chriſtlichen Kirche. So ge-
ring iſt der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri-
ſtus beruft einige Fiſcher, verwandelt ihre Geſchäfte,
erhöhet ihre Beſtimmung. Die einfältigen Freunde der
Wahrheit fühlen beym erſten Rufe etwas Göttliches,
in der Geſtalt, der Miene, der Stimme des Rufers;
Sie handeln dieſem Gefühle gemäß; Sie ſehen die vor
ihnen lebendig ſtehende Wahrheit, und ſie haben nie
Urſache, dieſe treuherzige Ergebung zu bereuen. Was
Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung,
über alle ihre Vorſtellung. So wie ihr Netz auf ſein
Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fiſche zog, ſo
gewann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 559[579]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/587>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.