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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Gewalt Christi.
Menschenverstand, wenn sie etwas anders bedeuteten, als:
&q;Ich bin der König der Erde und des Himmels. Mir
&q;ist das Reich der Gottheit zum Eigenthum gegeben.
&q;Es ist Alles meinen Füssen, Alles meiner Gewalt un-
&q;terworfen. Ich bin der unumschränkteste Herr aller
&q;Dinge, und habe Niemand über mir, als die aller-
&q;höchste Gottheit" Ich bezeuge vor dem allwissenden
Gotte, daß mich jede andere Erklärung dieser feyerli-
chen Worte gezwungen und vermessen dünkt, und daß
ich es nicht begreifen kann, wie Christen, und Lehrer der
Christen die Auslegung vorbringen oder begünstigen kön-
nen, daß unter dieser Erde hier nichts weiter als die
Heyden, und unter diesem Himmel nichts, als die
Juden zu verstehen seyen, über welche Christus nicht
persönlich und eigentlich, sondern nur durch seine hin-
terlassene dem Papier oder Pergament anvertraute Lehre
herrschen werde. Ich gestehe aufrichtig, und ich mag
es leiden, daß harte Menschen mich deßwegen für hart
ansehen, daß ich solche Menschen, die Jesum Christum
nicht für den einzigen König des Himmels und der Er-
de halten, und dem, den alle Engel Gottes anbethen,
die Anbethung versagen, für keine ächte Christen, und
wann sie ohne Glauben an seine Herrschaft über Alles
Ihn anbethen, für nichts als Abgötter halte, so wie
ich auf der andern Seite diejenigen eben so wenig für
rechte Christen erklären kann, die immer von der Herr-
schaft Christi über alles und von seinem göttlichen Reiche
im eigentlichen buchstäblichen Sinne reden, Ihn immer
Herr, Herr! nennen, und niemahl thun, was Er sagt.

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Gewalt Chriſti.
Menſchenverſtand, wenn ſie etwas anders bedeuteten, als:
&q;Ich bin der König der Erde und des Himmels. Mir
&q;iſt das Reich der Gottheit zum Eigenthum gegeben.
&q;Es iſt Alles meinen Füſſen, Alles meiner Gewalt un-
&q;terworfen. Ich bin der unumſchränkteſte Herr aller
&q;Dinge, und habe Niemand über mir, als die aller-
&q;höchſte Gottheit„ Ich bezeuge vor dem allwiſſenden
Gotte, daß mich jede andere Erklärung dieſer feyerli-
chen Worte gezwungen und vermeſſen dünkt, und daß
ich es nicht begreifen kann, wie Chriſten, und Lehrer der
Chriſten die Auslegung vorbringen oder begünſtigen kön-
nen, daß unter dieſer Erde hier nichts weiter als die
Heyden, und unter dieſem Himmel nichts, als die
Juden zu verſtehen ſeyen, über welche Chriſtus nicht
perſönlich und eigentlich, ſondern nur durch ſeine hin-
terlaſſene dem Papier oder Pergament anvertraute Lehre
herrſchen werde. Ich geſtehe aufrichtig, und ich mag
es leiden, daß harte Menſchen mich deßwegen für hart
anſehen, daß ich ſolche Menſchen, die Jeſum Chriſtum
nicht für den einzigen König des Himmels und der Er-
de halten, und dem, den alle Engel Gottes anbethen,
die Anbethung verſagen, für keine ächte Chriſten, und
wann ſie ohne Glauben an ſeine Herrſchaft über Alles
Ihn anbethen, für nichts als Abgötter halte, ſo wie
ich auf der andern Seite diejenigen eben ſo wenig für
rechte Chriſten erklären kann, die immer von der Herr-
ſchaft Chriſti über alles und von ſeinem göttlichen Reiche
im eigentlichen buchſtäblichen Sinne reden, Ihn immer
Herr, Herr! nennen, und niemahl thun, was Er ſagt.

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[549[569]/0577] Gewalt Chriſti. Menſchenverſtand, wenn ſie etwas anders bedeuteten, als: &q;Ich bin der König der Erde und des Himmels. Mir &q;iſt das Reich der Gottheit zum Eigenthum gegeben. &q;Es iſt Alles meinen Füſſen, Alles meiner Gewalt un- &q;terworfen. Ich bin der unumſchränkteſte Herr aller &q;Dinge, und habe Niemand über mir, als die aller- &q;höchſte Gottheit„ Ich bezeuge vor dem allwiſſenden Gotte, daß mich jede andere Erklärung dieſer feyerli- chen Worte gezwungen und vermeſſen dünkt, und daß ich es nicht begreifen kann, wie Chriſten, und Lehrer der Chriſten die Auslegung vorbringen oder begünſtigen kön- nen, daß unter dieſer Erde hier nichts weiter als die Heyden, und unter dieſem Himmel nichts, als die Juden zu verſtehen ſeyen, über welche Chriſtus nicht perſönlich und eigentlich, ſondern nur durch ſeine hin- terlaſſene dem Papier oder Pergament anvertraute Lehre herrſchen werde. Ich geſtehe aufrichtig, und ich mag es leiden, daß harte Menſchen mich deßwegen für hart anſehen, daß ich ſolche Menſchen, die Jeſum Chriſtum nicht für den einzigen König des Himmels und der Er- de halten, und dem, den alle Engel Gottes anbethen, die Anbethung verſagen, für keine ächte Chriſten, und wann ſie ohne Glauben an ſeine Herrſchaft über Alles Ihn anbethen, für nichts als Abgötter halte, ſo wie ich auf der andern Seite diejenigen eben ſo wenig für rechte Chriſten erklären kann, die immer von der Herr- ſchaft Chriſti über alles und von ſeinem göttlichen Reiche im eigentlichen buchſtäblichen Sinne reden, Ihn immer Herr, Herr! nennen, und niemahl thun, was Er ſagt. 248. M m 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 549[569]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/577>, abgerufen am 23.11.2024.