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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXVIII.
auch nur Etwas von der Freude, ich möchte sagen, von
dem Freudeschrecken vorstellen, welche den frommen
Frauen durch Mark und Gebeine drang, da sie das Grab
leer, vor ihnen einen göttlichen Engel sahen, und aus
seinem Munde die Worte vernahmen: Er ist nicht
hie; Er ist auferstanden.
Wer die Auferstehung
Christi glauben, und sie aus dem rechten Gesichtspunkt
ansehen kann; Wer glauben kann, daß Christus als
das Haupt der Menschheit im Namen der Menschheit,
als ein Versöhnopfer für alle Sünden der Menschheit
gekreuzigt worden, und als der Auferwecker vom Tode,
der umnittelbare Geber der Unsterblichkeit, das Haupt
und der Heerführer von Millionen dem Tode sonst auf
ewig heimgefallenen Wesen auferstanden sey; Wer in
der Auferstehung Jesu den Sieg der unterdrückten Un-
schuld, den Triumpf der ausgehöhnten Wahrheit, das
Ja und Amen Gottes; Das Siegel auf alle seine Ver-
heissungen sieht; Der ist der seeligste Mensch. Es ist
seines Gleichen nicht unter den freyen und fröhlichen.
Er ist mit dem Gekreuzigten gekreuzigt, mit dem Auf-
erweckten auferweckt, und mit dem Unsterblichen unsterb-
lich! Er lebt, wie das Glied am Leibe, durch das Le-
ben des Hauptes; Er lebt sein Leben; Er denkt seine
Gedanken; Liebt mit seiner Liebe; Duldet mit sei-
ner Geduld; Das Leben Christi wird an seinem sterb-
lichen Leibe offenbar, und Niemand, wie er, kann es
ganz begreifen, wie göttlich wahr das Wort des Apo-
stels ist: Wenn du mit deinem Munde beken-
nest, daß Jesus der Herr sey, und in deinem

Herzen

Matthäus XXVIII.
auch nur Etwas von der Freude, ich möchte ſagen, von
dem Freudeſchrecken vorſtellen, welche den frommen
Frauen durch Mark und Gebeine drang, da ſie das Grab
leer, vor ihnen einen göttlichen Engel ſahen, und aus
ſeinem Munde die Worte vernahmen: Er iſt nicht
hie; Er iſt auferſtanden.
Wer die Auferſtehung
Chriſti glauben, und ſie aus dem rechten Geſichtspunkt
anſehen kann; Wer glauben kann, daß Chriſtus als
das Haupt der Menſchheit im Namen der Menſchheit,
als ein Verſöhnopfer für alle Sünden der Menſchheit
gekreuzigt worden, und als der Auferwecker vom Tode,
der umnittelbare Geber der Unſterblichkeit, das Haupt
und der Heerführer von Millionen dem Tode ſonſt auf
ewig heimgefallenen Weſen auferſtanden ſey; Wer in
der Auferſtehung Jeſu den Sieg der unterdrückten Un-
ſchuld, den Triumpf der ausgehöhnten Wahrheit, das
Ja und Amen Gottes; Das Siegel auf alle ſeine Ver-
heiſſungen ſieht; Der iſt der ſeeligſte Menſch. Es iſt
ſeines Gleichen nicht unter den freyen und fröhlichen.
Er iſt mit dem Gekreuzigten gekreuzigt, mit dem Auf-
erweckten auferweckt, und mit dem Unſterblichen unſterb-
lich! Er lebt, wie das Glied am Leibe, durch das Le-
ben des Hauptes; Er lebt ſein Leben; Er denkt ſeine
Gedanken; Liebt mit ſeiner Liebe; Duldet mit ſei-
ner Geduld; Das Leben Chriſti wird an ſeinem ſterb-
lichen Leibe offenbar, und Niemand, wie er, kann es
ganz begreifen, wie göttlich wahr das Wort des Apo-
ſtels iſt: Wenn du mit deinem Munde beken-
neſt, daß Jeſus der Herr ſey, und in deinem

Herzen
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[542[562]/0570] Matthäus XXVIII. auch nur Etwas von der Freude, ich möchte ſagen, von dem Freudeſchrecken vorſtellen, welche den frommen Frauen durch Mark und Gebeine drang, da ſie das Grab leer, vor ihnen einen göttlichen Engel ſahen, und aus ſeinem Munde die Worte vernahmen: Er iſt nicht hie; Er iſt auferſtanden. Wer die Auferſtehung Chriſti glauben, und ſie aus dem rechten Geſichtspunkt anſehen kann; Wer glauben kann, daß Chriſtus als das Haupt der Menſchheit im Namen der Menſchheit, als ein Verſöhnopfer für alle Sünden der Menſchheit gekreuzigt worden, und als der Auferwecker vom Tode, der umnittelbare Geber der Unſterblichkeit, das Haupt und der Heerführer von Millionen dem Tode ſonſt auf ewig heimgefallenen Weſen auferſtanden ſey; Wer in der Auferſtehung Jeſu den Sieg der unterdrückten Un- ſchuld, den Triumpf der ausgehöhnten Wahrheit, das Ja und Amen Gottes; Das Siegel auf alle ſeine Ver- heiſſungen ſieht; Der iſt der ſeeligſte Menſch. Es iſt ſeines Gleichen nicht unter den freyen und fröhlichen. Er iſt mit dem Gekreuzigten gekreuzigt, mit dem Auf- erweckten auferweckt, und mit dem Unſterblichen unſterb- lich! Er lebt, wie das Glied am Leibe, durch das Le- ben des Hauptes; Er lebt ſein Leben; Er denkt ſeine Gedanken; Liebt mit ſeiner Liebe; Duldet mit ſei- ner Geduld; Das Leben Chriſti wird an ſeinem ſterb- lichen Leibe offenbar, und Niemand, wie er, kann es ganz begreifen, wie göttlich wahr das Wort des Apo- ſtels iſt: Wenn du mit deinem Munde beken- neſt, daß Jeſus der Herr ſey, und in deinem Herzen

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 542[562]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/570>, abgerufen am 23.11.2024.