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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXVII.
lich als ihr könnet. Sie giengen hin, und verwah-
reten das Grab mit Hütern, und versiegelten den
Stein.

Ich wiederhohle auch hier: Alles was wider Gott
streiten will, streitet wider sich selbst. Niemand ver-
mag etwas wider -- alles nur für die Wahrheit. Die
ganze Schriftgeschichte ist eine Kette von Beweisen, daß
wer wider Gott handeln will, wider sich selbst handelt
-- und für Gott handelt. Vom Fall Adams an bis
auf das Wort -- "wir sind eingedenk, daß dieser Ver-
&q;führer sprach, da Er noch lebte -- Nach dreyen
&q;Tagen will ich auferstehen"
-- ists immer und
immer wieder geschehen, daß -- die Wahrheit, die
man ersticken, drücken und tödten wollte, eben dadurch
kräftiger, wirksamer, einleuchtender, unwidersprechli-
cher wurde .. Die grimmigsten Feinde Jesu mußten
es öffentlich, unzweydeutig, notorisch aussprechen und
vor dem römischen Landpfleger bezeugen "Jesus hatte
&q;vorhergesagt, daß Er am dritten Tage nach seinem
&q;Tode wiederum auferstehen würde --" Sprecht was ihr
wollet, Feinde der Majestät Jesu! Verkleinerer seiner
Würde. Sagt und thut wider Ihn, was ihr wollt;
Jedes Wort, jedes Beginnen wider Ihn -- wird ein
Beginnen, ein Wort für Ihn -- Jede euerer Lästerun-
gen, eine Verherrlichung seines Namens, jede Anstalt
gegen Ihn ein Beförderungsmittel seiner Absichten, eine
Triebfeder zur Ausbreitung seines Reiches werden müs-
sen. -- Man kann denken, wie scharf sie auf Pila-
tus Erlaubniß hin, das Grab bewacht haben werden!

Je

Matthäus XXVII.
lich als ihr könnet. Sie giengen hin, und verwah-
reten das Grab mit Hütern, und verſiegelten den
Stein.

Ich wiederhohle auch hier: Alles was wider Gott
ſtreiten will, ſtreitet wider ſich ſelbſt. Niemand ver-
mag etwas wider — alles nur für die Wahrheit. Die
ganze Schriftgeſchichte iſt eine Kette von Beweiſen, daß
wer wider Gott handeln will, wider ſich ſelbſt handelt
— und für Gott handelt. Vom Fall Adams an bis
auf das Wort — „wir ſind eingedenk, daß dieſer Ver-
&q;führer ſprach, da Er noch lebte — Nach dreyen
&q;Tagen will ich auferſtehen„
— iſts immer und
immer wieder geſchehen, daß — die Wahrheit, die
man erſticken, drücken und tödten wollte, eben dadurch
kräftiger, wirkſamer, einleuchtender, unwiderſprechli-
cher wurde .. Die grimmigſten Feinde Jeſu mußten
es öffentlich, unzweydeutig, notoriſch ausſprechen und
vor dem römiſchen Landpfleger bezeugen „Jeſus hatte
&q;vorhergeſagt, daß Er am dritten Tage nach ſeinem
&q;Tode wiederum auferſtehen würde —„ Sprecht was ihr
wollet, Feinde der Majeſtät Jeſu! Verkleinerer ſeiner
Würde. Sagt und thut wider Ihn, was ihr wollt;
Jedes Wort, jedes Beginnen wider Ihn — wird ein
Beginnen, ein Wort für Ihn — Jede euerer Läſterun-
gen, eine Verherrlichung ſeines Namens, jede Anſtalt
gegen Ihn ein Beförderungsmittel ſeiner Abſichten, eine
Triebfeder zur Ausbreitung ſeines Reiches werden müſ-
ſen. — Man kann denken, wie ſcharf ſie auf Pila-
tus Erlaubniß hin, das Grab bewacht haben werden!

Je
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[536[556]/0564] Matthäus XXVII. lich als ihr könnet. Sie giengen hin, und verwah- reten das Grab mit Hütern, und verſiegelten den Stein. Ich wiederhohle auch hier: Alles was wider Gott ſtreiten will, ſtreitet wider ſich ſelbſt. Niemand ver- mag etwas wider — alles nur für die Wahrheit. Die ganze Schriftgeſchichte iſt eine Kette von Beweiſen, daß wer wider Gott handeln will, wider ſich ſelbſt handelt — und für Gott handelt. Vom Fall Adams an bis auf das Wort — „wir ſind eingedenk, daß dieſer Ver- &q;führer ſprach, da Er noch lebte — Nach dreyen &q;Tagen will ich auferſtehen„ — iſts immer und immer wieder geſchehen, daß — die Wahrheit, die man erſticken, drücken und tödten wollte, eben dadurch kräftiger, wirkſamer, einleuchtender, unwiderſprechli- cher wurde .. Die grimmigſten Feinde Jeſu mußten es öffentlich, unzweydeutig, notoriſch ausſprechen und vor dem römiſchen Landpfleger bezeugen „Jeſus hatte &q;vorhergeſagt, daß Er am dritten Tage nach ſeinem &q;Tode wiederum auferſtehen würde —„ Sprecht was ihr wollet, Feinde der Majeſtät Jeſu! Verkleinerer ſeiner Würde. Sagt und thut wider Ihn, was ihr wollt; Jedes Wort, jedes Beginnen wider Ihn — wird ein Beginnen, ein Wort für Ihn — Jede euerer Läſterun- gen, eine Verherrlichung ſeines Namens, jede Anſtalt gegen Ihn ein Beförderungsmittel ſeiner Abſichten, eine Triebfeder zur Ausbreitung ſeines Reiches werden müſ- ſen. — Man kann denken, wie ſcharf ſie auf Pila- tus Erlaubniß hin, das Grab bewacht haben werden! Je

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 536[556]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/564>, abgerufen am 23.11.2024.