den Ihn mit Schmach, und krönen Ihn mit Schande. Die Hölle beut allen ihren Kräften auf, der Mensch- heit in der Person des beßten Menschensohnes Hohn zu sprechen, und die göttliche Königswürde des unbe- schreiblichen Dulders anzuspeien. -- Sie können sich nicht satt lachen, nicht satt schlagen. Christus duldet alles im Namen der Menschheit und Gottheit. So wird Gott -- so lange die Erde steht, geistlicher Weise gemishandelt; So die Verehrer Gottes und Christi zu allen Zeiten und unter allen Gestalten. Jeder Bube macht sich über sie her; Bedeckt sich oder ihnen das An- gesicht; Befleckt sie mit Speichel, schlägt und frägt -- "Wer ist's, der dich geschlagen hat?" Christus in sei- nen Jüngern, und Satan in den seinigen sind sich im- mer gleich -- Jünger Christi, laß den Satan wü- ten, die Bosheit toben. Den Spott spotten, die Frech- heit lästern -- Es sey dir genug, daß du's nicht schlim- mer, nicht so schlimm haben kannst, wie dein Meister.
232. Simon von Cyrene.
Und indem sie hinausgiengen, funden sie ei-Matth. XXVII. 32. nen Menschen von Cyrene, mit Namen Simon; Den zwungen sie, daß er Ihm sein Creuz trug. Jesus also durch die Gassen von Jerusalem geführt, von Schergen umringt, von wenigen beweynt, von tausenden verlacht, von allen mißkannt, hatte Anfangs auch den schweren Kreuzesbalken auf seiner wunden Schul- ter, oder seinem blutrünstigen Rücken zu tragen. Ein
vom
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Simon von Cyrene.
den Ihn mit Schmach, und krönen Ihn mit Schande. Die Hölle beut allen ihren Kräften auf, der Menſch- heit in der Perſon des beßten Menſchenſohnes Hohn zu ſprechen, und die göttliche Königswürde des unbe- ſchreiblichen Dulders anzuſpeien. — Sie können ſich nicht ſatt lachen, nicht ſatt ſchlagen. Chriſtus duldet alles im Namen der Menſchheit und Gottheit. So wird Gott — ſo lange die Erde ſteht, geiſtlicher Weiſe gemishandelt; So die Verehrer Gottes und Chriſti zu allen Zeiten und unter allen Geſtalten. Jeder Bube macht ſich über ſie her; Bedeckt ſich oder ihnen das An- geſicht; Befleckt ſie mit Speichel, ſchlägt und frägt — „Wer iſt’s, der dich geſchlagen hat?„ Chriſtus in ſei- nen Jüngern, und Satan in den ſeinigen ſind ſich im- mer gleich — Jünger Chriſti, laß den Satan wü- ten, die Bosheit toben. Den Spott ſpotten, die Frech- heit läſtern — Es ſey dir genug, daß du’s nicht ſchlim- mer, nicht ſo ſchlimm haben kannſt, wie dein Meiſter.
232. Simon von Cyrene.
Und indem ſie hinausgiengen, funden ſie ei-Matth. XXVII. 32. nen Menſchen von Cyrene, mit Namen Simon; Den zwungen ſie, daß er Ihm ſein Creuz trug. Jeſus alſo durch die Gaſſen von Jeruſalem geführt, von Schergen umringt, von wenigen beweynt, von tauſenden verlacht, von allen mißkannt, hatte Anfangs auch den ſchweren Kreuzesbalken auf ſeiner wunden Schul- ter, oder ſeinem blutrünſtigen Rücken zu tragen. Ein
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[515[535]/0543]
Simon von Cyrene.
den Ihn mit Schmach, und krönen Ihn mit Schande.
Die Hölle beut allen ihren Kräften auf, der Menſch-
heit in der Perſon des beßten Menſchenſohnes Hohn
zu ſprechen, und die göttliche Königswürde des unbe-
ſchreiblichen Dulders anzuſpeien. — Sie können ſich
nicht ſatt lachen, nicht ſatt ſchlagen. Chriſtus duldet
alles im Namen der Menſchheit und Gottheit. So
wird Gott — ſo lange die Erde ſteht, geiſtlicher Weiſe
gemishandelt; So die Verehrer Gottes und Chriſti zu
allen Zeiten und unter allen Geſtalten. Jeder Bube
macht ſich über ſie her; Bedeckt ſich oder ihnen das An-
geſicht; Befleckt ſie mit Speichel, ſchlägt und frägt —
„Wer iſt’s, der dich geſchlagen hat?„ Chriſtus in ſei-
nen Jüngern, und Satan in den ſeinigen ſind ſich im-
mer gleich — Jünger Chriſti, laß den Satan wü-
ten, die Bosheit toben. Den Spott ſpotten, die Frech-
heit läſtern — Es ſey dir genug, daß du’s nicht ſchlim-
mer, nicht ſo ſchlimm haben kannſt, wie dein Meiſter.
232.
Simon von Cyrene.
Und indem ſie hinausgiengen, funden ſie ei-
nen Menſchen von Cyrene, mit Namen Simon;
Den zwungen ſie, daß er Ihm ſein Creuz trug.
Jeſus alſo durch die Gaſſen von Jeruſalem geführt,
von Schergen umringt, von wenigen beweynt, von
tauſenden verlacht, von allen mißkannt, hatte Anfangs
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 515[535]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/543>, abgerufen am 24.11.2024.
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