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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXVI.
das, was Jesus drey Jahre lang vor ganz Judäa ge-
than hatte, so sehr das alles theils unläugbar war, theils
alles, was je von Propheten gethan worden war, über-
traf. So handelt die Vernunft und gewissenlose Lei-
denschaft. Sie kann Nichts zu allem, und alles zu
Nichts machen. Sie kann das Unbedeutendste wichtig
machen, und das Unvergeßlichste vergessen. Sie lästert,
indem sie andere der Lästerung beschuldiget. Sie hat kei-
ne Furcht vor Gott, und keine Schaam vor den Men-
schen --

Er hat gelästert. Was bedürfen wir weiter
Zeugen? Ihr habet selbst seine Lästerung gehört?
Was dünket Euch? -- Ist er nicht des Todes
schuldig? Ja freylich,
erhub sich ein allgemeines Ge-
schrey der Leidenschaft Er ist des Todes schuldig --
Wir hören die Hölle sprechen, wir kennen sie an Verwir-
rung, am betäubenden Geschrey, an der Mordwuth ..

Ausdrücklich, so ausdrücklich, wie möglich also hat-
te sich Jesus für den Meßias, für den verkündigten
Herrn und Richter der Welt erklärt. Deßwegen ward
Er als ein Lästerer zum Tode verurtheilt. Das war die
Summe seines Bekenntnisses, so wie seiner ganzen Leh-
re --

Ich handle im Namen der Gottheit; Wer
Mich ehret, ehret die Gottheit; Wer mich verwirft,
verwirft sie. Als ihren Sohn und Stellvertreter wird
mich Gott einst vor aller Welt offenbahren und ver-
herrlichen. Wer sehen will, siehet, wie wichtig dieser

Punkt

Matthäus XXVI.
das, was Jeſus drey Jahre lang vor ganz Judäa ge-
than hatte, ſo ſehr das alles theils unläugbar war, theils
alles, was je von Propheten gethan worden war, über-
traf. So handelt die Vernunft und gewiſſenloſe Lei-
denſchaft. Sie kann Nichts zu allem, und alles zu
Nichts machen. Sie kann das Unbedeutendſte wichtig
machen, und das Unvergeßlichſte vergeſſen. Sie läſtert,
indem ſie andere der Läſterung beſchuldiget. Sie hat kei-
ne Furcht vor Gott, und keine Schaam vor den Men-
ſchen —

Er hat geläſtert. Was bedürfen wir weiter
Zeugen? Ihr habet ſelbſt ſeine Läſterung gehört?
Was dünket Euch? — Iſt er nicht des Todes
ſchuldig? Ja freylich,
erhub ſich ein allgemeines Ge-
ſchrey der Leidenſchaft Er iſt des Todes ſchuldig
Wir hören die Hölle ſprechen, wir kennen ſie an Verwir-
rung, am betäubenden Geſchrey, an der Mordwuth ..

Ausdrücklich, ſo ausdrücklich, wie möglich alſo hat-
te ſich Jeſus für den Meßias, für den verkündigten
Herrn und Richter der Welt erklärt. Deßwegen ward
Er als ein Läſterer zum Tode verurtheilt. Das war die
Summe ſeines Bekenntniſſes, ſo wie ſeiner ganzen Leh-
re —

Ich handle im Namen der Gottheit; Wer
Mich ehret, ehret die Gottheit; Wer mich verwirft,
verwirft ſie. Als ihren Sohn und Stellvertreter wird
mich Gott einſt vor aller Welt offenbahren und ver-
herrlichen. Wer ſehen will, ſiehet, wie wichtig dieſer

Punkt
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[488[508]/0516] Matthäus XXVI. das, was Jeſus drey Jahre lang vor ganz Judäa ge- than hatte, ſo ſehr das alles theils unläugbar war, theils alles, was je von Propheten gethan worden war, über- traf. So handelt die Vernunft und gewiſſenloſe Lei- denſchaft. Sie kann Nichts zu allem, und alles zu Nichts machen. Sie kann das Unbedeutendſte wichtig machen, und das Unvergeßlichſte vergeſſen. Sie läſtert, indem ſie andere der Läſterung beſchuldiget. Sie hat kei- ne Furcht vor Gott, und keine Schaam vor den Men- ſchen — Er hat geläſtert. Was bedürfen wir weiter Zeugen? Ihr habet ſelbſt ſeine Läſterung gehört? Was dünket Euch? — Iſt er nicht des Todes ſchuldig? Ja freylich, erhub ſich ein allgemeines Ge- ſchrey der Leidenſchaft Er iſt des Todes ſchuldig — Wir hören die Hölle ſprechen, wir kennen ſie an Verwir- rung, am betäubenden Geſchrey, an der Mordwuth .. Ausdrücklich, ſo ausdrücklich, wie möglich alſo hat- te ſich Jeſus für den Meßias, für den verkündigten Herrn und Richter der Welt erklärt. Deßwegen ward Er als ein Läſterer zum Tode verurtheilt. Das war die Summe ſeines Bekenntniſſes, ſo wie ſeiner ganzen Leh- re — Ich handle im Namen der Gottheit; Wer Mich ehret, ehret die Gottheit; Wer mich verwirft, verwirft ſie. Als ihren Sohn und Stellvertreter wird mich Gott einſt vor aller Welt offenbahren und ver- herrlichen. Wer ſehen will, ſiehet, wie wichtig dieſer Punkt

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 488[508]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/516>, abgerufen am 24.11.2024.