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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXVI.
Stufe seiner Macht über die Menschheit betreten. "Wer
&q;Meister ist über den König, konnte er denken, ist Mei-
&q;ster über das Königreich. Wenn der Meßias in mei-
&q;ner Gewalt ist, so ist sein Reich in meiner Gewalt.
&q;Wenn ich den Unschuldigen tödten kann -- werden
&q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrschaft
&q;bleiben?" --

Christus machte sich also gleichsam anstatt des
ganzen Menschengeschlechtes zum einfacheren Gegenstan-
de der Mächte, der Fürsten der Finsterniß oder des Ab-
grundes -- weil es sein Beruf und seine Bestimmung
war, diese Mächte zu bezwingen, den starken bewaff-
neten zu binden und ihm sein Hausgeräth ab-
zunehmen
-- oder, mit einem andern Worte -- Die
Werke des Satans zu zerstöhren. Reif werden
also mußte diese Stunde. Auf den höchsten Gipfel mußte
Verblendung und Bosheit steigen. Der friedliche Hirt
und Lehrer Israels mußte so sehr, wie möglich, mis-
kannt werden.

218.
Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung.
Matth.
XXVI.
51-54.

Und siehe, einer aus ihnen, reckete die Hand
aus und zog sein Schwert aus; Und schlug des
Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab.
Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert
an seinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt,
der soll durchs Schwert umkommen. Oder
meynest du, daß ich nicht könnte meinen Vater

bitten,

Matthäus XXVI.
Stufe ſeiner Macht über die Menſchheit betreten. „Wer
&q;Meiſter iſt über den König, konnte er denken, iſt Mei-
&q;ſter über das Königreich. Wenn der Meßias in mei-
&q;ner Gewalt iſt, ſo iſt ſein Reich in meiner Gewalt.
&q;Wenn ich den Unſchuldigen tödten kann — werden
&q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrſchaft
&q;bleiben?„ —

Chriſtus machte ſich alſo gleichſam anſtatt des
ganzen Menſchengeſchlechtes zum einfacheren Gegenſtan-
de der Mächte, der Fürſten der Finſterniß oder des Ab-
grundes — weil es ſein Beruf und ſeine Beſtimmung
war, dieſe Mächte zu bezwingen, den ſtarken bewaff-
neten zu binden und ihm ſein Hausgeräth ab-
zunehmen
— oder, mit einem andern Worte — Die
Werke des Satans zu zerſtöhren. Reif werden
alſo mußte dieſe Stunde. Auf den höchſten Gipfel mußte
Verblendung und Bosheit ſteigen. Der friedliche Hirt
und Lehrer Iſraels mußte ſo ſehr, wie möglich, mis-
kannt werden.

218.
Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung.
Matth.
XXVI.
51-54.

Und ſiehe, einer aus ihnen, reckete die Hand
aus und zog ſein Schwert aus; Und ſchlug des
Hohenprieſters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab.
Da ſprach Jeſus zu ihm: Stecke dein Schwert
an ſeinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt,
der ſoll durchs Schwert umkommen. Oder
meyneſt du, daß ich nicht könnte meinen Vater

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[472[492]/0500] Matthäus XXVI. Stufe ſeiner Macht über die Menſchheit betreten. „Wer &q;Meiſter iſt über den König, konnte er denken, iſt Mei- &q;ſter über das Königreich. Wenn der Meßias in mei- &q;ner Gewalt iſt, ſo iſt ſein Reich in meiner Gewalt. &q;Wenn ich den Unſchuldigen tödten kann — werden &q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrſchaft &q;bleiben?„ — Chriſtus machte ſich alſo gleichſam anſtatt des ganzen Menſchengeſchlechtes zum einfacheren Gegenſtan- de der Mächte, der Fürſten der Finſterniß oder des Ab- grundes — weil es ſein Beruf und ſeine Beſtimmung war, dieſe Mächte zu bezwingen, den ſtarken bewaff- neten zu binden und ihm ſein Hausgeräth ab- zunehmen — oder, mit einem andern Worte — Die Werke des Satans zu zerſtöhren. Reif werden alſo mußte dieſe Stunde. Auf den höchſten Gipfel mußte Verblendung und Bosheit ſteigen. Der friedliche Hirt und Lehrer Iſraels mußte ſo ſehr, wie möglich, mis- kannt werden. 218. Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung. Und ſiehe, einer aus ihnen, reckete die Hand aus und zog ſein Schwert aus; Und ſchlug des Hohenprieſters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Da ſprach Jeſus zu ihm: Stecke dein Schwert an ſeinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt, der ſoll durchs Schwert umkommen. Oder meyneſt du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten,

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 472[492]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/500>, abgerufen am 22.11.2024.