Stufe seiner Macht über die Menschheit betreten. "Wer &q;Meister ist über den König, konnte er denken, ist Mei- &q;ster über das Königreich. Wenn der Meßias in mei- &q;ner Gewalt ist, so ist sein Reich in meiner Gewalt. &q;Wenn ich den Unschuldigen tödten kann -- werden &q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrschaft &q;bleiben?" --
Christus machte sich also gleichsam anstatt des ganzen Menschengeschlechtes zum einfacheren Gegenstan- de der Mächte, der Fürsten der Finsterniß oder des Ab- grundes -- weil es sein Beruf und seine Bestimmung war, diese Mächte zu bezwingen, den starken bewaff- neten zu binden und ihm sein Hausgeräth ab- zunehmen -- oder, mit einem andern Worte -- Die Werke des Satans zu zerstöhren. Reif werden also mußte diese Stunde. Auf den höchsten Gipfel mußte Verblendung und Bosheit steigen. Der friedliche Hirt und Lehrer Israels mußte so sehr, wie möglich, mis- kannt werden.
218. Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung.
Matth. XXVI. 51-54.
Und siehe, einer aus ihnen, reckete die Hand aus und zog sein Schwert aus; Und schlug des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meynest du, daß ich nicht könnte meinen Vater
bitten,
Matthäus XXVI.
Stufe ſeiner Macht über die Menſchheit betreten. „Wer &q;Meiſter iſt über den König, konnte er denken, iſt Mei- &q;ſter über das Königreich. Wenn der Meßias in mei- &q;ner Gewalt iſt, ſo iſt ſein Reich in meiner Gewalt. &q;Wenn ich den Unſchuldigen tödten kann — werden &q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrſchaft &q;bleiben?„ —
Chriſtus machte ſich alſo gleichſam anſtatt des ganzen Menſchengeſchlechtes zum einfacheren Gegenſtan- de der Mächte, der Fürſten der Finſterniß oder des Ab- grundes — weil es ſein Beruf und ſeine Beſtimmung war, dieſe Mächte zu bezwingen, den ſtarken bewaff- neten zu binden und ihm ſein Hausgeräth ab- zunehmen — oder, mit einem andern Worte — Die Werke des Satans zu zerſtöhren. Reif werden alſo mußte dieſe Stunde. Auf den höchſten Gipfel mußte Verblendung und Bosheit ſteigen. Der friedliche Hirt und Lehrer Iſraels mußte ſo ſehr, wie möglich, mis- kannt werden.
218. Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung.
Matth. XXVI. 51-54.
Und ſiehe, einer aus ihnen, reckete die Hand aus und zog ſein Schwert aus; Und ſchlug des Hohenprieſters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Da ſprach Jeſus zu ihm: Stecke dein Schwert an ſeinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt, der ſoll durchs Schwert umkommen. Oder meyneſt du, daß ich nicht könnte meinen Vater
bitten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0500"n="472[492]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XXVI.</hi></fw><lb/>
Stufe ſeiner Macht über die Menſchheit betreten. „Wer<lb/>&q;Meiſter iſt über den König, konnte er denken, iſt Mei-<lb/>&q;ſter über das Königreich. Wenn der Meßias in mei-<lb/>&q;ner Gewalt iſt, ſo iſt ſein Reich in meiner Gewalt.<lb/>&q;Wenn ich den Unſchuldigen tödten kann — werden<lb/>&q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrſchaft<lb/>&q;bleiben?„—</p><lb/><p><hirendition="#fr">Chriſtus</hi> machte ſich alſo gleichſam anſtatt des<lb/>
ganzen Menſchengeſchlechtes zum einfacheren Gegenſtan-<lb/>
de der Mächte, der Fürſten der Finſterniß oder des Ab-<lb/>
grundes — weil es ſein Beruf und ſeine Beſtimmung<lb/>
war, dieſe Mächte zu bezwingen, den <hirendition="#fr">ſtarken bewaff-<lb/>
neten zu binden und ihm ſein Hausgeräth ab-<lb/>
zunehmen</hi>— oder, mit einem andern Worte — Die<lb/><hirendition="#fr">Werke des Satans zu zerſtöhren.</hi> Reif werden<lb/>
alſo mußte dieſe Stunde. Auf den höchſten Gipfel mußte<lb/>
Verblendung und Bosheit ſteigen. Der friedliche Hirt<lb/>
und Lehrer Iſraels mußte ſo ſehr, wie möglich, mis-<lb/>
kannt werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>218.<lb/>
Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung.</head><lb/><noteplace="left">Matth.<lb/><hirendition="#aq">XXVI.</hi><lb/>
51-54.</note><p><hirendition="#fr">Und ſiehe, einer aus ihnen, reckete die Hand<lb/>
aus und zog ſein Schwert aus; Und ſchlug des<lb/>
Hohenprieſters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab.<lb/>
Da ſprach Jeſus zu ihm: Stecke dein Schwert<lb/>
an ſeinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt,<lb/>
der ſoll durchs Schwert umkommen. Oder<lb/>
meyneſt du, daß ich nicht könnte meinen Vater</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">bitten,</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[472[492]/0500]
Matthäus XXVI.
Stufe ſeiner Macht über die Menſchheit betreten. „Wer
&q;Meiſter iſt über den König, konnte er denken, iſt Mei-
&q;ſter über das Königreich. Wenn der Meßias in mei-
&q;ner Gewalt iſt, ſo iſt ſein Reich in meiner Gewalt.
&q;Wenn ich den Unſchuldigen tödten kann — werden
&q;nicht alle Schuldigen ewig Sclaven meiner Herrſchaft
&q;bleiben?„ —
Chriſtus machte ſich alſo gleichſam anſtatt des
ganzen Menſchengeſchlechtes zum einfacheren Gegenſtan-
de der Mächte, der Fürſten der Finſterniß oder des Ab-
grundes — weil es ſein Beruf und ſeine Beſtimmung
war, dieſe Mächte zu bezwingen, den ſtarken bewaff-
neten zu binden und ihm ſein Hausgeräth ab-
zunehmen — oder, mit einem andern Worte — Die
Werke des Satans zu zerſtöhren. Reif werden
alſo mußte dieſe Stunde. Auf den höchſten Gipfel mußte
Verblendung und Bosheit ſteigen. Der friedliche Hirt
und Lehrer Iſraels mußte ſo ſehr, wie möglich, mis-
kannt werden.
218.
Petrus. Schwertnehmen. Schrifterfüllung.
Und ſiehe, einer aus ihnen, reckete die Hand
aus und zog ſein Schwert aus; Und ſchlug des
Hohenprieſters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab.
Da ſprach Jeſus zu ihm: Stecke dein Schwert
an ſeinen Ort; Denn wer das Schwert nimmt,
der ſoll durchs Schwert umkommen. Oder
meyneſt du, daß ich nicht könnte meinen Vater
bitten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 472[492]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/500>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.