Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Matthäus XXVI.
&q;mit ihnen geniessen, was Gott und der himmlische
&q;Weinstock geben wird, wie Er itzo mit ihnen genießt
&q;-- was vom irrdischen Weinstock herkommt. Dieß
&q;Mahl der Vertraulichkeit und der Liebe sey euch ein
&q;unvergeßliches Bild von einem weit herrlicheren, Lei-
&q;denfreyen gemeinschaftlichen Genuß in jener Welt."

211.
Lobgesang vor dem Leiden.
Matth.
XXVI. 30.

Und da sie den Lobgesang gesungen hat-
ten, giengen sie hinaus an den Oelberg.

Mit Lobgesang fängt unser Herr Seine Leiden
an -- --

"Er erleichtert seinen Gang
"Mit Gebet und mit Gesang!

Ohne Zweifel stimmte Er mit Ruhe und erhabner Ein-
falt und Gelassenheit an -- an, in seinem Namen, dem
Namen seiner Jünger und des Menschengeschlechtes, dachte
unaussprechlich viel Grosses, keinem sterblichen Menschen
vom CXIII.
bis
CXVIII.
Gedenkbares bey jedem Worte der Psalmen -- Stärkte
sich selbst gewiß durch manche Gedanken -- "Er er-
&q;hebt den Schlechten aus dem Staub, und ziehet den
&q;Armen aus dem Koth, daß Er ihn setze zu den Für-
&q;sten, ja zu den Fürsten seines Volkes -- Ich will
&q;lieben, denn der Herr hat die Stimme meines Fle-
&q;hens erhört! Er hat sein Ohr zu mir geneigt! Ich
&q;will Ihn mein Lebenlang anrufen. Die Stricke des
&q;Todes hatten Mich umgeben. Die Angst der Hölle

&q;hatte

Matthäus XXVI.
&q;mit ihnen genieſſen, was Gott und der himmliſche
&q;Weinſtock geben wird, wie Er itzo mit ihnen genießt
&q;— was vom irrdiſchen Weinſtock herkommt. Dieß
&q;Mahl der Vertraulichkeit und der Liebe ſey euch ein
&q;unvergeßliches Bild von einem weit herrlicheren, Lei-
&q;denfreyen gemeinſchaftlichen Genuß in jener Welt.„

211.
Lobgeſang vor dem Leiden.
Matth.
XXVI. 30.

Und da ſie den Lobgeſang geſungen hat-
ten, giengen ſie hinaus an den Oelberg.

Mit Lobgeſang fängt unſer Herr Seine Leiden
an — —

„Er erleichtert ſeinen Gang
„Mit Gebet und mit Geſang!

Ohne Zweifel ſtimmte Er mit Ruhe und erhabner Ein-
falt und Gelaſſenheit an — an, in ſeinem Namen, dem
Namen ſeiner Jünger und des Menſchengeſchlechtes, dachte
unausſprechlich viel Groſſes, keinem ſterblichen Menſchen
vom CXIII.
bis
CXVIII.
Gedenkbares bey jedem Worte der Pſalmen — Stärkte
ſich ſelbſt gewiß durch manche Gedanken — „Er er-
&q;hebt den Schlechten aus dem Staub, und ziehet den
&q;Armen aus dem Koth, daß Er ihn ſetze zu den Für-
&q;ſten, ja zu den Fürſten ſeines Volkes — Ich will
&q;lieben, denn der Herr hat die Stimme meines Fle-
&q;hens erhört! Er hat ſein Ohr zu mir geneigt! Ich
&q;will Ihn mein Lebenlang anrufen. Die Stricke des
&q;Todes hatten Mich umgeben. Die Angſt der Hölle

&q;hatte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0484" n="456[476]"/><fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">XXVI.</hi></fw><lb/>
&amp;q;mit ihnen genie&#x017F;&#x017F;en, was Gott und der himmli&#x017F;che<lb/>
&amp;q;Wein&#x017F;tock geben wird, wie Er itzo mit ihnen genießt<lb/>
&amp;q;&#x2014; was vom irrdi&#x017F;chen Wein&#x017F;tock herkommt. Dieß<lb/>
&amp;q;Mahl der Vertraulichkeit und der Liebe &#x017F;ey euch ein<lb/>
&amp;q;unvergeßliches Bild von einem weit herrlicheren, Lei-<lb/>
&amp;q;denfreyen gemein&#x017F;chaftlichen Genuß in jener Welt.&#x201E;</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>211.<lb/>
Lobge&#x017F;ang vor dem Leiden.</head><lb/>
            <note place="left">Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XXVI.</hi> 30.</note>
            <p> <hi rendition="#fr">Und da &#x017F;ie den Lobge&#x017F;ang ge&#x017F;ungen hat-<lb/>
ten, giengen &#x017F;ie hinaus an den Oelberg.</hi> </p><lb/>
            <p>Mit Lobge&#x017F;ang fängt un&#x017F;er Herr Seine Leiden<lb/>
an &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>&#x201E;Er erleichtert &#x017F;einen Gang</l><lb/>
              <l>&#x201E;Mit Gebet und mit Ge&#x017F;ang!</l>
            </lg><lb/>
            <p>Ohne Zweifel &#x017F;timmte Er mit Ruhe und erhabner Ein-<lb/>
falt und Gela&#x017F;&#x017F;enheit an &#x2014; an, in &#x017F;einem Namen, dem<lb/>
Namen &#x017F;einer Jünger und des Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechtes, dachte<lb/>
unaus&#x017F;prechlich viel Gro&#x017F;&#x017F;es, keinem &#x017F;terblichen Men&#x017F;chen<lb/><note place="left">vom <hi rendition="#aq">CXIII.</hi><lb/>
bis<lb/><hi rendition="#aq">CXVIII.</hi></note>Gedenkbares bey jedem Worte der P&#x017F;almen &#x2014; Stärkte<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gewiß durch manche Gedanken &#x2014; &#x201E;Er er-<lb/>
&amp;q;hebt den Schlechten aus dem Staub, und ziehet den<lb/>
&amp;q;Armen aus dem Koth, daß Er ihn &#x017F;etze zu den Für-<lb/>
&amp;q;&#x017F;ten, ja zu den Für&#x017F;ten &#x017F;eines Volkes &#x2014; Ich will<lb/>
&amp;q;lieben, denn der Herr hat die Stimme meines Fle-<lb/>
&amp;q;hens erhört! Er hat &#x017F;ein Ohr zu mir geneigt! Ich<lb/>
&amp;q;will Ihn mein Lebenlang anrufen. Die Stricke des<lb/>
&amp;q;Todes hatten Mich umgeben. Die Ang&#x017F;t der Hölle<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&amp;q;hatte</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456[476]/0484] Matthäus XXVI. &q;mit ihnen genieſſen, was Gott und der himmliſche &q;Weinſtock geben wird, wie Er itzo mit ihnen genießt &q;— was vom irrdiſchen Weinſtock herkommt. Dieß &q;Mahl der Vertraulichkeit und der Liebe ſey euch ein &q;unvergeßliches Bild von einem weit herrlicheren, Lei- &q;denfreyen gemeinſchaftlichen Genuß in jener Welt.„ 211. Lobgeſang vor dem Leiden. Und da ſie den Lobgeſang geſungen hat- ten, giengen ſie hinaus an den Oelberg. Mit Lobgeſang fängt unſer Herr Seine Leiden an — — „Er erleichtert ſeinen Gang „Mit Gebet und mit Geſang! Ohne Zweifel ſtimmte Er mit Ruhe und erhabner Ein- falt und Gelaſſenheit an — an, in ſeinem Namen, dem Namen ſeiner Jünger und des Menſchengeſchlechtes, dachte unausſprechlich viel Groſſes, keinem ſterblichen Menſchen Gedenkbares bey jedem Worte der Pſalmen — Stärkte ſich ſelbſt gewiß durch manche Gedanken — „Er er- &q;hebt den Schlechten aus dem Staub, und ziehet den &q;Armen aus dem Koth, daß Er ihn ſetze zu den Für- &q;ſten, ja zu den Fürſten ſeines Volkes — Ich will &q;lieben, denn der Herr hat die Stimme meines Fle- &q;hens erhört! Er hat ſein Ohr zu mir geneigt! Ich &q;will Ihn mein Lebenlang anrufen. Die Stricke des &q;Todes hatten Mich umgeben. Die Angſt der Hölle &q;hatte vom CXIII. bis CXVIII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/484
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 456[476]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/484>, abgerufen am 25.11.2024.