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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXVI.
&q;kann Er der Meßias seyn -- und so arm, daß Er
&q;nicht weiß, wo Er sein Haupt hinlege? -- Seine
&q;Wunder? .. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll ..
&q;Freylich .. Nun, es mag seyn, wie es will -- Ich
&q;bin Seiner, und seiner Nachfolge von Herzen müde --
&q;Es muß gebrochen seyn!" Unseelige Verwirrung des
Gemüthes, in deren er sich verlieren mußte. Unseeli-
ger Zustand eines jeden Gemüthes, das mit bösen Tücken
umgehet; Das drauf lauern will, etwas zu Stande
zu bringen, wovor die Vernunft bebet, und das Ge-
wissen zittert. Gelegenheit suchen, etwas Böses zu
thun -- Mit einer bösen That schwanger gehen, ist so
was schreckliches, daß man nicht frühe genug, nicht
oft genug, nicht dringend genug davor warnen kann.

207.
Vorbereitung zum Pascha, oder der
Ostermahlzeit.

Matth.
XXVI.
17-19.
Aber am ersten Tage der süssen Brodte, tra-
ten die Jünger zu Jesu und sprachen zu Ihm:
Wo willst du, daß wir dir bereiten das Oster-
lamm zu essen? Er sprach: Gehet hin in die
Stadt zu Einem, und sprechet zu ihm: Der
Meister läßt Dir sagen: Meine Zeit ist hie, ich
will bey dir die Ostern halten mit meinen Jün-
gern. Und die Jünger thaten, wie ihnen Jesus
befohlen hatte, und bereiteten das Osterlamm.

Marc.
XIV. 13-15
Die Parallelstelle erzählt die Sache noch umständli-
cher so: Er sandte seiner Jünger Zween, und

sprach

Matthäus XXVI.
&q;kann Er der Meßias ſeyn — und ſo arm, daß Er
&q;nicht weiß, wo Er ſein Haupt hinlege? — Seine
&q;Wunder? .. Ich weiß nicht, was ich dazu ſagen ſoll ..
&q;Freylich .. Nun, es mag ſeyn, wie es will — Ich
&q;bin Seiner, und ſeiner Nachfolge von Herzen müde —
&q;Es muß gebrochen ſeyn!„ Unſeelige Verwirrung des
Gemüthes, in deren er ſich verlieren mußte. Unſeeli-
ger Zuſtand eines jeden Gemüthes, das mit böſen Tücken
umgehet; Das drauf lauern will, etwas zu Stande
zu bringen, wovor die Vernunft bebet, und das Ge-
wiſſen zittert. Gelegenheit ſuchen, etwas Böſes zu
thun — Mit einer böſen That ſchwanger gehen, iſt ſo
was ſchreckliches, daß man nicht frühe genug, nicht
oft genug, nicht dringend genug davor warnen kann.

207.
Vorbereitung zum Paſcha, oder der
Oſtermahlzeit.

Matth.
XXVI.
17-19.
Aber am erſten Tage der ſüſſen Brodte, tra-
ten die Jünger zu Jeſu und ſprachen zu Ihm:
Wo willſt du, daß wir dir bereiten das Oſter-
lamm zu eſſen? Er ſprach: Gehet hin in die
Stadt zu Einem, und ſprechet zu ihm: Der
Meiſter läßt Dir ſagen: Meine Zeit iſt hie, ich
will bey dir die Oſtern halten mit meinen Jün-
gern. Und die Jünger thaten, wie ihnen Jeſus
befohlen hatte, und bereiteten das Oſterlamm.

Marc.
XIV. 13-15
Die Parallelſtelle erzählt die Sache noch umſtändli-
cher ſo: Er ſandte ſeiner Jünger Zween, und

ſprach
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[448[468]/0476] Matthäus XXVI. &q;kann Er der Meßias ſeyn — und ſo arm, daß Er &q;nicht weiß, wo Er ſein Haupt hinlege? — Seine &q;Wunder? .. Ich weiß nicht, was ich dazu ſagen ſoll .. &q;Freylich .. Nun, es mag ſeyn, wie es will — Ich &q;bin Seiner, und ſeiner Nachfolge von Herzen müde — &q;Es muß gebrochen ſeyn!„ Unſeelige Verwirrung des Gemüthes, in deren er ſich verlieren mußte. Unſeeli- ger Zuſtand eines jeden Gemüthes, das mit böſen Tücken umgehet; Das drauf lauern will, etwas zu Stande zu bringen, wovor die Vernunft bebet, und das Ge- wiſſen zittert. Gelegenheit ſuchen, etwas Böſes zu thun — Mit einer böſen That ſchwanger gehen, iſt ſo was ſchreckliches, daß man nicht frühe genug, nicht oft genug, nicht dringend genug davor warnen kann. 207. Vorbereitung zum Paſcha, oder der Oſtermahlzeit. Aber am erſten Tage der ſüſſen Brodte, tra- ten die Jünger zu Jeſu und ſprachen zu Ihm: Wo willſt du, daß wir dir bereiten das Oſter- lamm zu eſſen? Er ſprach: Gehet hin in die Stadt zu Einem, und ſprechet zu ihm: Der Meiſter läßt Dir ſagen: Meine Zeit iſt hie, ich will bey dir die Oſtern halten mit meinen Jün- gern. Und die Jünger thaten, wie ihnen Jeſus befohlen hatte, und bereiteten das Oſterlamm. Die Parallelſtelle erzählt die Sache noch umſtändli- cher ſo: Er ſandte ſeiner Jünger Zween, und ſprach Matth. XXVI. 17-19. Marc. XIV. 13-15

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 448[468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/476>, abgerufen am 23.11.2024.