euch von der Grundlegung der Welt an bereitet ist. Denn Mich hat gehungert, und ihr habet Mir zu essen gegeben; Mich hat gedürstet, und ihr habet Mich getränkt. Ich war ein Fremd- ling, und ihr habet Mich beherbergt. Ich war nackt, und ihr habet Mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habet Mich besucht. Ich war im Gefängniß, und ihr seyd zu Mir kommen.
Die Belohnung, die der Herr verspricht, ist also Theilnahme an dem himmlischen Reiche, am Reiche des Vaters; an dem Reiche, worauf von Ewigkeit an alles abgesehen, und worauf alles Vorhergehende nur Zu- bereitung war. Und für wen ist diese Belohnung? Für diejenigen, die Werke der Liebe ausgeübt haben; Die der in allen Gestalten leidenden Menschheit zu Hülfe eilten; Die die Bedürfnisse und die Noth ihrer Mit- brüder als ihre eigene fühlten; Die sich in die trau- rigsten Zustände der Menschheit versetzen und soviel sie konnten, wirksam waren für den Trost und die Er- leichterung des Unglücks. Wie schön ist die Hererzäh- lung dieser verschiedenen Arten der Liebesäusserungen! Wie zeigt sich das menschlich-empfindliche Herz des Herrn, der sich bis in jede Verlegenheit eines umherirrenden unbekannten Fremdlings, dem ein Nachtlager geschenkt wird, bis in die dunkle Einsamkeit der Gefängnisse hin- einfühlt, worein eine mitleidige Seele tritt! -- Wie harmonisch ist sie mit dem Leben desjenigen, der die Hun- grigen speiste, die Kranken heilte, und die Traurigen tröstete. Welche Lehre der Menschlichkeit ist das Chri-
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Belohnung der Liebeswerke.
euch von der Grundlegung der Welt an bereitet iſt. Denn Mich hat gehungert, und ihr habet Mir zu eſſen gegeben; Mich hat gedürſtet, und ihr habet Mich getränkt. Ich war ein Fremd- ling, und ihr habet Mich beherbergt. Ich war nackt, und ihr habet Mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habet Mich beſucht. Ich war im Gefängniß, und ihr ſeyd zu Mir kommen.
Die Belohnung, die der Herr verſpricht, iſt alſo Theilnahme an dem himmliſchen Reiche, am Reiche des Vaters; an dem Reiche, worauf von Ewigkeit an alles abgeſehen, und worauf alles Vorhergehende nur Zu- bereitung war. Und für wen iſt dieſe Belohnung? Für diejenigen, die Werke der Liebe ausgeübt haben; Die der in allen Geſtalten leidenden Menſchheit zu Hülfe eilten; Die die Bedürfniſſe und die Noth ihrer Mit- brüder als ihre eigene fühlten; Die ſich in die trau- rigſten Zuſtände der Menſchheit verſetzen und ſoviel ſie konnten, wirkſam waren für den Troſt und die Er- leichterung des Unglücks. Wie ſchön iſt die Hererzäh- lung dieſer verſchiedenen Arten der Liebesäuſſerungen! Wie zeigt ſich das menſchlich-empfindliche Herz des Herrn, der ſich bis in jede Verlegenheit eines umherirrenden unbekannten Fremdlings, dem ein Nachtlager geſchenkt wird, bis in die dunkle Einſamkeit der Gefängniſſe hin- einfühlt, worein eine mitleidige Seele tritt! — Wie harmoniſch iſt ſie mit dem Leben desjenigen, der die Hun- grigen ſpeiſte, die Kranken heilte, und die Traurigen tröſtete. Welche Lehre der Menſchlichkeit iſt das Chri-
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[435[455]/0463]
Belohnung der Liebeswerke.
euch von der Grundlegung der Welt an bereitet
iſt. Denn Mich hat gehungert, und ihr habet
Mir zu eſſen gegeben; Mich hat gedürſtet, und
ihr habet Mich getränkt. Ich war ein Fremd-
ling, und ihr habet Mich beherbergt. Ich war
nackt, und ihr habet Mich bekleidet. Ich war
krank, und ihr habet Mich beſucht. Ich war
im Gefängniß, und ihr ſeyd zu Mir kommen.
Die Belohnung, die der Herr verſpricht, iſt
alſo Theilnahme an dem himmliſchen Reiche, am Reiche
des Vaters; an dem Reiche, worauf von Ewigkeit an
alles abgeſehen, und worauf alles Vorhergehende nur Zu-
bereitung war. Und für wen iſt dieſe Belohnung?
Für diejenigen, die Werke der Liebe ausgeübt haben; Die
der in allen Geſtalten leidenden Menſchheit zu Hülfe
eilten; Die die Bedürfniſſe und die Noth ihrer Mit-
brüder als ihre eigene fühlten; Die ſich in die trau-
rigſten Zuſtände der Menſchheit verſetzen und ſoviel ſie
konnten, wirkſam waren für den Troſt und die Er-
leichterung des Unglücks. Wie ſchön iſt die Hererzäh-
lung dieſer verſchiedenen Arten der Liebesäuſſerungen!
Wie zeigt ſich das menſchlich-empfindliche Herz des Herrn,
der ſich bis in jede Verlegenheit eines umherirrenden
unbekannten Fremdlings, dem ein Nachtlager geſchenkt
wird, bis in die dunkle Einſamkeit der Gefängniſſe hin-
einfühlt, worein eine mitleidige Seele tritt! — Wie
harmoniſch iſt ſie mit dem Leben desjenigen, der die Hun-
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 435[455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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