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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXIV.

O Christen! Welche überschwengliche Belohnun-
gen der Treue und Klugheit! Welcher Aufopferun-
gen und Leiden und Trübsale ist diese Belohnung werth!
Den treuen und klugen Knecht -- den treuen, klugen,
sanftmüthigen, dehmüthigen, wachsamen, zu täglicher
und stündlicher Rechenschaft bereiteten Verwalter des-
sen, was der Herr seinem Verstande, seinem Herzen,
seiner Hand anvertraut hat -- den wird Er über alle
seine Güter
setzen! Wer? Der, welcher sagen konnte,
der, welcher es durch tausend Machtgaben und Macht-
thaten überschwenglich bewiesen hat: Mir ist alle Ge-
Matth.
XXVIII. 18
walt übergeben im Himmel und auf Erde! Was
Joh.
XVII. 10.
dein ist Vater, das ist Mein! Wie, wenn ein Kö-
nig der Erde dich über alle seine Güter setzen würde?
Und was sind alle Güter aller Könige dieser Erde --
-- Bettelarmuth gegen die Schätze des Eingebohr-
nen des Vaters!

Aber auch welche furchtbare Strafe der Untreu,
der Vernachläßigung dessen, was der Herr unserm
Verstande, unserm Herzen, unsrer Hand anvertraut!
Welche furchtbare, zermalmende Strafe der Tyranney,
der Härte und Lieblosigkeit gegen untergebene Mitknech-
te -- der Schwelgerey und Ueppigkeit! Der Herr wird
zur ungeahndeten Stunde kommen und einen solchen
mitten in Zwey hauen -- ihn hinauswerfen in die äus-
serste Finsterniß, wo Geheul der Verzweiflung und Zähn-
knirschen des Neids sein Theil ist.

Wer Ohr hat zu hören, der höre!!

Mak-
Matthäus XXIV.

O Chriſten! Welche überſchwengliche Belohnun-
gen der Treue und Klugheit! Welcher Aufopferun-
gen und Leiden und Trübſale iſt dieſe Belohnung werth!
Den treuen und klugen Knecht — den treuen, klugen,
ſanftmüthigen, dehmüthigen, wachſamen, zu täglicher
und ſtündlicher Rechenſchaft bereiteten Verwalter deſ-
ſen, was der Herr ſeinem Verſtande, ſeinem Herzen,
ſeiner Hand anvertraut hat — den wird Er über alle
ſeine Güter
ſetzen! Wer? Der, welcher ſagen konnte,
der, welcher es durch tauſend Machtgaben und Macht-
thaten überſchwenglich bewieſen hat: Mir iſt alle Ge-
Matth.
XXVIII. 18
walt übergeben im Himmel und auf Erde! Was
Joh.
XVII. 10.
dein iſt Vater, das iſt Mein! Wie, wenn ein Kö-
nig der Erde dich über alle ſeine Güter ſetzen würde?
Und was ſind alle Güter aller Könige dieſer Erde —
Bettelarmuth gegen die Schätze des Eingebohr-
nen des Vaters!

Aber auch welche furchtbare Strafe der Untreu,
der Vernachläßigung deſſen, was der Herr unſerm
Verſtande, unſerm Herzen, unſrer Hand anvertraut!
Welche furchtbare, zermalmende Strafe der Tyranney,
der Härte und Liebloſigkeit gegen untergebene Mitknech-
te — der Schwelgerey und Ueppigkeit! Der Herr wird
zur ungeahndeten Stunde kommen und einen ſolchen
mitten in Zwey hauen — ihn hinauswerfen in die äuſ-
ſerſte Finſterniß, wo Geheul der Verzweiflung und Zähn-
knirſchen des Neids ſein Theil iſt.

Wer Ohr hat zu hören, der höre!!

Mak-
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[424[444]/0452] Matthäus XXIV. O Chriſten! Welche überſchwengliche Belohnun- gen der Treue und Klugheit! Welcher Aufopferun- gen und Leiden und Trübſale iſt dieſe Belohnung werth! Den treuen und klugen Knecht — den treuen, klugen, ſanftmüthigen, dehmüthigen, wachſamen, zu täglicher und ſtündlicher Rechenſchaft bereiteten Verwalter deſ- ſen, was der Herr ſeinem Verſtande, ſeinem Herzen, ſeiner Hand anvertraut hat — den wird Er über alle ſeine Güter ſetzen! Wer? Der, welcher ſagen konnte, der, welcher es durch tauſend Machtgaben und Macht- thaten überſchwenglich bewieſen hat: Mir iſt alle Ge- walt übergeben im Himmel und auf Erde! Was dein iſt Vater, das iſt Mein! Wie, wenn ein Kö- nig der Erde dich über alle ſeine Güter ſetzen würde? Und was ſind alle Güter aller Könige dieſer Erde — — Bettelarmuth gegen die Schätze des Eingebohr- nen des Vaters! Matth. XXVIII. 18 Joh. XVII. 10. Aber auch welche furchtbare Strafe der Untreu, der Vernachläßigung deſſen, was der Herr unſerm Verſtande, unſerm Herzen, unſrer Hand anvertraut! Welche furchtbare, zermalmende Strafe der Tyranney, der Härte und Liebloſigkeit gegen untergebene Mitknech- te — der Schwelgerey und Ueppigkeit! Der Herr wird zur ungeahndeten Stunde kommen und einen ſolchen mitten in Zwey hauen — ihn hinauswerfen in die äuſ- ſerſte Finſterniß, wo Geheul der Verzweiflung und Zähn- knirſchen des Neids ſein Theil iſt. Wer Ohr hat zu hören, der höre!! Mak-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 424[444]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/452>, abgerufen am 27.11.2024.