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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Zuverläßige Anzeigen der etc.
versinken werden die Menschen vor Furcht und
Erwartung der Dinge, die über den bewohnten
Erdboden kommen sollen: denn die Kräfte der
Himmel werden bewegt werden. Ich will,
sagtJoel
XI. 30. 31.

eine Parallelstelle bey Joel, Wunderzeichen am Him-
mel und auf Erden thun -- Blut und Feuer, Rauch
und Dampf; Die Sonne wird in Finsterniß, der
Mond in Blut verkehret werden, ehe der große
und erschreckliche Tag des Herrn kommt.

Wer zittert nicht bey der blossen, zusammenfassen-
den Beschreibung dieser unerhörten Schrecknisse? Fürch-
terlichste, bängste Nacht, die dem Morgen des Lebens
und der Freude vorgehen muß! Aber eben diese Nacht
ist Pfand des kommenden Morgens -- sie hat die ersten
Strahlen der Morgenröthe schon in sich. Eben in der
tiefsten Noth und Verwaisung darf der Bekenner Jesu
nahe Rettung hoffen -- Sein Lohn ist nicht mehr fer-
ne. Wenn alle Hoffnung der Christen Unfinn und
Schande ist in den Augen der Welt, wenn Unglaube
und Lästerung auf dem Thron sitzt und mit eisernem Ze-
pter alle Nationen beherrschet -- wenn die ganze Natur
in furchtbaren Kämpfen, in wüthenden Geburtswehen
zu zertrümmern drohet -- wenn verzweifelnde Angst alle
Erdbewohner ergreift, wenn vom Aufgang bis zum Nie-
dergang, vom Mittage bis zur Mitternacht jede Stim-
me Wehgeheul ist -- dann o Christ, hast du Ursache,
dich zu freuen -- dann wird dein Glaube Schauen,
deine Hofnung Genuß -- dann kommt Er, der da
kommen soll, und säumet nicht. Wenn diese DingeLuc. XXI. 28

anfangen
C c 3

Zuverläßige Anzeigen der ꝛc.
verſinken werden die Menſchen vor Furcht und
Erwartung der Dinge, die über den bewohnten
Erdboden kommen ſollen: denn die Kräfte der
Himmel werden bewegt werden. Ich will,
ſagtJoel
XI. 30. 31.

eine Parallelſtelle bey Joel, Wunderzeichen am Him-
mel und auf Erden thun — Blut und Feuer, Rauch
und Dampf; Die Sonne wird in Finſterniß, der
Mond in Blut verkehret werden, ehe der große
und erſchreckliche Tag des Herrn kommt.

Wer zittert nicht bey der bloſſen, zuſammenfaſſen-
den Beſchreibung dieſer unerhörten Schreckniſſe? Fürch-
terlichſte, bängſte Nacht, die dem Morgen des Lebens
und der Freude vorgehen muß! Aber eben dieſe Nacht
iſt Pfand des kommenden Morgens — ſie hat die erſten
Strahlen der Morgenröthe ſchon in ſich. Eben in der
tiefſten Noth und Verwaiſung darf der Bekenner Jeſu
nahe Rettung hoffen — Sein Lohn iſt nicht mehr fer-
ne. Wenn alle Hoffnung der Chriſten Unfinn und
Schande iſt in den Augen der Welt, wenn Unglaube
und Läſterung auf dem Thron ſitzt und mit eiſernem Ze-
pter alle Nationen beherrſchet — wenn die ganze Natur
in furchtbaren Kämpfen, in wüthenden Geburtswehen
zu zertrümmern drohet — wenn verzweifelnde Angſt alle
Erdbewohner ergreift, wenn vom Aufgang bis zum Nie-
dergang, vom Mittage bis zur Mitternacht jede Stim-
me Wehgeheul iſt — dann o Chriſt, haſt du Urſache,
dich zu freuen — dann wird dein Glaube Schauen,
deine Hofnung Genuß — dann kommt Er, der da
kommen ſoll, und ſäumet nicht. Wenn dieſe DingeLuc. XXI. 28

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[405[425]/0433] Zuverläßige Anzeigen der ꝛc. verſinken werden die Menſchen vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den bewohnten Erdboden kommen ſollen: denn die Kräfte der Himmel werden bewegt werden. Ich will, ſagt eine Parallelſtelle bey Joel, Wunderzeichen am Him- mel und auf Erden thun — Blut und Feuer, Rauch und Dampf; Die Sonne wird in Finſterniß, der Mond in Blut verkehret werden, ehe der große und erſchreckliche Tag des Herrn kommt. Joel XI. 30. 31. Wer zittert nicht bey der bloſſen, zuſammenfaſſen- den Beſchreibung dieſer unerhörten Schreckniſſe? Fürch- terlichſte, bängſte Nacht, die dem Morgen des Lebens und der Freude vorgehen muß! Aber eben dieſe Nacht iſt Pfand des kommenden Morgens — ſie hat die erſten Strahlen der Morgenröthe ſchon in ſich. Eben in der tiefſten Noth und Verwaiſung darf der Bekenner Jeſu nahe Rettung hoffen — Sein Lohn iſt nicht mehr fer- ne. Wenn alle Hoffnung der Chriſten Unfinn und Schande iſt in den Augen der Welt, wenn Unglaube und Läſterung auf dem Thron ſitzt und mit eiſernem Ze- pter alle Nationen beherrſchet — wenn die ganze Natur in furchtbaren Kämpfen, in wüthenden Geburtswehen zu zertrümmern drohet — wenn verzweifelnde Angſt alle Erdbewohner ergreift, wenn vom Aufgang bis zum Nie- dergang, vom Mittage bis zur Mitternacht jede Stim- me Wehgeheul iſt — dann o Chriſt, haſt du Urſache, dich zu freuen — dann wird dein Glaube Schauen, deine Hofnung Genuß — dann kommt Er, der da kommen ſoll, und ſäumet nicht. Wenn dieſe Dinge anfangen Luc. XXI. 28 C c 3

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 405[425]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/433>, abgerufen am 22.11.2024.