Wo das Aaß seyn wird, da werden die Adler Luc. XVII. 37.versammelt werden.
Eine schwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der wahrscheinlichste Sinn derselben scheint mir dieser zu seyn: "Der Meßias wird da erscheinen, wo der Anti- &q;christ, Antimeßias seinen Sitz hat -- und der wird &q;allbekannt -- da wo der Antimeßias mit seinem Herrn &q;sich zum Streite gegen den Kommenden versammelt -- &q;diesen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verschlin- &q;gen." Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa- Off. Joh. XIX. 1-21rallelstelle: Ich habe den Himmel aufgethan gese- hen, und siehe, ein weisses Pferd, und der dar- auf saß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und Er richtet und streitet in Gerechtigkeit. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme und auf seinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei- nen Namen geschrieben, den Niemand weiß, denn nur Er selbst -- u. s. f.
Dieß sagt Jesus Seinen Jüngern von der Zerstö- rung Jerusalems und von dem unvermeidlichen ret- tungslosen Untergange des jüdischen Staates. So un- terscheidet Er ihnen diesen Zeitpunkt von dem Zeitpunkt Seiner Wiederkunft und der herrlichen Darstellung Seines Reiches. So warnet Er sie, in jenem Zeit- punkte des zerstörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er- warten, und sich unter keinerley Vorwand bereden zu
lassen:
Matthäus XXIV.
190. Wo wird der Meßias erſcheinen?
Matth. XXIV. 28.
Wo das Aaß ſeyn wird, da werden die Adler Luc. XVII. 37.verſammelt werden.
Eine ſchwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der wahrſcheinlichſte Sinn derſelben ſcheint mir dieſer zu ſeyn: „Der Meßias wird da erſcheinen, wo der Anti- &q;chriſt, Antimeßias ſeinen Sitz hat — und der wird &q;allbekannt — da wo der Antimeßias mit ſeinem Herrn &q;ſich zum Streite gegen den Kommenden verſammelt — &q;dieſen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verſchlin- &q;gen.„ Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa- Off. Joh. XIX. 1-21rallelſtelle: Ich habe den Himmel aufgethan geſe- hen, und ſiehe, ein weiſſes Pferd, und der dar- auf ſaß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und Er richtet und ſtreitet in Gerechtigkeit. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme und auf ſeinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei- nen Namen geſchrieben, den Niemand weiß, denn nur Er ſelbſt — u. ſ. f.
Dieß ſagt Jeſus Seinen Jüngern von der Zerſtö- rung Jeruſalems und von dem unvermeidlichen ret- tungsloſen Untergange des jüdiſchen Staates. So un- terſcheidet Er ihnen dieſen Zeitpunkt von dem Zeitpunkt Seiner Wiederkunft und der herrlichen Darſtellung Seines Reiches. So warnet Er ſie, in jenem Zeit- punkte des zerſtörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er- warten, und ſich unter keinerley Vorwand bereden zu
laſſen:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0430"n="402[422]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XXIV.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>190.<lb/>
Wo wird der Meßias erſcheinen?</head><lb/><noteplace="left">Matth.<lb/><hirendition="#aq">XXIV.</hi> 28.</note><p><hirendition="#fr">Wo das Aaß ſeyn wird, da werden die Adler</hi><lb/><noteplace="left">Luc. <hirendition="#aq">XVII.</hi><lb/>
37.</note><hirendition="#fr">verſammelt werden.</hi></p><lb/><p>Eine ſchwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der<lb/>
wahrſcheinlichſte Sinn derſelben ſcheint mir dieſer zu<lb/>ſeyn: „Der Meßias wird da erſcheinen, wo der Anti-<lb/>&q;chriſt, Antimeßias ſeinen Sitz hat — und der wird<lb/>&q;allbekannt — da wo der Antimeßias mit ſeinem Herrn<lb/>&q;ſich zum Streite gegen den Kommenden verſammelt —<lb/>&q;dieſen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verſchlin-<lb/>&q;gen.„ Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa-<lb/><noteplace="left">Off. Joh.<lb/><hirendition="#aq">XIX.</hi> 1-21</note>rallelſtelle: <hirendition="#fr">Ich habe den Himmel aufgethan geſe-<lb/>
hen, und ſiehe, ein weiſſes Pferd, und der dar-<lb/>
auf ſaß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und<lb/>
Er richtet und ſtreitet in Gerechtigkeit. Seine<lb/>
Augen waren wie eine Feuerflamme und auf<lb/>ſeinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei-<lb/>
nen Namen geſchrieben, den Niemand weiß, denn<lb/>
nur Er ſelbſt</hi>— u. ſ. f.</p><lb/><p>Dieß ſagt Jeſus Seinen Jüngern von der <hirendition="#fr">Zerſtö-<lb/>
rung Jeruſalems</hi> und von dem unvermeidlichen ret-<lb/>
tungsloſen Untergange des jüdiſchen Staates. So un-<lb/>
terſcheidet Er ihnen <hirendition="#fr">dieſen Zeitpunkt</hi> von dem Zeitpunkt<lb/><hirendition="#fr">Seiner Wiederkunft</hi> und der herrlichen Darſtellung<lb/>
Seines Reiches. So warnet Er ſie, in jenem Zeit-<lb/>
punkte des zerſtörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er-<lb/>
warten, und ſich unter keinerley Vorwand bereden zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">laſſen:</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[402[422]/0430]
Matthäus XXIV.
190.
Wo wird der Meßias erſcheinen?
Wo das Aaß ſeyn wird, da werden die Adler
verſammelt werden.
Luc. XVII.
37.
Eine ſchwehre, ungleich ausgelegte Stelle. Der
wahrſcheinlichſte Sinn derſelben ſcheint mir dieſer zu
ſeyn: „Der Meßias wird da erſcheinen, wo der Anti-
&q;chriſt, Antimeßias ſeinen Sitz hat — und der wird
&q;allbekannt — da wo der Antimeßias mit ſeinem Herrn
&q;ſich zum Streite gegen den Kommenden verſammelt —
&q;dieſen wird Er, wie ein Adler das Aaß, verſchlin-
&q;gen.„ Und dann wäre folgendes die erläuternde Pa-
rallelſtelle: Ich habe den Himmel aufgethan geſe-
hen, und ſiehe, ein weiſſes Pferd, und der dar-
auf ſaß, hieß der Treue und Wahrhaftige, und
Er richtet und ſtreitet in Gerechtigkeit. Seine
Augen waren wie eine Feuerflamme und auf
ſeinem Haupte viele Kronen, und Er hatte ei-
nen Namen geſchrieben, den Niemand weiß, denn
nur Er ſelbſt — u. ſ. f.
Off. Joh.
XIX. 1-21
Dieß ſagt Jeſus Seinen Jüngern von der Zerſtö-
rung Jeruſalems und von dem unvermeidlichen ret-
tungsloſen Untergange des jüdiſchen Staates. So un-
terſcheidet Er ihnen dieſen Zeitpunkt von dem Zeitpunkt
Seiner Wiederkunft und der herrlichen Darſtellung
Seines Reiches. So warnet Er ſie, in jenem Zeit-
punkte des zerſtörenden Gerichtes Ihn ja nicht zu er-
warten, und ſich unter keinerley Vorwand bereden zu
laſſen:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 402[422]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/430>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.