Es ist eine Hauptabsicht der Antwort des Herrn, seinen Jüngern diesen Irrthum zu nehmen -- ihnen die zwo Begebenheiten, Zerstörung des Tempels, und seine Zukunft, die sie sich als Eine Begebenheit vor- stellten, bestimmt zu scheiden, ihnen zu zeigen: Stadt und Tempel werden zerstöhret werden, der jüdische Staat werde untergehen, ohne daß man die rettende Erscheinung des Meßias sogleich erwarten dürfe. Die- se werde freylich zuverläßig, aber in einem spätern Zeitpunkt, nach vollzogenem Gericht, über die Nation erfolgen.
180. Warnung vor Verführern.
Sehet zu, daß euch Niemand verführe.Matth. XXIV. 4. 5. Denn es werden viele unter meinem Namen kom- men und sagen: Ich bin Christus! Und werdenMarc. XIII. 5. 6. viele verführen. Sie werden sagen: Ich bin Christus und die Zeit ist genahet! Darum so ge-Luc. XXI. 8. het ihnen nicht nach.
Nicht lange nach der Himmelfahrt des Herrn, traten schon einige solcher Verführer in Judäa auf und wußten sich theils durch Ueberredungskunst, theils auch durch magische Künste grossen Anhang zu verschaffen. Gamaliel in seiner Rede für die Loslassung der Apostel nennt zween solcher früher. Vor diesen Tagen istAp. Gesch. V. 36. 37. ein Theudas aufgestanden, sagend: Er wäre etwas; Dem wurden bey vierhundert Männer anhängig -- Nun ist er erschlagen und alle, die
ihm
Warnung vor Verführern.
Es iſt eine Hauptabſicht der Antwort des Herrn, ſeinen Jüngern dieſen Irrthum zu nehmen — ihnen die zwo Begebenheiten, Zerſtörung des Tempels, und ſeine Zukunft, die ſie ſich als Eine Begebenheit vor- ſtellten, beſtimmt zu ſcheiden, ihnen zu zeigen: Stadt und Tempel werden zerſtöhret werden, der jüdiſche Staat werde untergehen, ohne daß man die rettende Erſcheinung des Meßias ſogleich erwarten dürfe. Die- ſe werde freylich zuverläßig, aber in einem ſpätern Zeitpunkt, nach vollzogenem Gericht, über die Nation erfolgen.
180. Warnung vor Verführern.
Sehet zu, daß euch Niemand verführe.Matth. XXIV. 4. 5. Denn es werden viele unter meinem Namen kom- men und ſagen: Ich bin Chriſtus! Und werdenMarc. XIII. 5. 6. viele verführen. Sie werden ſagen: Ich bin Chriſtus und die Zeit iſt genahet! Darum ſo ge-Luc. XXI. 8. het ihnen nicht nach.
Nicht lange nach der Himmelfahrt des Herrn, traten ſchon einige ſolcher Verführer in Judäa auf und wußten ſich theils durch Ueberredungskunſt, theils auch durch magiſche Künſte groſſen Anhang zu verſchaffen. Gamaliel in ſeiner Rede für die Loslaſſung der Apoſtel nennt zween ſolcher früher. Vor dieſen Tagen iſtAp. Geſch. V. 36. 37. ein Theudas aufgeſtanden, ſagend: Er wäre etwas; Dem wurden bey vierhundert Männer anhängig — Nun iſt er erſchlagen und alle, die
ihm
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0411"n="383[403]"/><fwplace="top"type="header">Warnung vor Verführern.</fw><lb/><p>Es iſt eine <hirendition="#fr">Hauptabſicht</hi> der Antwort des Herrn,<lb/>ſeinen Jüngern dieſen Irrthum zu nehmen — ihnen die<lb/>
zwo Begebenheiten, <hirendition="#fr">Zerſtörung</hi> des Tempels, und<lb/>ſeine <hirendition="#fr">Zukunft,</hi> die ſie ſich als <hirendition="#fr">Eine</hi> Begebenheit vor-<lb/>ſtellten, beſtimmt zu ſcheiden, ihnen zu zeigen: Stadt<lb/>
und Tempel werden zerſtöhret werden, der jüdiſche<lb/>
Staat werde untergehen, ohne daß man die rettende<lb/>
Erſcheinung des Meßias ſogleich erwarten dürfe. Die-<lb/>ſe werde freylich <hirendition="#fr">zuverläßig,</hi> aber in einem <hirendition="#fr">ſpätern</hi><lb/>
Zeitpunkt, <hirendition="#fr">nach</hi> vollzogenem Gericht, über die Nation<lb/>
erfolgen.</p></div><lb/><divn="3"><head>180.<lb/>
Warnung vor Verführern.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Sehet zu, daß euch Niemand verführe.</hi><noteplace="right">Matth.<lb/><hirendition="#aq">XXIV.</hi> 4. 5.</note><lb/><hirendition="#fr">Denn es werden viele unter meinem Namen kom-<lb/>
men und ſagen: Ich bin Chriſtus! Und werden</hi><noteplace="right">Marc.<lb/><hirendition="#aq">XIII.</hi> 5. 6.</note><lb/><hirendition="#fr">viele verführen. Sie werden ſagen: Ich bin<lb/>
Chriſtus und die Zeit iſt genahet! Darum ſo ge-</hi><noteplace="right">Luc. <hirendition="#aq">XXI.</hi> 8.</note><lb/><hirendition="#fr">het ihnen nicht nach.</hi></p><lb/><p>Nicht lange nach der Himmelfahrt des Herrn,<lb/>
traten ſchon einige ſolcher Verführer in Judäa auf und<lb/>
wußten ſich theils durch Ueberredungskunſt, theils auch<lb/>
durch magiſche Künſte groſſen Anhang zu verſchaffen.<lb/><hirendition="#fr">Gamaliel</hi> in ſeiner Rede für die Loslaſſung der Apoſtel<lb/>
nennt zween ſolcher früher. <hirendition="#fr">Vor dieſen Tagen iſt</hi><noteplace="right">Ap. Geſch.<lb/><hirendition="#aq">V.</hi> 36. 37.</note><lb/><hirendition="#fr">ein Theudas aufgeſtanden, ſagend: Er wäre<lb/>
etwas; Dem wurden bey vierhundert Männer<lb/>
anhängig — Nun iſt er erſchlagen und alle, die</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ihm</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[383[403]/0411]
Warnung vor Verführern.
Es iſt eine Hauptabſicht der Antwort des Herrn,
ſeinen Jüngern dieſen Irrthum zu nehmen — ihnen die
zwo Begebenheiten, Zerſtörung des Tempels, und
ſeine Zukunft, die ſie ſich als Eine Begebenheit vor-
ſtellten, beſtimmt zu ſcheiden, ihnen zu zeigen: Stadt
und Tempel werden zerſtöhret werden, der jüdiſche
Staat werde untergehen, ohne daß man die rettende
Erſcheinung des Meßias ſogleich erwarten dürfe. Die-
ſe werde freylich zuverläßig, aber in einem ſpätern
Zeitpunkt, nach vollzogenem Gericht, über die Nation
erfolgen.
180.
Warnung vor Verführern.
Sehet zu, daß euch Niemand verführe.
Denn es werden viele unter meinem Namen kom-
men und ſagen: Ich bin Chriſtus! Und werden
viele verführen. Sie werden ſagen: Ich bin
Chriſtus und die Zeit iſt genahet! Darum ſo ge-
het ihnen nicht nach.
Matth.
XXIV. 4. 5.
Marc.
XIII. 5. 6.
Luc. XXI. 8.
Nicht lange nach der Himmelfahrt des Herrn,
traten ſchon einige ſolcher Verführer in Judäa auf und
wußten ſich theils durch Ueberredungskunſt, theils auch
durch magiſche Künſte groſſen Anhang zu verſchaffen.
Gamaliel in ſeiner Rede für die Loslaſſung der Apoſtel
nennt zween ſolcher früher. Vor dieſen Tagen iſt
ein Theudas aufgeſtanden, ſagend: Er wäre
etwas; Dem wurden bey vierhundert Männer
anhängig — Nun iſt er erſchlagen und alle, die
ihm
Ap. Geſch.
V. 36. 37.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 383[403]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/411>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.