&q;endlich Pflicht und Gewissen siegten. Bey Zöllnern &q;und Wollüstlingen siegten sie endlich. Bey euch nicht. &q;Ihr kündigt Gott den Gehorsam nicht auf mit Wor- &q;ten -- aber durch euer Leben! -- Euer Herz sagte es &q;euch; Ihr empfandet's im Innersten euerer Seele: &q;Johannes redete Wahrheit! Gott redete durch ihn an &q;unsere Gewissen -- was half's? Nicht einen Schritt &q;zu Gott und zur Tugend wolltet ihr wagen -- So &q;schliesset ihr euch also selbst geflissentlich vom Himmel- &q;reich aus. Und wenn noch ein viel Grösserer kömmt als &q;Johannes; Wenn dieser noch viel erhabner mit euch &q;spricht -- wenn seine Thaten noch entscheidender spre- &q;chen als seine Worte -- was hilft es? Ihr habet Au- &q;gen und sehet nicht, Ohren und höret nicht -- So er- &q;wartet denn eben das Schlimmste, weil ihr allen Rath &q;Gottes wider euch selbst verwerfet."
155. Jüdische Geistlichkeit. Weingarten.
Höret ein ander Gleichniß: Es war ein Haus-Matth. XXI. 33. vater, der pflanzete einen Weinberg, und füh- rete einen Zaun darum, und grub eine Kel- ter darinnen, und bauete einen Thurn, und ver- lieh ihn den Weingärtnern, und zog über Land. Da nun herbeykam die Zeit der Früchte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, daß sie seine Früchte empfiengen. Da nahmen die Wein- gärtner seine Knechte, einen stäupeten sie aus, den andern tödteten sie, den dritten steinigten sie. Aber-
mahl
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Jüdiſche Geiſtlichkeit. Weingarten.
&q;endlich Pflicht und Gewiſſen ſiegten. Bey Zöllnern &q;und Wollüſtlingen ſiegten ſie endlich. Bey euch nicht. &q;Ihr kündigt Gott den Gehorſam nicht auf mit Wor- &q;ten — aber durch euer Leben! — Euer Herz ſagte es &q;euch; Ihr empfandet’s im Innerſten euerer Seele: &q;Johannes redete Wahrheit! Gott redete durch ihn an &q;unſere Gewiſſen — was half’s? Nicht einen Schritt &q;zu Gott und zur Tugend wolltet ihr wagen — So &q;ſchlieſſet ihr euch alſo ſelbſt gefliſſentlich vom Himmel- &q;reich aus. Und wenn noch ein viel Gröſſerer kömmt als &q;Johannes; Wenn dieſer noch viel erhabner mit euch &q;ſpricht — wenn ſeine Thaten noch entſcheidender ſpre- &q;chen als ſeine Worte — was hilft es? Ihr habet Au- &q;gen und ſehet nicht, Ohren und höret nicht — So er- &q;wartet denn eben das Schlimmſte, weil ihr allen Rath &q;Gottes wider euch ſelbſt verwerfet.„
155. Jüdiſche Geiſtlichkeit. Weingarten.
Höret ein ander Gleichniß: Es war ein Haus-Matth. XXI. 33. vater, der pflanzete einen Weinberg, und füh- rete einen Zaun darum, und grub eine Kel- ter darinnen, und bauete einen Thurn, und ver- lieh ihn den Weingärtnern, und zog über Land. Da nun herbeykam die Zeit der Früchte, ſandte er ſeine Knechte zu den Weingärtnern, daß ſie ſeine Früchte empfiengen. Da nahmen die Wein- gärtner ſeine Knechte, einen ſtäupeten ſie aus, den andern tödteten ſie, den dritten ſteinigten ſie. Aber-
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[321[341]/0349]
Jüdiſche Geiſtlichkeit. Weingarten.
&q;endlich Pflicht und Gewiſſen ſiegten. Bey Zöllnern
&q;und Wollüſtlingen ſiegten ſie endlich. Bey euch nicht.
&q;Ihr kündigt Gott den Gehorſam nicht auf mit Wor-
&q;ten — aber durch euer Leben! — Euer Herz ſagte es
&q;euch; Ihr empfandet’s im Innerſten euerer Seele:
&q;Johannes redete Wahrheit! Gott redete durch ihn an
&q;unſere Gewiſſen — was half’s? Nicht einen Schritt
&q;zu Gott und zur Tugend wolltet ihr wagen — So
&q;ſchlieſſet ihr euch alſo ſelbſt gefliſſentlich vom Himmel-
&q;reich aus. Und wenn noch ein viel Gröſſerer kömmt als
&q;Johannes; Wenn dieſer noch viel erhabner mit euch
&q;ſpricht — wenn ſeine Thaten noch entſcheidender ſpre-
&q;chen als ſeine Worte — was hilft es? Ihr habet Au-
&q;gen und ſehet nicht, Ohren und höret nicht — So er-
&q;wartet denn eben das Schlimmſte, weil ihr allen Rath
&q;Gottes wider euch ſelbſt verwerfet.„
155.
Jüdiſche Geiſtlichkeit. Weingarten.
Höret ein ander Gleichniß: Es war ein Haus-
vater, der pflanzete einen Weinberg, und füh-
rete einen Zaun darum, und grub eine Kel-
ter darinnen, und bauete einen Thurn, und ver-
lieh ihn den Weingärtnern, und zog über Land.
Da nun herbeykam die Zeit der Früchte, ſandte
er ſeine Knechte zu den Weingärtnern, daß ſie
ſeine Früchte empfiengen. Da nahmen die Wein-
gärtner ſeine Knechte, einen ſtäupeten ſie aus, den
andern tödteten ſie, den dritten ſteinigten ſie. Aber-
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Matth.
XXI. 33.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 321[341]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/349>, abgerufen am 24.11.2024.
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