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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XXI.
Taufe Johannis? War sie vom Himmel oder
von den Menschen? Da gedachten sie bey sich
selbst und sprachen: Sagen wir, sie sey vom
Himmel gewesen; So wird Er uns sagen: War-
um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir
aber, sie sey von Menschen gewesen; So müs-
sen wir uns für dem Volk fürchten; denn sie hiel-
ten alle Johannes für einen Propheten. Und sie
antworteten Jesu und sprachen: Wir wissen's
nicht. Da sprach Er zu ihnen: So sage Ich
euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue.
Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween
Söhne, und gieng zu dem ersten und sprach: Mein
Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem
Weinberge. Er aber antwortete und sprach: Ich
will's nicht thun. Darnach reuete es ihn -- und
gieng hin. Und er gieng zum andern, und sprach
gleich also; Er antwortete aber und sprach: Herr,
ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den
zween hat des Vaters Willen gethan? Sie spra-
chen zu Ihm: Der Erste. Jesus sprach zu ih-
nen: Wahrlich; Ich sage euch: Die Zöllner und
Huren mögen noch ehe in's Himmelreich kom-
men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und
lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet
ihm nicht. Und ob ihr's wohl sahet, thatet ihr
dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch
geglaubt hättet.

Ueber

Matthäus XXI.
Taufe Johannis? War ſie vom Himmel oder
von den Menſchen? Da gedachten ſie bey ſich
ſelbſt und ſprachen: Sagen wir, ſie ſey vom
Himmel geweſen; So wird Er uns ſagen: War-
um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir
aber, ſie ſey von Menſchen geweſen; So müſ-
ſen wir uns für dem Volk fürchten; denn ſie hiel-
ten alle Johannes für einen Propheten. Und ſie
antworteten Jeſu und ſprachen: Wir wiſſen’s
nicht. Da ſprach Er zu ihnen: So ſage Ich
euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue.
Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween
Söhne, und gieng zu dem erſten und ſprach: Mein
Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem
Weinberge. Er aber antwortete und ſprach: Ich
will’s nicht thun. Darnach reuete es ihn — und
gieng hin. Und er gieng zum andern, und ſprach
gleich alſo; Er antwortete aber und ſprach: Herr,
ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den
zween hat des Vaters Willen gethan? Sie ſpra-
chen zu Ihm: Der Erſte. Jeſus ſprach zu ih-
nen: Wahrlich; Ich ſage euch: Die Zöllner und
Huren mögen noch ehe in’s Himmelreich kom-
men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und
lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet
ihm nicht. Und ob ihr’s wohl ſahet, thatet ihr
dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch
geglaubt hättet.

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[318[338]/0346] Matthäus XXI. Taufe Johannis? War ſie vom Himmel oder von den Menſchen? Da gedachten ſie bey ſich ſelbſt und ſprachen: Sagen wir, ſie ſey vom Himmel geweſen; So wird Er uns ſagen: War- um glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir aber, ſie ſey von Menſchen geweſen; So müſ- ſen wir uns für dem Volk fürchten; denn ſie hiel- ten alle Johannes für einen Propheten. Und ſie antworteten Jeſu und ſprachen: Wir wiſſen’s nicht. Da ſprach Er zu ihnen: So ſage Ich euch auch nicht aus welcher Macht Ich das thue. Was dünket euch aber? Es hatte ein Mannzween Söhne, und gieng zu dem erſten und ſprach: Mein Sohn, gehe hin, und arbeite heut in meinem Weinberge. Er aber antwortete und ſprach: Ich will’s nicht thun. Darnach reuete es ihn — und gieng hin. Und er gieng zum andern, und ſprach gleich alſo; Er antwortete aber und ſprach: Herr, ja! Und gieng nicht hin. Welcher unter den zween hat des Vaters Willen gethan? Sie ſpra- chen zu Ihm: Der Erſte. Jeſus ſprach zu ih- nen: Wahrlich; Ich ſage euch: Die Zöllner und Huren mögen noch ehe in’s Himmelreich kom- men, denn ihr. Johannes kam zu euch, und lehrete euch den rechten Weg, und ihr glaubetet ihm nicht. Und ob ihr’s wohl ſahet, thatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr Ihm darnach auch geglaubt hättet. Ueber

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 318[338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/346>, abgerufen am 28.07.2024.