Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Matthäus XXI.

6. Und nun noch ein kurzes Wort über das: Der
Eifer deines Hauses hat mich gefressen.
Das
heißt: Ich opferte mich auf im Eifer für dein Haus.
Nicht nur war diese Handlung des Herrn ein mächti-
ges Beförderungsmittel seines Todes -- sondern es
war auch in einem weit höhern Sinne wahr: Die ern-
ste dringende Liebe für das geistliche Haus, den lebendi-
gen Tempel Gottes, der Eifer, mit welchem Er sein
Volk sucht seelig zu machen, kostete Ihm sein Leben --
Er hatte die Gemeine so lieb, daß Er sich für
sie hingab.

153.
Glaubenskraft. Feigenbaum.
Matth.
XXI. 18-22.

Als Er aber des Morgens wieder in die
Stadt gieng hungerte Ihn. Und Er sahe einen
Feigenbaum an dem Wege, und gieng hinzu,
und fand nicht's daran, denn allein Blätter, und
sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort nim-
mermehr keine Frucht. Und der Feigenbaum
verdorrete alsbald. Und da das die Jünger sa-
hen, verwunderten sie sich, und sprachen: Wie
ist der Feigenbaum so bald verdorret? Jesus
aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich
ich sage euch; So ihr Glauben habt, und nicht
zweifelt; So werdet ihr nicht allein solches mit
dem Feigenbaum thun; Sondern ihr werdet sa-
gen zu diesem Berge: Hebe dich auf, und wirf
dich in's Meer, so wird's geschehen. Und alles,

was
Matthäus XXI.

6. Und nun noch ein kurzes Wort über das: Der
Eifer deines Hauſes hat mich gefreſſen.
Das
heißt: Ich opferte mich auf im Eifer für dein Haus.
Nicht nur war dieſe Handlung des Herrn ein mächti-
ges Beförderungsmittel ſeines Todes — ſondern es
war auch in einem weit höhern Sinne wahr: Die ern-
ſte dringende Liebe für das geiſtliche Haus, den lebendi-
gen Tempel Gottes, der Eifer, mit welchem Er ſein
Volk ſucht ſeelig zu machen, koſtete Ihm ſein Leben —
Er hatte die Gemeine ſo lieb, daß Er ſich für
ſie hingab.

153.
Glaubenskraft. Feigenbaum.
Matth.
XXI. 18-22.

Als Er aber des Morgens wieder in die
Stadt gieng hungerte Ihn. Und Er ſahe einen
Feigenbaum an dem Wege, und gieng hinzu,
und fand nicht’s daran, denn allein Blätter, und
ſprach zu ihm: Nun wachſe auf dir hinfort nim-
mermehr keine Frucht. Und der Feigenbaum
verdorrete alsbald. Und da das die Jünger ſa-
hen, verwunderten ſie ſich, und ſprachen: Wie
iſt der Feigenbaum ſo bald verdorret? Jeſus
aber antwortete und ſprach zu ihnen: Wahrlich
ich ſage euch; So ihr Glauben habt, und nicht
zweifelt; So werdet ihr nicht allein ſolches mit
dem Feigenbaum thun; Sondern ihr werdet ſa-
gen zu dieſem Berge: Hebe dich auf, und wirf
dich in’s Meer, ſo wird’s geſchehen. Und alles,

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0338" n="310[330]"/>
            <fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">XXI.</hi></fw><lb/>
            <p>6. Und nun noch ein kurzes Wort über das: <hi rendition="#fr">Der<lb/>
Eifer deines Hau&#x017F;es hat mich gefre&#x017F;&#x017F;en.</hi> Das<lb/>
heißt: Ich opferte mich auf im Eifer für dein Haus.<lb/>
Nicht nur war die&#x017F;e Handlung des Herrn ein mächti-<lb/>
ges Beförderungsmittel &#x017F;eines Todes &#x2014; &#x017F;ondern es<lb/>
war auch in einem weit höhern Sinne wahr: Die ern-<lb/>
&#x017F;te dringende Liebe für das gei&#x017F;tliche Haus, den lebendi-<lb/>
gen Tempel Gottes, der Eifer, mit welchem Er &#x017F;ein<lb/>
Volk &#x017F;ucht &#x017F;eelig zu machen, ko&#x017F;tete Ihm &#x017F;ein Leben &#x2014;<lb/><hi rendition="#fr">Er hatte die Gemeine &#x017F;o lieb, daß Er &#x017F;ich für<lb/>
&#x017F;ie hingab.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>153.<lb/>
Glaubenskraft. Feigenbaum.</head><lb/>
            <note place="left">Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XXI.</hi> 18-22.</note>
            <p> <hi rendition="#fr">Als Er aber des Morgens wieder in die<lb/>
Stadt gieng hungerte Ihn. Und Er &#x017F;ahe einen<lb/>
Feigenbaum an dem Wege, und gieng hinzu,<lb/>
und fand nicht&#x2019;s daran, denn allein Blätter, und<lb/>
&#x017F;prach zu ihm: Nun wach&#x017F;e auf dir hinfort nim-<lb/>
mermehr keine Frucht. Und der Feigenbaum<lb/>
verdorrete alsbald. Und da das die Jünger &#x017F;a-<lb/>
hen, verwunderten &#x017F;ie &#x017F;ich, und &#x017F;prachen: Wie<lb/>
i&#x017F;t der Feigenbaum &#x017F;o bald verdorret? Je&#x017F;us<lb/>
aber antwortete und &#x017F;prach zu ihnen: Wahrlich<lb/>
ich &#x017F;age euch; So ihr Glauben habt, und nicht<lb/>
zweifelt; So werdet ihr nicht allein &#x017F;olches mit<lb/>
dem Feigenbaum thun; Sondern ihr werdet &#x017F;a-<lb/>
gen zu die&#x017F;em Berge: Hebe dich auf, und wirf<lb/>
dich in&#x2019;s Meer, &#x017F;o wird&#x2019;s ge&#x017F;chehen. Und alles,</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">was</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310[330]/0338] Matthäus XXI. 6. Und nun noch ein kurzes Wort über das: Der Eifer deines Hauſes hat mich gefreſſen. Das heißt: Ich opferte mich auf im Eifer für dein Haus. Nicht nur war dieſe Handlung des Herrn ein mächti- ges Beförderungsmittel ſeines Todes — ſondern es war auch in einem weit höhern Sinne wahr: Die ern- ſte dringende Liebe für das geiſtliche Haus, den lebendi- gen Tempel Gottes, der Eifer, mit welchem Er ſein Volk ſucht ſeelig zu machen, koſtete Ihm ſein Leben — Er hatte die Gemeine ſo lieb, daß Er ſich für ſie hingab. 153. Glaubenskraft. Feigenbaum. Als Er aber des Morgens wieder in die Stadt gieng hungerte Ihn. Und Er ſahe einen Feigenbaum an dem Wege, und gieng hinzu, und fand nicht’s daran, denn allein Blätter, und ſprach zu ihm: Nun wachſe auf dir hinfort nim- mermehr keine Frucht. Und der Feigenbaum verdorrete alsbald. Und da das die Jünger ſa- hen, verwunderten ſie ſich, und ſprachen: Wie iſt der Feigenbaum ſo bald verdorret? Jeſus aber antwortete und ſprach zu ihnen: Wahrlich ich ſage euch; So ihr Glauben habt, und nicht zweifelt; So werdet ihr nicht allein ſolches mit dem Feigenbaum thun; Sondern ihr werdet ſa- gen zu dieſem Berge: Hebe dich auf, und wirf dich in’s Meer, ſo wird’s geſchehen. Und alles, was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/338
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 310[330]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/338>, abgerufen am 24.11.2024.