&q;Reichen dieser Welt an dem göttlichen Reiche Theil zu &q;haben! Wie erstickt die Liebe zum Reichthum zu man- &q;cherley sinnlichem Genusse, zu allen Bequemlichkeiten &q;dises Lebens, so manchen guten Funken! Wie erlöscht &q;die Gluth der besten Regungen so bald wieder! Bald &q;ist's leichter, daß ein Cameel oder Schiffseil durch ein &q;Nadelöhre durchgehe -- denn daß ein Reicher ein äch- &q;ter Bürger des göttlichen Reiches werde."
Ein Reicher -- das erklärt sich bey Markus von denen -- die ihr Vertrauen auf Geld und Reich- thum setzen; Die mehr Glückseeligkeit von Gold und Silber erwarten, als Gold und Silber geben kann; Die über dem Suchen, Besitzen, Lieben des Geldes ir- gend etwas weit Liebenswürdigeres aufopfern; Die von dem Reichthum das erwarten, was allein von Gott zu erwarten ist.... Hier wäre nun eine schöne Gelegen- heit von den mannichfaltigen Gefahren des Reichthums zu reden -- Reiche zu warnen, zu belehren, zu bitten, diesem schwehren Worte des Herrn nachzudenken -- wenn ich denken könnte, daß diese Schrift in vieler Reichen Hände käme! Und denken könnte: Mein armes schwaches geistloses Wort vermöge was Christi schneidendes Wort bey so wenigen vermag! Ich will nichts hinzuthun, als eine Parallelstelle aus dem Ersten Briefe Paulus an den 1. Tim. VI. 17-19.Timotheus: Den Reichen der gegenwärtigen Welt gebeute, daß sie nicht stolz seyen, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichthum, sondern auf den lebendigen Gott, der uns allerley reich- lich dargiebt, zu geniessen: Daß sie gutes thun,
reich
Matthäus XIX.
&q;Reichen dieſer Welt an dem göttlichen Reiche Theil zu &q;haben! Wie erſtickt die Liebe zum Reichthum zu man- &q;cherley ſinnlichem Genuſſe, zu allen Bequemlichkeiten &q;diſes Lebens, ſo manchen guten Funken! Wie erlöſcht &q;die Gluth der beſten Regungen ſo bald wieder! Bald &q;iſt’s leichter, daß ein Cameel oder Schiffſeil durch ein &q;Nadelöhre durchgehe — denn daß ein Reicher ein äch- &q;ter Bürger des göttlichen Reiches werde.„
Ein Reicher — das erklärt ſich bey Markus von denen — die ihr Vertrauen auf Geld und Reich- thum ſetzen; Die mehr Glückſeeligkeit von Gold und Silber erwarten, als Gold und Silber geben kann; Die über dem Suchen, Beſitzen, Lieben des Geldes ir- gend etwas weit Liebenswürdigeres aufopfern; Die von dem Reichthum das erwarten, was allein von Gott zu erwarten iſt.... Hier wäre nun eine ſchöne Gelegen- heit von den mannichfaltigen Gefahren des Reichthums zu reden — Reiche zu warnen, zu belehren, zu bitten, dieſem ſchwehren Worte des Herrn nachzudenken — wenn ich denken könnte, daß dieſe Schrift in vieler Reichen Hände käme! Und denken könnte: Mein armes ſchwaches geiſtloſes Wort vermöge was Chriſti ſchneidendes Wort bey ſo wenigen vermag! Ich will nichts hinzuthun, als eine Parallelſtelle aus dem Erſten Briefe Paulus an den 1. Tim. VI. 17-19.Timotheus: Den Reichen der gegenwärtigen Welt gebeute, daß ſie nicht ſtolz ſeyen, auch nicht hoffen auf den ungewiſſen Reichthum, ſondern auf den lebendigen Gott, der uns allerley reich- lich dargiebt, zu genieſſen: Daß ſie gutes thun,
reich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0316"n="288[308]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XIX.</hi></fw><lb/>&q;Reichen dieſer Welt an dem göttlichen Reiche Theil zu<lb/>&q;haben! Wie erſtickt die Liebe zum Reichthum zu man-<lb/>&q;cherley ſinnlichem Genuſſe, zu allen Bequemlichkeiten<lb/>&q;diſes Lebens, ſo manchen guten Funken! Wie erlöſcht<lb/>&q;die Gluth der beſten Regungen ſo bald wieder! Bald<lb/>&q;iſt’s leichter, daß ein Cameel oder Schiffſeil durch ein<lb/>&q;Nadelöhre durchgehe — denn daß ein Reicher ein äch-<lb/>&q;ter Bürger des göttlichen Reiches werde.„</p><lb/><p>Ein Reicher — das erklärt ſich bey <hirendition="#fr">Markus</hi> von<lb/>
denen —<hirendition="#fr">die ihr Vertrauen auf Geld und Reich-<lb/>
thum ſetzen;</hi> Die mehr Glückſeeligkeit von Gold und<lb/>
Silber erwarten, als Gold und Silber geben kann;<lb/>
Die über dem Suchen, Beſitzen, Lieben des Geldes ir-<lb/>
gend etwas weit Liebenswürdigeres aufopfern; Die von<lb/>
dem Reichthum das erwarten, was allein von Gott zu<lb/>
erwarten iſt.... Hier wäre nun eine ſchöne Gelegen-<lb/>
heit von den mannichfaltigen Gefahren des Reichthums<lb/>
zu reden — Reiche zu warnen, zu belehren, zu bitten,<lb/>
dieſem ſchwehren Worte des Herrn nachzudenken — wenn<lb/>
ich denken könnte, daß dieſe Schrift in vieler Reichen<lb/>
Hände käme! Und denken könnte: Mein armes ſchwaches<lb/>
geiſtloſes Wort vermöge was <hirendition="#fr">Chriſti</hi>ſchneidendes Wort<lb/>
bey ſo wenigen vermag! Ich will nichts hinzuthun, als eine<lb/>
Parallelſtelle aus dem Erſten Briefe <hirendition="#fr">Paulus an den</hi><lb/><noteplace="left">1. Tim. <hirendition="#aq">VI.</hi><lb/>
17-19.</note><hirendition="#fr">Timotheus: Den Reichen der gegenwärtigen<lb/>
Welt gebeute, daß ſie nicht ſtolz ſeyen, auch nicht<lb/>
hoffen auf den ungewiſſen Reichthum, ſondern<lb/>
auf den lebendigen Gott, der uns allerley reich-<lb/>
lich dargiebt, zu genieſſen: Daß ſie gutes thun,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">reich</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[288[308]/0316]
Matthäus XIX.
&q;Reichen dieſer Welt an dem göttlichen Reiche Theil zu
&q;haben! Wie erſtickt die Liebe zum Reichthum zu man-
&q;cherley ſinnlichem Genuſſe, zu allen Bequemlichkeiten
&q;diſes Lebens, ſo manchen guten Funken! Wie erlöſcht
&q;die Gluth der beſten Regungen ſo bald wieder! Bald
&q;iſt’s leichter, daß ein Cameel oder Schiffſeil durch ein
&q;Nadelöhre durchgehe — denn daß ein Reicher ein äch-
&q;ter Bürger des göttlichen Reiches werde.„
Ein Reicher — das erklärt ſich bey Markus von
denen — die ihr Vertrauen auf Geld und Reich-
thum ſetzen; Die mehr Glückſeeligkeit von Gold und
Silber erwarten, als Gold und Silber geben kann;
Die über dem Suchen, Beſitzen, Lieben des Geldes ir-
gend etwas weit Liebenswürdigeres aufopfern; Die von
dem Reichthum das erwarten, was allein von Gott zu
erwarten iſt.... Hier wäre nun eine ſchöne Gelegen-
heit von den mannichfaltigen Gefahren des Reichthums
zu reden — Reiche zu warnen, zu belehren, zu bitten,
dieſem ſchwehren Worte des Herrn nachzudenken — wenn
ich denken könnte, daß dieſe Schrift in vieler Reichen
Hände käme! Und denken könnte: Mein armes ſchwaches
geiſtloſes Wort vermöge was Chriſti ſchneidendes Wort
bey ſo wenigen vermag! Ich will nichts hinzuthun, als eine
Parallelſtelle aus dem Erſten Briefe Paulus an den
Timotheus: Den Reichen der gegenwärtigen
Welt gebeute, daß ſie nicht ſtolz ſeyen, auch nicht
hoffen auf den ungewiſſen Reichthum, ſondern
auf den lebendigen Gott, der uns allerley reich-
lich dargiebt, zu genieſſen: Daß ſie gutes thun,
reich
1. Tim. VI.
17-19.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 288[308]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/316>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.