Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Matthäus XVIII.
der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er-
wägung der evangelischen Verheissungen, Gottes erbar-
mende Liebe noch so innig empfunden, noch so kräftig
und glaubensvoll auf sich angewandt hätte, der Verge-
bung seiner Sünden noch so sehr versichert worden zu
seyn glaubte -- Gott auch mit den heissesten und aufrich-
tigsten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von
dem Angesichte Gottes weg, vergässe der ihm geschenkten
Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen seine Beleidi-
ger und Schuldner; So würde alle diese Versicherung
der göttlichen Gnade -- all sein Glaube an erhaltene
Vergebung -- Täuschung und Wahn seyn. Wer nicht
vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt
uns dieß unwiderrufliche Wort uns selbst wiederhohlen;
J[ - 2 Zeichen fehlen]. II. 13.Denen Unerbittlichen ist Gott unerbittlich. Ein un-
barmherzig Gericht wird über den ergehen, der
nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm-
herzigkeit rühmet sich wider das Gericht.

Matthäus XIX.
145.
Ueber Ehescheidung und Ehestand.
Matth.
XIX. 3-12.

Da traten zu Ihm die Pharisäer, versuchten
Ihn und sprachen: Ist's auch recht, daß sich
ein Mann scheide von seinem Weibe um irgend
einer Ursach? Er antwortete aber und sprach zu
ihnen: Habt ihr nicht gelesen: Daß, der im An-
fang den Menschen gemacht hat, der machte, daß

Ein

Matthäus XVIII.
der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er-
wägung der evangeliſchen Verheiſſungen, Gottes erbar-
mende Liebe noch ſo innig empfunden, noch ſo kräftig
und glaubensvoll auf ſich angewandt hätte, der Verge-
bung ſeiner Sünden noch ſo ſehr verſichert worden zu
ſeyn glaubte — Gott auch mit den heiſſeſten und aufrich-
tigſten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von
dem Angeſichte Gottes weg, vergäſſe der ihm geſchenkten
Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen ſeine Beleidi-
ger und Schuldner; So würde alle dieſe Verſicherung
der göttlichen Gnade — all ſein Glaube an erhaltene
Vergebung — Täuſchung und Wahn ſeyn. Wer nicht
vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt
uns dieß unwiderrufliche Wort uns ſelbſt wiederhohlen;
J[ – 2 Zeichen fehlen]. II. 13.Denen Unerbittlichen iſt Gott unerbittlich. Ein un-
barmherzig Gericht wird über den ergehen, der
nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm-
herzigkeit rühmet ſich wider das Gericht.

Matthäus XIX.
145.
Ueber Eheſcheidung und Eheſtand.
Matth.
XIX. 3-12.

Da traten zu Ihm die Phariſäer, verſuchten
Ihn und ſprachen: Iſt’s auch recht, daß ſich
ein Mann ſcheide von ſeinem Weibe um irgend
einer Urſach? Er antwortete aber und ſprach zu
ihnen: Habt ihr nicht geleſen: Daß, der im An-
fang den Menſchen gemacht hat, der machte, daß

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0302" n="274[294]"/><fw place="top" type="header">Matthäus <hi rendition="#aq">XVIII.</hi></fw><lb/>
der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er-<lb/>
wägung der evangeli&#x017F;chen Verhei&#x017F;&#x017F;ungen, Gottes erbar-<lb/>
mende Liebe noch &#x017F;o innig empfunden, noch &#x017F;o kräftig<lb/>
und glaubensvoll auf &#x017F;ich angewandt hätte, der Verge-<lb/>
bung &#x017F;einer Sünden noch &#x017F;o &#x017F;ehr ver&#x017F;ichert worden zu<lb/>
&#x017F;eyn glaubte &#x2014; Gott auch mit den hei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten und aufrich-<lb/>
tig&#x017F;ten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von<lb/>
dem Ange&#x017F;ichte Gottes weg, vergä&#x017F;&#x017F;e der ihm ge&#x017F;chenkten<lb/>
Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen &#x017F;eine Beleidi-<lb/>
ger und Schuldner; So würde alle die&#x017F;e Ver&#x017F;icherung<lb/>
der göttlichen Gnade &#x2014; all &#x017F;ein Glaube an erhaltene<lb/>
Vergebung &#x2014; Täu&#x017F;chung und Wahn &#x017F;eyn. Wer nicht<lb/>
vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt<lb/>
uns dieß unwiderrufliche Wort uns &#x017F;elb&#x017F;t wiederhohlen;<lb/><note place="left">J<gap unit="chars" quantity="2"/>. <hi rendition="#aq">II.</hi> 13.</note>Denen Unerbittlichen i&#x017F;t Gott unerbittlich. <hi rendition="#fr">Ein un-<lb/>
barmherzig Gericht wird über den ergehen, der<lb/>
nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm-<lb/>
herzigkeit rühmet &#x017F;ich wider das Gericht.</hi></p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Matthäus</hi> <hi rendition="#aq">XIX.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>145.<lb/>
Ueber Ehe&#x017F;cheidung und Ehe&#x017F;tand.</head><lb/>
            <note place="left">Matth.<lb/><hi rendition="#aq">XIX.</hi> 3-12.</note>
            <p> <hi rendition="#fr">Da traten zu Ihm die Phari&#x017F;äer, ver&#x017F;uchten<lb/>
Ihn und &#x017F;prachen: I&#x017F;t&#x2019;s auch recht, daß &#x017F;ich<lb/>
ein Mann &#x017F;cheide von &#x017F;einem Weibe um irgend<lb/>
einer Ur&#x017F;ach? Er antwortete aber und &#x017F;prach zu<lb/>
ihnen: Habt ihr nicht gele&#x017F;en: Daß, der im An-<lb/>
fang den Men&#x017F;chen gemacht hat, der machte, daß</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ein</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[274[294]/0302] Matthäus XVIII. der Stunde des Gebethes, der Dehmüthigung, der Er- wägung der evangeliſchen Verheiſſungen, Gottes erbar- mende Liebe noch ſo innig empfunden, noch ſo kräftig und glaubensvoll auf ſich angewandt hätte, der Verge- bung ſeiner Sünden noch ſo ſehr verſichert worden zu ſeyn glaubte — Gott auch mit den heiſſeſten und aufrich- tigſten Thränen dafür gedankt hätte, und er gienge von dem Angeſichte Gottes weg, vergäſſe der ihm geſchenkten Gnade, wäre hart und unerbittlich gegen ſeine Beleidi- ger und Schuldner; So würde alle dieſe Verſicherung der göttlichen Gnade — all ſein Glaube an erhaltene Vergebung — Täuſchung und Wahn ſeyn. Wer nicht vergiebt, dem wird nicht vergeben; Hundertmahl laßt uns dieß unwiderrufliche Wort uns ſelbſt wiederhohlen; Denen Unerbittlichen iſt Gott unerbittlich. Ein un- barmherzig Gericht wird über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit geübet hat. Und die Barm- herzigkeit rühmet ſich wider das Gericht. J__. II. 13. Matthäus XIX. 145. Ueber Eheſcheidung und Eheſtand. Da traten zu Ihm die Phariſäer, verſuchten Ihn und ſprachen: Iſt’s auch recht, daß ſich ein Mann ſcheide von ſeinem Weibe um irgend einer Urſach? Er antwortete aber und ſprach zu ihnen: Habt ihr nicht geleſen: Daß, der im An- fang den Menſchen gemacht hat, der machte, daß Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/302
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 274[294]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/302>, abgerufen am 28.07.2024.