Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Vergebung der Beleidigungen.
ihm zehntausend Pfund schuldig. Da er's nun
nicht hatte zu bezahlen, hieß der Herr verkau-
fen, ihn und sein Weib, und seine Kinder und
alles was er hatte, und bezahlen. Da fiel der
Knecht nieder und bethete ihn an und sprach:
Herr! Habe Geduld mit mir, ich will dir's alles
bezahlen. Da jammert den Herrn desselbigen
Knechts, und ließ ihn los, und die Schuld er-
ließ er ihm auch. Da gieng derselbige Knecht
hinaus, und fand einen seiner Mitknechte, der
war ihm hundert Groschen schuldig; Und er griff
ihn an und würgete ihn, und sprach: Bezahle
mir, was du mir schuldig bist! Da fiel sein Mit-
knecht nieder, und bath ihn und sprach: Habe
Geduld mit mir! Ich will dir's alles bezahlen.
Er wollte aber nicht; Sondern gieng hin und
warf ihn in's Gefängniß, bis er bezahlte, was
er schuldig war. Da aber seine Mitknechte sol-
ches sahen, wurden sie sehr betrübt, und kamen,
und brachten vor ihren Herrn alles, was sich
begeben hatte; Da forderte ihn sein Herr vor
sich, und sprach zu ihm: Du Schalksknecht!
Alle diese Schuld hab' ich dir erlassen, weil du
mich bathest; Solltest du denn dich nicht auch
erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich
über dich erbarmet habe? Und sein Herr war
zornig, und überantwortete ihn den Peinigern,
bis daß er bezahlete Alles, was er ihm schuldig war.
Also wird euch mein himmlischer Vater auch

thun;

Vergebung der Beleidigungen.
ihm zehntauſend Pfund ſchuldig. Da er’s nun
nicht hatte zu bezahlen, hieß der Herr verkau-
fen, ihn und ſein Weib, und ſeine Kinder und
alles was er hatte, und bezahlen. Da fiel der
Knecht nieder und bethete ihn an und ſprach:
Herr! Habe Geduld mit mir, ich will dir’s alles
bezahlen. Da jammert den Herrn deſſelbigen
Knechts, und ließ ihn los, und die Schuld er-
ließ er ihm auch. Da gieng derſelbige Knecht
hinaus, und fand einen ſeiner Mitknechte, der
war ihm hundert Groſchen ſchuldig; Und er griff
ihn an und würgete ihn, und ſprach: Bezahle
mir, was du mir ſchuldig biſt! Da fiel ſein Mit-
knecht nieder, und bath ihn und ſprach: Habe
Geduld mit mir! Ich will dir’s alles bezahlen.
Er wollte aber nicht; Sondern gieng hin und
warf ihn in’s Gefängniß, bis er bezahlte, was
er ſchuldig war. Da aber ſeine Mitknechte ſol-
ches ſahen, wurden ſie ſehr betrübt, und kamen,
und brachten vor ihren Herrn alles, was ſich
begeben hatte; Da forderte ihn ſein Herr vor
ſich, und ſprach zu ihm: Du Schalksknecht!
Alle dieſe Schuld hab’ ich dir erlaſſen, weil du
mich batheſt; Sollteſt du denn dich nicht auch
erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich
über dich erbarmet habe? Und ſein Herr war
zornig, und überantwortete ihn den Peinigern,
bis daß er bezahlete Alles, was er ihm ſchuldig war.
Alſo wird euch mein himmliſcher Vater auch

thun;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0297" n="269[289]"/>
              <fw place="top" type="header">Vergebung der Beleidigungen.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">ihm zehntau&#x017F;end Pfund &#x017F;chuldig. Da er&#x2019;s nun<lb/>
nicht hatte zu bezahlen, hieß der Herr verkau-<lb/>
fen, ihn und &#x017F;ein Weib, und &#x017F;eine Kinder und<lb/>
alles was er hatte, und bezahlen. Da fiel der<lb/>
Knecht nieder und bethete ihn an und &#x017F;prach:<lb/>
Herr! Habe Geduld mit mir, ich will dir&#x2019;s alles<lb/>
bezahlen. Da jammert den Herrn de&#x017F;&#x017F;elbigen<lb/>
Knechts, und ließ ihn los, und die Schuld er-<lb/>
ließ er ihm auch. Da gieng der&#x017F;elbige Knecht<lb/>
hinaus, und fand einen &#x017F;einer Mitknechte, der<lb/>
war ihm hundert Gro&#x017F;chen &#x017F;chuldig; Und er griff<lb/>
ihn an und würgete ihn, und &#x017F;prach: Bezahle<lb/>
mir, was du mir &#x017F;chuldig bi&#x017F;t! Da fiel &#x017F;ein Mit-<lb/>
knecht nieder, und bath ihn und &#x017F;prach: Habe<lb/>
Geduld mit mir! Ich will dir&#x2019;s alles bezahlen.<lb/>
Er wollte aber nicht; Sondern gieng hin und<lb/>
warf ihn in&#x2019;s Gefängniß, bis er bezahlte, was<lb/>
er &#x017F;chuldig war. Da aber &#x017F;eine Mitknechte &#x017F;ol-<lb/>
ches &#x017F;ahen, wurden &#x017F;ie &#x017F;ehr betrübt, und kamen,<lb/>
und brachten vor ihren Herrn alles, was &#x017F;ich<lb/>
begeben hatte; Da forderte ihn &#x017F;ein Herr vor<lb/>
&#x017F;ich, und &#x017F;prach zu ihm: Du Schalksknecht!<lb/>
Alle die&#x017F;e Schuld hab&#x2019; ich dir erla&#x017F;&#x017F;en, weil du<lb/>
mich bathe&#x017F;t; Sollte&#x017F;t du denn dich nicht auch<lb/>
erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich<lb/>
über dich erbarmet habe? Und &#x017F;ein Herr war<lb/>
zornig, und überantwortete ihn den Peinigern,<lb/>
bis daß er bezahlete Alles, was er ihm &#x017F;chuldig war.<lb/>
Al&#x017F;o wird euch mein himmli&#x017F;cher Vater auch</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">thun;</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269[289]/0297] Vergebung der Beleidigungen. ihm zehntauſend Pfund ſchuldig. Da er’s nun nicht hatte zu bezahlen, hieß der Herr verkau- fen, ihn und ſein Weib, und ſeine Kinder und alles was er hatte, und bezahlen. Da fiel der Knecht nieder und bethete ihn an und ſprach: Herr! Habe Geduld mit mir, ich will dir’s alles bezahlen. Da jammert den Herrn deſſelbigen Knechts, und ließ ihn los, und die Schuld er- ließ er ihm auch. Da gieng derſelbige Knecht hinaus, und fand einen ſeiner Mitknechte, der war ihm hundert Groſchen ſchuldig; Und er griff ihn an und würgete ihn, und ſprach: Bezahle mir, was du mir ſchuldig biſt! Da fiel ſein Mit- knecht nieder, und bath ihn und ſprach: Habe Geduld mit mir! Ich will dir’s alles bezahlen. Er wollte aber nicht; Sondern gieng hin und warf ihn in’s Gefängniß, bis er bezahlte, was er ſchuldig war. Da aber ſeine Mitknechte ſol- ches ſahen, wurden ſie ſehr betrübt, und kamen, und brachten vor ihren Herrn alles, was ſich begeben hatte; Da forderte ihn ſein Herr vor ſich, und ſprach zu ihm: Du Schalksknecht! Alle dieſe Schuld hab’ ich dir erlaſſen, weil du mich batheſt; Sollteſt du denn dich nicht auch erbarmen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmet habe? Und ſein Herr war zornig, und überantwortete ihn den Peinigern, bis daß er bezahlete Alles, was er ihm ſchuldig war. Alſo wird euch mein himmliſcher Vater auch thun;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/297
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 269[289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/297>, abgerufen am 28.07.2024.