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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Matthäus XVIII.
wär', oder schien ihnen wenigstens von der äussersten,
dringendsten Wichtigkeit -- würd es denn wohl Mis-
brauch oder Misverstand dieser Stelle seyn; -- Würd'
es denn wohl, ich sage nicht, der Geist unserer Zeit --
sondern Christus für Unsinn und Schwärmerey erklä-
ten, wenn sie sich an dieß sein Wort hielten; Hülfe
von Ihm flehen, und Hülfe von Ihm erwarten wür-
den? Wenn sie dächten, in seinem Namen versam-
melt zu seyn,
wofern ihnen ihr Gewissen sagte: "Wir
&q;glauben einfältig an Ihn! Wir glauben mehr an
&q;Ihn, als an alle Welt; Unser Herz glühet vor Be-
&q;gierde nach seiner Erkenntniß, und von Verlangen,
&q;daß andere Ihn als den Innbegriff alles dessen er-
&q;kennen, was die menschliche Natur bedürfen mag. Wir
&q;sind um Seinetwillen bey einander. Was wir wün-
&q;schen, was wir reden, was wir untersuchen -- alles
&q;zielt auf Ihn. Er ist bey dem allein gemeynt." --
Dürffen solche redliche Christusverehrer nicht ganz sicher-
lich hoffen -- Christus sey in ihrer Mitte -- das heißt:
Dürfen sie nicht von seiner Gegenwart, seiner Wirk-
samkeit, seinem Einflusse auf sie so sicher seyn, als wenn
Er sichtbar in ihrer Mitte da stünde -- Aber! Wer
glaubt diesem Wort, und wem ist der Arm des
Herrn offenbahr? Ich bin bey euch alle Tage
bis an das Ende der Welt
hatte, da Er aus der
Welt gieng, Jesus Christus seinen Jüngern ver-
heissen.
Ihr sollt meine Abwesenheit nicht spühren.
Es soll euch so geholfen werden, als wenn Ich noch
sichtbar bey euch wäre. Und meine Würksamkeit, meine

Einflüsse

Matthäus XVIII.
wär’, oder ſchien ihnen wenigſtens von der äuſſerſten,
dringendſten Wichtigkeit — würd es denn wohl Mis-
brauch oder Misverſtand dieſer Stelle ſeyn; — Würd’
es denn wohl, ich ſage nicht, der Geiſt unſerer Zeit —
ſondern Chriſtus für Unſinn und Schwärmerey erklä-
ten, wenn ſie ſich an dieß ſein Wort hielten; Hülfe
von Ihm flehen, und Hülfe von Ihm erwarten wür-
den? Wenn ſie dächten, in ſeinem Namen verſam-
melt zu ſeyn,
wofern ihnen ihr Gewiſſen ſagte: „Wir
&q;glauben einfältig an Ihn! Wir glauben mehr an
&q;Ihn, als an alle Welt; Unſer Herz glühet vor Be-
&q;gierde nach ſeiner Erkenntniß, und von Verlangen,
&q;daß andere Ihn als den Innbegriff alles deſſen er-
&q;kennen, was die menſchliche Natur bedürfen mag. Wir
&q;ſind um Seinetwillen bey einander. Was wir wün-
&q;ſchen, was wir reden, was wir unterſuchen — alles
&q;zielt auf Ihn. Er iſt bey dem allein gemeynt.„ —
Dürffen ſolche redliche Chriſtusverehrer nicht ganz ſicher-
lich hoffen — Chriſtus ſey in ihrer Mitte — das heißt:
Dürfen ſie nicht von ſeiner Gegenwart, ſeiner Wirk-
ſamkeit, ſeinem Einfluſſe auf ſie ſo ſicher ſeyn, als wenn
Er ſichtbar in ihrer Mitte da ſtünde — Aber! Wer
glaubt dieſem Wort, und wem iſt der Arm des
Herrn offenbahr? Ich bin bey euch alle Tage
bis an das Ende der Welt
hatte, da Er aus der
Welt gieng, Jeſus Chriſtus ſeinen Jüngern ver-
heiſſen.
Ihr ſollt meine Abweſenheit nicht ſpühren.
Es ſoll euch ſo geholfen werden, als wenn Ich noch
ſichtbar bey euch wäre. Und meine Würkſamkeit, meine

Einflüſſe
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[266[286]/0294] Matthäus XVIII. wär’, oder ſchien ihnen wenigſtens von der äuſſerſten, dringendſten Wichtigkeit — würd es denn wohl Mis- brauch oder Misverſtand dieſer Stelle ſeyn; — Würd’ es denn wohl, ich ſage nicht, der Geiſt unſerer Zeit — ſondern Chriſtus für Unſinn und Schwärmerey erklä- ten, wenn ſie ſich an dieß ſein Wort hielten; Hülfe von Ihm flehen, und Hülfe von Ihm erwarten wür- den? Wenn ſie dächten, in ſeinem Namen verſam- melt zu ſeyn, wofern ihnen ihr Gewiſſen ſagte: „Wir &q;glauben einfältig an Ihn! Wir glauben mehr an &q;Ihn, als an alle Welt; Unſer Herz glühet vor Be- &q;gierde nach ſeiner Erkenntniß, und von Verlangen, &q;daß andere Ihn als den Innbegriff alles deſſen er- &q;kennen, was die menſchliche Natur bedürfen mag. Wir &q;ſind um Seinetwillen bey einander. Was wir wün- &q;ſchen, was wir reden, was wir unterſuchen — alles &q;zielt auf Ihn. Er iſt bey dem allein gemeynt.„ — Dürffen ſolche redliche Chriſtusverehrer nicht ganz ſicher- lich hoffen — Chriſtus ſey in ihrer Mitte — das heißt: Dürfen ſie nicht von ſeiner Gegenwart, ſeiner Wirk- ſamkeit, ſeinem Einfluſſe auf ſie ſo ſicher ſeyn, als wenn Er ſichtbar in ihrer Mitte da ſtünde — Aber! Wer glaubt dieſem Wort, und wem iſt der Arm des Herrn offenbahr? Ich bin bey euch alle Tage bis an das Ende der Welt hatte, da Er aus der Welt gieng, Jeſus Chriſtus ſeinen Jüngern ver- heiſſen. Ihr ſollt meine Abweſenheit nicht ſpühren. Es ſoll euch ſo geholfen werden, als wenn Ich noch ſichtbar bey euch wäre. Und meine Würkſamkeit, meine Einflüſſe

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 266[286]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/294>, abgerufen am 25.11.2024.