sen blähet auf; Aber die Liebe bauet oder bessert. (Sich der allerrichtigsten Erkenntniß rühmen, und groß damit thun, ist dem Geiste des Christenthums nicht ge- mäß, die edle Liebe soll sich mit der höchsten Erkenntniß vereinigen. So sich jemand dünken läßt: Er wisse etwas; Der weiß noch nichts, wie er wissen soll. Wahre Erkenntniß kann sich mit Stolz und Selbstge- fälligkeit nicht vertragen. Es fehlet der besten Erkennt- niß immer Eines noch -- wenn die Liebe fehlt. So aber jemand Gott liebet, derselbe ist von ihm er- kennt. Der steht in der rechten innigsten Gemeinschaft Gottes, der an Gott und allem seinem Willen herzliche Freude hat. Was nun die Speise des Götzen- opfers betrift, so wissen wir, daß ein Götze nichts in der Welt sey, und daß kein andrer Gott sey, ohne der Einzige. Und wie wohl solche sind, die Götter genennt werden, es sey im Himmel oder auf Erden; Sintemahl viele Götter und viele Herren sind; So haben wir doch nur Ei- nen Gott, nämlich den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir in Ihm. Und einen Herrn Jesum Christum, durch welchen alle Dinge sind und wir durch Ihn. Es hat aber nicht jo- dermann das Wissen oder die richtige Erkenntniß. Denn Etliche machen ihnen noch ein Gewissen über den Götzen (der Götzen wegen) und essen's (nämlich, was ihm von dem Fleische angeboten wird, das dem Götzen geopfert ward) als Götzenopfer. Damit wird ihr Gewissen, weil es schwach ist,
befle-
Zinsgroſchen. Aergerniß.
ſen blähet auf; Aber die Liebe bauet oder beſſert. (Sich der allerrichtigſten Erkenntniß rühmen, und groß damit thun, iſt dem Geiſte des Chriſtenthums nicht ge- mäß, die edle Liebe ſoll ſich mit der höchſten Erkenntniß vereinigen. So ſich jemand dünken läßt: Er wiſſe etwas; Der weiß noch nichts, wie er wiſſen ſoll. Wahre Erkenntniß kann ſich mit Stolz und Selbſtge- fälligkeit nicht vertragen. Es fehlet der beſten Erkennt- niß immer Eines noch — wenn die Liebe fehlt. So aber jemand Gott liebet, derſelbe iſt von ihm er- kennt. Der ſteht in der rechten innigſten Gemeinſchaft Gottes, der an Gott und allem ſeinem Willen herzliche Freude hat. Was nun die Speiſe des Götzen- opfers betrift, ſo wiſſen wir, daß ein Götze nichts in der Welt ſey, und daß kein andrer Gott ſey, ohne der Einzige. Und wie wohl ſolche ſind, die Götter genennt werden, es ſey im Himmel oder auf Erden; Sintemahl viele Götter und viele Herren ſind; So haben wir doch nur Ei- nen Gott, nämlich den Vater, von welchem alle Dinge ſind und wir in Ihm. Und einen Herrn Jeſum Chriſtum, durch welchen alle Dinge ſind und wir durch Ihn. Es hat aber nicht jo- dermann das Wiſſen oder die richtige Erkenntniß. Denn Etliche machen ihnen noch ein Gewiſſen über den Götzen (der Götzen wegen) und eſſen’s (nämlich, was ihm von dem Fleiſche angeboten wird, das dem Götzen geopfert ward) als Götzenopfer. Damit wird ihr Gewiſſen, weil es ſchwach iſt,
befle-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0281"n="253[273]"/><fwplace="top"type="header">Zinsgroſchen. Aergerniß.</fw><lb/><hirendition="#fr">ſen blähet auf; Aber die Liebe bauet oder beſſert.</hi><lb/>
(Sich der allerrichtigſten Erkenntniß rühmen, und groß<lb/>
damit thun, iſt dem Geiſte des Chriſtenthums nicht ge-<lb/>
mäß, die edle Liebe ſoll ſich mit der höchſten Erkenntniß<lb/>
vereinigen. <hirendition="#fr">So ſich jemand dünken läßt: Er wiſſe<lb/>
etwas; Der weiß noch nichts, wie er wiſſen ſoll.</hi><lb/>
Wahre Erkenntniß kann ſich mit Stolz und Selbſtge-<lb/>
fälligkeit nicht vertragen. Es fehlet der beſten Erkennt-<lb/>
niß immer Eines noch — wenn die Liebe fehlt. <hirendition="#fr">So<lb/>
aber jemand Gott liebet, derſelbe iſt von ihm er-<lb/>
kennt.</hi> Der ſteht in der rechten innigſten Gemeinſchaft<lb/>
Gottes, der an Gott und allem ſeinem Willen herzliche<lb/>
Freude hat. <hirendition="#fr">Was nun die Speiſe des Götzen-<lb/>
opfers betrift, ſo wiſſen wir, daß ein Götze nichts<lb/>
in der Welt ſey, und daß kein andrer Gott ſey,<lb/>
ohne der Einzige. Und wie wohl ſolche ſind,<lb/>
die Götter genennt werden, es ſey im Himmel<lb/>
oder auf Erden; Sintemahl viele Götter und<lb/>
viele Herren ſind; So haben wir doch nur Ei-<lb/>
nen Gott, nämlich den Vater, von welchem alle<lb/>
Dinge ſind und wir in Ihm. Und einen Herrn<lb/>
Jeſum Chriſtum, durch welchen alle Dinge ſind<lb/>
und wir durch Ihn. Es hat aber nicht jo-<lb/>
dermann das Wiſſen</hi> oder die richtige Erkenntniß.<lb/><hirendition="#fr">Denn Etliche machen ihnen noch ein Gewiſſen</hi><lb/>
über <hirendition="#fr">den Götzen</hi> (der Götzen wegen) <hirendition="#fr">und eſſen’s</hi><lb/>
(nämlich, was ihm von dem Fleiſche angeboten wird,<lb/>
das dem Götzen geopfert ward) <hirendition="#fr">als Götzenopfer.<lb/>
Damit wird ihr Gewiſſen, weil es ſchwach iſt,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">befle-</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[253[273]/0281]
Zinsgroſchen. Aergerniß.
ſen blähet auf; Aber die Liebe bauet oder beſſert.
(Sich der allerrichtigſten Erkenntniß rühmen, und groß
damit thun, iſt dem Geiſte des Chriſtenthums nicht ge-
mäß, die edle Liebe ſoll ſich mit der höchſten Erkenntniß
vereinigen. So ſich jemand dünken läßt: Er wiſſe
etwas; Der weiß noch nichts, wie er wiſſen ſoll.
Wahre Erkenntniß kann ſich mit Stolz und Selbſtge-
fälligkeit nicht vertragen. Es fehlet der beſten Erkennt-
niß immer Eines noch — wenn die Liebe fehlt. So
aber jemand Gott liebet, derſelbe iſt von ihm er-
kennt. Der ſteht in der rechten innigſten Gemeinſchaft
Gottes, der an Gott und allem ſeinem Willen herzliche
Freude hat. Was nun die Speiſe des Götzen-
opfers betrift, ſo wiſſen wir, daß ein Götze nichts
in der Welt ſey, und daß kein andrer Gott ſey,
ohne der Einzige. Und wie wohl ſolche ſind,
die Götter genennt werden, es ſey im Himmel
oder auf Erden; Sintemahl viele Götter und
viele Herren ſind; So haben wir doch nur Ei-
nen Gott, nämlich den Vater, von welchem alle
Dinge ſind und wir in Ihm. Und einen Herrn
Jeſum Chriſtum, durch welchen alle Dinge ſind
und wir durch Ihn. Es hat aber nicht jo-
dermann das Wiſſen oder die richtige Erkenntniß.
Denn Etliche machen ihnen noch ein Gewiſſen
über den Götzen (der Götzen wegen) und eſſen’s
(nämlich, was ihm von dem Fleiſche angeboten wird,
das dem Götzen geopfert ward) als Götzenopfer.
Damit wird ihr Gewiſſen, weil es ſchwach iſt,
befle-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 253[273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/281>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.