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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Geheilter Beseßener. Glaubenskraft.
du nun was; So erbarme dich unser und hilf uns!
-- Jesus antwortet: Es kömmt auf dich an, ob ich was
könne -- Wie dein Glaube an Mich -- So meine Kraft
über dich! Wenn du glauben magst: So mag es
seyn! -- Alle Dinge sind möglich dem, der da
glaubt, und alsobald schrie des Knaben Vater
mit Thränen, und sprach: Ich glaube, lieber Herr,
hilf meinem Unglauben! Da nun Jesus sahe, daß
das Volk zulief, bedräuete Er den unsaubern,
(den
feindseeligen, lähmenden Plagegeist) und sprach zu
ihm: Du sprachloser und tauber Geist -- Ich
gebeute dir, daß du von ihm ausfährst, und fah-
rest hinfort nicht in ihn
(Er gebeut, als einer, der Ge-
walt hat) -- Da schriee er und riß ihn sehr, und
fuhr aus, und er ward, als wäre er tod, daß auch
viele sagten: Er ist todt. Jesus aber ergriff ihn
bey der Hand, und richtete ihn auf, und er stund
auf.
Der Herr hilft, wo niemand helfen kann. Aber
seine Hülfe wird durch Unglauben gehindert, durch schwa-
chen Glauben aufgehalten. Nur da wirkt und hilft Er
unumschränkt, wo unumschränkter Glaube vor Ihm
steht. Man sieht, wenn man der Erzählung nicht Ge-
walt anthun will, klar, daß es den Herrn selbst An-
strengung kostete, sich durch den schwachen Glauben
derer, die ihn umgaben, und Hülfe bey Ihm suchten,
durchzukämpfen -- Da, wo Unglaube herrschte, that
Er wenig Zeichen -- und Er ergrimmte in seinem Geist,
und ward erschüttert, wo Unglaube und Halbglaube
Ihn umgab, wenn Er ein Wunder zu verrichten im

Be-
Q 2

Geheilter Beſeßener. Glaubenskraft.
du nun was; So erbarme dich unſer und hilf uns!
— Jeſus antwortet: Es kömmt auf dich an, ob ich was
könne — Wie dein Glaube an Mich — So meine Kraft
über dich! Wenn du glauben magſt: So mag es
ſeyn! — Alle Dinge ſind möglich dem, der da
glaubt, und alſobald ſchrie des Knaben Vater
mit Thränen, und ſprach: Ich glaube, lieber Herr,
hilf meinem Unglauben! Da nun Jeſus ſahe, daß
das Volk zulief, bedräuete Er den unſaubern,
(den
feindſeeligen, lähmenden Plagegeiſt) und ſprach zu
ihm: Du ſprachloſer und tauber Geiſt — Ich
gebeute dir, daß du von ihm ausfährſt, und fah-
reſt hinfort nicht in ihn
(Er gebeut, als einer, der Ge-
walt hat) — Da ſchriee er und riß ihn ſehr, und
fuhr aus, und er ward, als wäre er tod, daß auch
viele ſagten: Er iſt todt. Jeſus aber ergriff ihn
bey der Hand, und richtete ihn auf, und er ſtund
auf.
Der Herr hilft, wo niemand helfen kann. Aber
ſeine Hülfe wird durch Unglauben gehindert, durch ſchwa-
chen Glauben aufgehalten. Nur da wirkt und hilft Er
unumſchränkt, wo unumſchränkter Glaube vor Ihm
ſteht. Man ſieht, wenn man der Erzählung nicht Ge-
walt anthun will, klar, daß es den Herrn ſelbſt An-
ſtrengung koſtete, ſich durch den ſchwachen Glauben
derer, die ihn umgaben, und Hülfe bey Ihm ſuchten,
durchzukämpfen — Da, wo Unglaube herrſchte, that
Er wenig Zeichen — und Er ergrimmte in ſeinem Geiſt,
und ward erſchüttert, wo Unglaube und Halbglaube
Ihn umgab, wenn Er ein Wunder zu verrichten im

Be-
Q 2
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[243[263]/0271] Geheilter Beſeßener. Glaubenskraft. du nun was; So erbarme dich unſer und hilf uns! — Jeſus antwortet: Es kömmt auf dich an, ob ich was könne — Wie dein Glaube an Mich — So meine Kraft über dich! Wenn du glauben magſt: So mag es ſeyn! — Alle Dinge ſind möglich dem, der da glaubt, und alſobald ſchrie des Knaben Vater mit Thränen, und ſprach: Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben! Da nun Jeſus ſahe, daß das Volk zulief, bedräuete Er den unſaubern, (den feindſeeligen, lähmenden Plagegeiſt) und ſprach zu ihm: Du ſprachloſer und tauber Geiſt — Ich gebeute dir, daß du von ihm ausfährſt, und fah- reſt hinfort nicht in ihn (Er gebeut, als einer, der Ge- walt hat) — Da ſchriee er und riß ihn ſehr, und fuhr aus, und er ward, als wäre er tod, daß auch viele ſagten: Er iſt todt. Jeſus aber ergriff ihn bey der Hand, und richtete ihn auf, und er ſtund auf. Der Herr hilft, wo niemand helfen kann. Aber ſeine Hülfe wird durch Unglauben gehindert, durch ſchwa- chen Glauben aufgehalten. Nur da wirkt und hilft Er unumſchränkt, wo unumſchränkter Glaube vor Ihm ſteht. Man ſieht, wenn man der Erzählung nicht Ge- walt anthun will, klar, daß es den Herrn ſelbſt An- ſtrengung koſtete, ſich durch den ſchwachen Glauben derer, die ihn umgaben, und Hülfe bey Ihm ſuchten, durchzukämpfen — Da, wo Unglaube herrſchte, that Er wenig Zeichen — und Er ergrimmte in ſeinem Geiſt, und ward erſchüttert, wo Unglaube und Halbglaube Ihn umgab, wenn Er ein Wunder zu verrichten im Be- Q 2

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 243[263]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/271>, abgerufen am 27.11.2024.