ich nicht komme, und das Land oder die Erde mit Verbannung schlage. Alle Worte des Herrn durch seine Propheten werden sich im genauesten, buch- stäblichsten und erhabensten Sinn erfüllen. Johan- nes kam vor Jesus, dem Meßias -- im Geiste und mit dem Eifer des Elias! -- Nicht nur äusserlich ge- kleidet, wie Er; Sein Eifergeist hatte Ihn beseelt. Er machte sich, obgleich er kein Wunder that, durch seine ernste eindringende Beredsamkeit den Israeliten so furchtbar, oder vielmehr, so ehrwürdig -- so unwider- stehlich, daß sie sogar auf den Gedanken kamen, und denselben nicht sogleich wieder fahren lassen konnten -- Er, Johannes selbst, sey der Meßias! So auffal- lend war seine Salbung mit dem Geiste des Herrn! Er bereitete dem Herrn seine Wege. Er gewann dem Meßias viele Herzen. Er machte die Gegenwart Jesus, -- die Nä- he des göttlichen Reichs nicht nur erträglich, sondern höchst- erwünscht. In dieser Absicht konnte Er als ein zweyter Elias angesehen werden. Aber dennoch war dies noch lange nicht die gänzliche Erfüllung jener obenangeführten Weissagung. Auch das war's noch nicht, daß Elias in Person nebst Moses auf Thabor erschien, weil dies eine Privaterscheinung war, die auf die Nation keinen Einfluß hatte. Eh also der große und erschreckli- che Tag des Herrn kommt -- der brennen soll wie ein Ofen; wo alle Verächter und Gottlosen wie Stroh seyn werden -- der Tag, der sie anzün- den wird, daß ihnen weder Wurzel noch Zweig übrig bleiben wird -- Eh der Tag kommt, und in
vollem
Elias und Johannes.
ich nicht komme, und das Land oder die Erde mit Verbannung ſchlage. Alle Worte des Herrn durch ſeine Propheten werden ſich im genaueſten, buch- ſtäblichſten und erhabenſten Sinn erfüllen. Johan- nes kam vor Jeſus, dem Meßias — im Geiſte und mit dem Eifer des Elias! — Nicht nur äuſſerlich ge- kleidet, wie Er; Sein Eifergeiſt hatte Ihn beſeelt. Er machte ſich, obgleich er kein Wunder that, durch ſeine ernſte eindringende Beredſamkeit den Iſraeliten ſo furchtbar, oder vielmehr, ſo ehrwürdig — ſo unwider- ſtehlich, daß ſie ſogar auf den Gedanken kamen, und denſelben nicht ſogleich wieder fahren laſſen konnten — Er, Johannes ſelbſt, ſey der Meßias! So auffal- lend war ſeine Salbung mit dem Geiſte des Herrn! Er bereitete dem Herrn ſeine Wege. Er gewann dem Meßias viele Herzen. Er machte die Gegenwart Jeſus, — die Nä- he des göttlichen Reichs nicht nur erträglich, ſondern höchſt- erwünſcht. In dieſer Abſicht konnte Er als ein zweyter Elias angeſehen werden. Aber dennoch war dies noch lange nicht die gänzliche Erfüllung jener obenangeführten Weiſſagung. Auch das war’s noch nicht, daß Elias in Perſon nebſt Moſes auf Thabor erſchien, weil dies eine Privaterſcheinung war, die auf die Nation keinen Einfluß hatte. Eh alſo der große und erſchreckli- che Tag des Herrn kommt — der brennen ſoll wie ein Ofen; wo alle Verächter und Gottloſen wie Stroh ſeyn werden — der Tag, der ſie anzün- den wird, daß ihnen weder Wurzel noch Zweig übrig bleiben wird — Eh der Tag kommt, und in
vollem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0265"n="237[257]"/><fwplace="top"type="header">Elias und Johannes.</fw><lb/><hirendition="#fr">ich nicht komme, und das Land oder die Erde<lb/>
mit Verbannung ſchlage.</hi> Alle Worte des Herrn<lb/>
durch ſeine Propheten werden ſich im genaueſten, buch-<lb/>ſtäblichſten und erhabenſten Sinn erfüllen. <hirendition="#fr">Johan-<lb/>
nes</hi> kam vor <hirendition="#fr">Jeſus,</hi> dem Meßias — im Geiſte und<lb/>
mit dem Eifer des <hirendition="#fr">Elias!</hi>— Nicht nur äuſſerlich ge-<lb/>
kleidet, wie Er; Sein Eifergeiſt hatte Ihn beſeelt. Er<lb/>
machte ſich, obgleich er kein Wunder that, durch ſeine<lb/><hirendition="#i">ernſte</hi> eindringende Beredſamkeit den Iſraeliten ſo<lb/>
furchtbar, oder vielmehr, ſo ehrwürdig —ſo unwider-<lb/>ſtehlich, daß ſie ſogar auf den Gedanken kamen, und<lb/>
denſelben nicht ſogleich wieder fahren laſſen konnten —<lb/>
Er, <hirendition="#fr">Johannes</hi>ſelbſt, ſey der <hirendition="#fr">Meßias!</hi> So auffal-<lb/>
lend war ſeine Salbung mit dem Geiſte des Herrn! Er<lb/>
bereitete dem Herrn ſeine Wege. Er gewann dem Meßias<lb/>
viele Herzen. Er machte die Gegenwart <hirendition="#fr">Jeſus,</hi>— die Nä-<lb/>
he des göttlichen Reichs nicht nur erträglich, ſondern höchſt-<lb/>
erwünſcht. In dieſer Abſicht konnte Er als ein zweyter<lb/><hirendition="#fr">Elias</hi> angeſehen werden. Aber dennoch war dies noch<lb/>
lange nicht die <hirendition="#fr">gänzliche</hi> Erfüllung jener obenangeführten<lb/>
Weiſſagung. Auch das war’s noch nicht, daß <hirendition="#fr">Elias</hi><lb/>
in Perſon nebſt <hirendition="#fr">Moſes</hi> auf Thabor erſchien, weil dies<lb/>
eine Privaterſcheinung war, die auf die Nation keinen<lb/>
Einfluß hatte. <hirendition="#fr">Eh alſo der große und erſchreckli-<lb/>
che Tag des Herrn kommt — der brennen ſoll wie<lb/>
ein Ofen; wo alle Verächter und Gottloſen wie<lb/>
Stroh ſeyn werden — der Tag, der ſie anzün-<lb/>
den wird, daß ihnen weder Wurzel noch Zweig<lb/>
übrig bleiben wird</hi>— Eh der Tag kommt, und in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vollem</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[237[257]/0265]
Elias und Johannes.
ich nicht komme, und das Land oder die Erde
mit Verbannung ſchlage. Alle Worte des Herrn
durch ſeine Propheten werden ſich im genaueſten, buch-
ſtäblichſten und erhabenſten Sinn erfüllen. Johan-
nes kam vor Jeſus, dem Meßias — im Geiſte und
mit dem Eifer des Elias! — Nicht nur äuſſerlich ge-
kleidet, wie Er; Sein Eifergeiſt hatte Ihn beſeelt. Er
machte ſich, obgleich er kein Wunder that, durch ſeine
ernſte eindringende Beredſamkeit den Iſraeliten ſo
furchtbar, oder vielmehr, ſo ehrwürdig — ſo unwider-
ſtehlich, daß ſie ſogar auf den Gedanken kamen, und
denſelben nicht ſogleich wieder fahren laſſen konnten —
Er, Johannes ſelbſt, ſey der Meßias! So auffal-
lend war ſeine Salbung mit dem Geiſte des Herrn! Er
bereitete dem Herrn ſeine Wege. Er gewann dem Meßias
viele Herzen. Er machte die Gegenwart Jeſus, — die Nä-
he des göttlichen Reichs nicht nur erträglich, ſondern höchſt-
erwünſcht. In dieſer Abſicht konnte Er als ein zweyter
Elias angeſehen werden. Aber dennoch war dies noch
lange nicht die gänzliche Erfüllung jener obenangeführten
Weiſſagung. Auch das war’s noch nicht, daß Elias
in Perſon nebſt Moſes auf Thabor erſchien, weil dies
eine Privaterſcheinung war, die auf die Nation keinen
Einfluß hatte. Eh alſo der große und erſchreckli-
che Tag des Herrn kommt — der brennen ſoll wie
ein Ofen; wo alle Verächter und Gottloſen wie
Stroh ſeyn werden — der Tag, der ſie anzün-
den wird, daß ihnen weder Wurzel noch Zweig
übrig bleiben wird — Eh der Tag kommt, und in
vollem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 237[257]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/265>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
