denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffen- bahret, sondern mein Vater im Himmel
Was zum Hauptzwecke führte, das war unsers Herrn über alles wichtig, Erkenntniß Seiner, ich sag' es frey und laut, trutz alles Gelächters und aller Frechheit unsers Zeitalters, das bald nichts mehr von Ihm hören mag -- Erkenntniß Seiner, als des Meßias, als des göttlichen Königs, als des Sohnes Gottes -- Erkenntniß der Gottheit in Ihm, das war sein Hauptzweck -- dem Alles andere untergeordnet, oder vielmehr in dem alle andern Zwecke vereinigt waren. An sich wollt' Er seine Jünger und seine Nation, und das Menschen-Geschlecht anknü- pfen. Wer Ihn erkannte, der war in seinen Auge wei- se -- kein Weltweiser aber von Gott erleuchtet. Was einmahl wahr ist, bleibt ewig wahr, oder es war nie wahr. Es ist Gottes Belehrung, Gottes Offen- bahrung -- Es ist Gnade des Vaters, Jesus als Meßias, als den Sohn der Gottheit, als den Kö- nig der Menschheit, und den Herrscher der Natur zu erkennen. -- Als Prophet als Lehrer als Wei- sen Ihn verehren, ist recht und gut -- aber lange nicht genug. Jeremias, Elias, Johannes waren gros- se göttliche Männer -- aber sie hielten sich nicht wür- dig, dem, der eh' als sie war, nur den Riemen seiner Schuhe aufzulösen. -- Wer Jesus als einen göttlichen König und Universalmonarchen zu erken- nen die Gnade hat -- der darf sich als einen erleuch-
teten
Matthäus XVI.
denn Fleiſch und Blut hat dir das nicht geoffen- bahret, ſondern mein Vater im Himmel
Was zum Hauptzwecke führte, das war unſers Herrn über alles wichtig, Erkenntniß Seiner, ich ſag’ es frey und laut, trutz alles Gelächters und aller Frechheit unſers Zeitalters, das bald nichts mehr von Ihm hören mag — Erkenntniß Seiner, als des Meßias, als des göttlichen Königs, als des Sohnes Gottes — Erkenntniß der Gottheit in Ihm, das war ſein Hauptzweck — dem Alles andere untergeordnet, oder vielmehr in dem alle andern Zwecke vereinigt waren. An ſich wollt’ Er ſeine Jünger und ſeine Nation, und das Menſchen-Geſchlecht anknü- pfen. Wer Ihn erkannte, der war in ſeinen Auge wei- ſe — kein Weltweiſer aber von Gott erleuchtet. Was einmahl wahr iſt, bleibt ewig wahr, oder es war nie wahr. Es iſt Gottes Belehrung, Gottes Offen- bahrung — Es iſt Gnade des Vaters, Jeſus als Meßias, als den Sohn der Gottheit, als den Kö- nig der Menſchheit, und den Herrſcher der Natur zu erkennen. — Als Prophet als Lehrer als Wei- ſen Ihn verehren, iſt recht und gut — aber lange nicht genug. Jeremias, Elias, Johannes waren groſ- ſe göttliche Männer — aber ſie hielten ſich nicht wür- dig, dem, der eh’ als ſie war, nur den Riemen ſeiner Schuhe aufzulöſen. — Wer Jeſus als einen göttlichen König und Univerſalmonarchen zu erken- nen die Gnade hat — der darf ſich als einen erleuch-
teten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0248"n="220[240]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">XVI.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">denn Fleiſch und Blut hat dir das nicht geoffen-<lb/>
bahret, ſondern mein Vater im Himmel</hi></p><lb/><p>Was zum Hauptzwecke führte, das war unſers<lb/>
Herrn über alles wichtig, <hirendition="#fr">Erkenntniß Seiner,</hi> ich<lb/>ſag’ es frey und laut, trutz alles Gelächters und aller<lb/>
Frechheit unſers Zeitalters, das bald nichts mehr von<lb/><hirendition="#fr">Ihm</hi> hören mag —<hirendition="#fr">Erkenntniß Seiner, als des<lb/>
Meßias, als des göttlichen Königs, als des<lb/>
Sohnes Gottes — Erkenntniß der Gottheit in<lb/>
Ihm,</hi> das war ſein Hauptzweck — dem Alles andere<lb/>
untergeordnet, oder vielmehr in dem alle andern Zwecke<lb/>
vereinigt waren. An <hirendition="#fr">ſich</hi> wollt’ Er ſeine Jünger und<lb/>ſeine Nation, und das Menſchen-Geſchlecht anknü-<lb/>
pfen. Wer <hirendition="#fr">Ihn</hi> erkannte, der war in ſeinen Auge wei-<lb/>ſe — kein Weltweiſer aber von Gott erleuchtet. <hirendition="#fr">Was<lb/>
einmahl wahr iſt, bleibt ewig wahr, oder es war<lb/>
nie wahr.</hi> Es iſt Gottes Belehrung, Gottes Offen-<lb/>
bahrung — Es iſt Gnade des Vaters, <hirendition="#fr">Jeſus als<lb/>
Meßias,</hi> als den <hirendition="#fr">Sohn der Gottheit,</hi> als den Kö-<lb/>
nig der Menſchheit, und den Herrſcher der Natur zu<lb/>
erkennen. —<hirendition="#fr">Als Prophet als Lehrer als Wei-<lb/>ſen</hi> Ihn verehren, iſt recht und gut — aber lange nicht<lb/>
genug. <hirendition="#fr">Jeremias, Elias, Johannes waren</hi> groſ-<lb/>ſe göttliche Männer — aber ſie hielten ſich nicht wür-<lb/>
dig, <hirendition="#fr">dem, der eh’ als ſie war, nur den Riemen<lb/>ſeiner Schuhe aufzulöſen.</hi>— Wer <hirendition="#fr">Jeſus</hi> als<lb/>
einen göttlichen König und Univerſalmonarchen zu erken-<lb/>
nen die Gnade hat — der darf ſich als einen <hirendition="#fr">erleuch-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">teten</hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[220[240]/0248]
Matthäus XVI.
denn Fleiſch und Blut hat dir das nicht geoffen-
bahret, ſondern mein Vater im Himmel
Was zum Hauptzwecke führte, das war unſers
Herrn über alles wichtig, Erkenntniß Seiner, ich
ſag’ es frey und laut, trutz alles Gelächters und aller
Frechheit unſers Zeitalters, das bald nichts mehr von
Ihm hören mag — Erkenntniß Seiner, als des
Meßias, als des göttlichen Königs, als des
Sohnes Gottes — Erkenntniß der Gottheit in
Ihm, das war ſein Hauptzweck — dem Alles andere
untergeordnet, oder vielmehr in dem alle andern Zwecke
vereinigt waren. An ſich wollt’ Er ſeine Jünger und
ſeine Nation, und das Menſchen-Geſchlecht anknü-
pfen. Wer Ihn erkannte, der war in ſeinen Auge wei-
ſe — kein Weltweiſer aber von Gott erleuchtet. Was
einmahl wahr iſt, bleibt ewig wahr, oder es war
nie wahr. Es iſt Gottes Belehrung, Gottes Offen-
bahrung — Es iſt Gnade des Vaters, Jeſus als
Meßias, als den Sohn der Gottheit, als den Kö-
nig der Menſchheit, und den Herrſcher der Natur zu
erkennen. — Als Prophet als Lehrer als Wei-
ſen Ihn verehren, iſt recht und gut — aber lange nicht
genug. Jeremias, Elias, Johannes waren groſ-
ſe göttliche Männer — aber ſie hielten ſich nicht wür-
dig, dem, der eh’ als ſie war, nur den Riemen
ſeiner Schuhe aufzulöſen. — Wer Jeſus als
einen göttlichen König und Univerſalmonarchen zu erken-
nen die Gnade hat — der darf ſich als einen erleuch-
teten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 220[240]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/248>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.