lich waren? Nichtglauben, Unglauben ist's, was un- ser Herr an seinen Aposteln tadelt, und von allen seinen Jüngern entfernt wissen will -- Und wie würdig sei- nes grossen Zweckes, die Menschen zu dem zu machen, was sie nach Gottes Absicht seyn sollen? Und ist's nicht in's menschliche Herz geschrieben, daß Vertrauen, kind- liches, unumschränktes Vertrauen auf die nie uns ver- lassende, immer für uns sorgende Gottheit, eine gros- se, edle, Menschenwürdige Gesinnung sey? Wer kann dem seine Achtung, seine Bewunderung und Ehrfurcht ver- sagen; Der da, wo tausende zagen, nicht zagt, da glaubt, wo neben ihm Niemand glaubt -- der sich immer, und an jedem Ort und in jeder Verlegenheit an Gott anlehnt, und sich steif hält, als ob er den sähe, der unsichtbar ist?
129. Urtheile über Christus.
Jesus fragte seine Jünger, als sie in dieMatth. XVI. 13-17. Stadt Cäsaräa Philippi kamen: Wer sagen die Leute, daß ich, der Menschen Sohn sey? Sie sprachen: Etliche sagen: Du seyest Johan- nes der Täufer; Die andern: Du seyest Elias; Etliche, Du seyest Jeremias, oder der Prophe- ten einer. Er sagte zu ihnen: Wer saget denn Ihr, daß Ich sey? Da antwortete Simon Pe- trus und sprach: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jesus antwortote und sprach: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn;
denn
Phariſäer und Sadduzäer Sauerteig
lich waren? Nichtglauben, Unglauben iſt’s, was un- ſer Herr an ſeinen Apoſteln tadelt, und von allen ſeinen Jüngern entfernt wiſſen will — Und wie würdig ſei- nes groſſen Zweckes, die Menſchen zu dem zu machen, was ſie nach Gottes Abſicht ſeyn ſollen? Und iſt’s nicht in’s menſchliche Herz geſchrieben, daß Vertrauen, kind- liches, unumſchränktes Vertrauen auf die nie uns ver- laſſende, immer für uns ſorgende Gottheit, eine groſ- ſe, edle, Menſchenwürdige Geſinnung ſey? Wer kann dem ſeine Achtung, ſeine Bewunderung und Ehrfurcht ver- ſagen; Der da, wo tauſende zagen, nicht zagt, da glaubt, wo neben ihm Niemand glaubt — der ſich immer, und an jedem Ort und in jeder Verlegenheit an Gott anlehnt, und ſich ſteif hält, als ob er den ſähe, der unſichtbar iſt?
129. Urtheile über Chriſtus.
Jeſus fragte ſeine Jünger, als ſie in dieMatth. XVI. 13-17. Stadt Cäſaräa Philippi kamen: Wer ſagen die Leute, daß ich, der Menſchen Sohn ſey? Sie ſprachen: Etliche ſagen: Du ſeyeſt Johan- nes der Täufer; Die andern: Du ſeyeſt Elias; Etliche, Du ſeyeſt Jeremias, oder der Prophe- ten einer. Er ſagte zu ihnen: Wer ſaget denn Ihr, daß Ich ſey? Da antwortete Simon Pe- trus und ſprach: Du biſt Chriſtus, der Sohn des lebendigen Gottes. Und Jeſus antwortote und ſprach: Selig biſt du, Simon, Jonas Sohn;
denn
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[219[239]/0247]
Phariſäer und Sadduzäer Sauerteig
lich waren? Nichtglauben, Unglauben iſt’s, was un-
ſer Herr an ſeinen Apoſteln tadelt, und von allen ſeinen
Jüngern entfernt wiſſen will — Und wie würdig ſei-
nes groſſen Zweckes, die Menſchen zu dem zu machen,
was ſie nach Gottes Abſicht ſeyn ſollen? Und iſt’s nicht
in’s menſchliche Herz geſchrieben, daß Vertrauen, kind-
liches, unumſchränktes Vertrauen auf die nie uns ver-
laſſende, immer für uns ſorgende Gottheit, eine groſ-
ſe, edle, Menſchenwürdige Geſinnung ſey? Wer kann
dem ſeine Achtung, ſeine Bewunderung und Ehrfurcht ver-
ſagen; Der da, wo tauſende zagen, nicht zagt, da
glaubt, wo neben ihm Niemand glaubt — der ſich
immer, und an jedem Ort und in jeder Verlegenheit an
Gott anlehnt, und ſich ſteif hält, als ob er den ſähe,
der unſichtbar iſt?
129.
Urtheile über Chriſtus.
Jeſus fragte ſeine Jünger, als ſie in die
Stadt Cäſaräa Philippi kamen: Wer ſagen die
Leute, daß ich, der Menſchen Sohn ſey?
Sie ſprachen: Etliche ſagen: Du ſeyeſt Johan-
nes der Täufer; Die andern: Du ſeyeſt Elias;
Etliche, Du ſeyeſt Jeremias, oder der Prophe-
ten einer. Er ſagte zu ihnen: Wer ſaget denn
Ihr, daß Ich ſey? Da antwortete Simon Pe-
trus und ſprach: Du biſt Chriſtus, der Sohn
des lebendigen Gottes. Und Jeſus antwortote
und ſprach: Selig biſt du, Simon, Jonas Sohn;
denn
Matth.
XVI. 13-17.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 219[239]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/247>, abgerufen am 30.11.2024.
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