dem Sturme, von welcher Art, welcher Gewaltsamkeit er seyn mag, ganz zuversichtlich an den wenden, der nur dem Muthlosen, nie dem Kühnglaubigen Vorwürfe macht?
MatthäusXV.
123. Pflichten gegen Aeltern und Opfer.
Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren. Wer aber Vater oder Mutter fluchet, der soll des Todes sterben. Aber ihr leh- ret: Wer zum Vater oder zur Mutter spricht: Korban -- wenn ichs opfere, so ists dir viel nü- tzer, der thut wohl. Damit geschieht es, daß niemand hinfort seinen Vater oder seine Mutter ehret, und habt also Gottes Gebot aufgehoben um euerer Aufsätze willen.
Wie heilig sind dem Herrn die ersten Pflichten der Menschen gegen Menschen! Wie unverletzlich alle in der Natur gegründeten, wechselseitigen Verhältnisse! Wie heilig Ehrfurcht und Gehorsam gegen die Aeltern! Die sichtbaren Stellvertreter Gottes können unmöglich ohne Gottesverachtung verachtet werden. Umsonst daß man dem unsichtbaren Gott Ehrfurcht zu erweisen glaubt, wenn man die vorbey geht, die Er als seine Stellvertre- ter verehrt wissen will. Durch Aeltern schafft Gott Kinder; Es ist das wesentliche aller Schwärmerey, die Mittelursachen verachten; So wie es das Wesentliche der Abgötterey ist, die Ursache aller Ursachen vergessen,
und
Matthäus XV.
dem Sturme, von welcher Art, welcher Gewaltſamkeit er ſeyn mag, ganz zuverſichtlich an den wenden, der nur dem Muthloſen, nie dem Kühnglaubigen Vorwürfe macht?
MatthäusXV.
123. Pflichten gegen Aeltern und Opfer.
Gott hat geboten: Du ſollſt Vater und Mutter ehren. Wer aber Vater oder Mutter fluchet, der ſoll des Todes ſterben. Aber ihr leh- ret: Wer zum Vater oder zur Mutter ſpricht: Korban — wenn ichs opfere, ſo iſts dir viel nü- tzer, der thut wohl. Damit geſchieht es, daß niemand hinfort ſeinen Vater oder ſeine Mutter ehret, und habt alſo Gottes Gebot aufgehoben um euerer Aufſätze willen.
Wie heilig ſind dem Herrn die erſten Pflichten der Menſchen gegen Menſchen! Wie unverletzlich alle in der Natur gegründeten, wechſelſeitigen Verhältniſſe! Wie heilig Ehrfurcht und Gehorſam gegen die Aeltern! Die ſichtbaren Stellvertreter Gottes können unmöglich ohne Gottesverachtung verachtet werden. Umſonſt daß man dem unſichtbaren Gott Ehrfurcht zu erweiſen glaubt, wenn man die vorbey geht, die Er als ſeine Stellvertre- ter verehrt wiſſen will. Durch Aeltern ſchafft Gott Kinder; Es iſt das weſentliche aller Schwärmerey, die Mittelurſachen verachten; So wie es das Weſentliche der Abgötterey iſt, die Urſache aller Urſachen vergeſſen,
und
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[206[226]/0234]
Matthäus XV.
dem Sturme, von welcher Art, welcher Gewaltſamkeit
er ſeyn mag, ganz zuverſichtlich an den wenden, der nur
dem Muthloſen, nie dem Kühnglaubigen Vorwürfe
macht?
Matthäus XV.
123.
Pflichten gegen Aeltern und Opfer.
Gott hat geboten: Du ſollſt Vater und
Mutter ehren. Wer aber Vater oder Mutter
fluchet, der ſoll des Todes ſterben. Aber ihr leh-
ret: Wer zum Vater oder zur Mutter ſpricht:
Korban — wenn ichs opfere, ſo iſts dir viel nü-
tzer, der thut wohl. Damit geſchieht es, daß
niemand hinfort ſeinen Vater oder ſeine Mutter
ehret, und habt alſo Gottes Gebot aufgehoben
um euerer Aufſätze willen.
Wie heilig ſind dem Herrn die erſten Pflichten der
Menſchen gegen Menſchen! Wie unverletzlich alle in
der Natur gegründeten, wechſelſeitigen Verhältniſſe!
Wie heilig Ehrfurcht und Gehorſam gegen die Aeltern!
Die ſichtbaren Stellvertreter Gottes können unmöglich
ohne Gottesverachtung verachtet werden. Umſonſt daß
man dem unſichtbaren Gott Ehrfurcht zu erweiſen glaubt,
wenn man die vorbey geht, die Er als ſeine Stellvertre-
ter verehrt wiſſen will. Durch Aeltern ſchafft Gott
Kinder; Es iſt das weſentliche aller Schwärmerey, die
Mittelurſachen verachten; So wie es das Weſentliche
der Abgötterey iſt, die Urſache aller Urſachen vergeſſen,
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 206[226]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/234>, abgerufen am 04.12.2024.
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