Kleinste ist im Himmelreich, ist grösser denn Er -- -- Johannes der Täufer hatte alle Vorzüge der Propheten, des alten, und der Apostel des neuen Bundes in sich vereinigt. Er stand, möcht' ich sagen, mitteninn zwischen dem alten und neuen Bunde. Er war der letzte der Propheten, und der Erste der Apo- stel. Von keinem Propheten oder Apostel war geweis- sagt worden, wie von Ihm. Keines Geburt war so feyerlich im Heiligthum des Tempels verkündigt worden. Keiner war von Mutterleib an mit dem heiligen Geist erfüllet, stand so frühe, so merklich unter un- mittelbaren Einflüssen der Gottheit; Hatte solche Ahn- dungen und Vorempfindungen von unsichtbaren und ewigen Dingen. Er war durchaus ein strenger Nasi- räer; Gott und der Beschauung gewidmet; Er hatte die Ehre, unmittelbar vor dem Meßias herzugehen. Kein Prophet machte eine solche (Sensation) Bewe- gung, hatte solchen Einfluß auf die Gemüther. -- Oh- ne Wunder zu thun, wer that mehr Wunder, als Er? Welche Gewalt, welche Licht- und Feuerskraft war in seinen Reden! Wer war ein so brennend und scheinend Licht! So etwas übermächtiges göttliches muß an Ihm merkbar und spürbar gewesen seyn, daß man Ihn für den Meßias selbst zu halten in Versuchung war! -- Und, welcher aller Propheten hatte je den Meßias so nahe, so unmittelbar vor sich erblickt? -- Wer solche Kenntnisse und Begriffe von Ihm gehabt? -- Wer kam zu der Ehre aller Ehren -- Ihn mit eigner Hand zu taufen? Gottes Stimme zu hören -- das Zeugniß
des
Matthäus XI.
Kleinſte iſt im Himmelreich, iſt gröſſer denn Er — — Johannes der Täufer hatte alle Vorzüge der Propheten, des alten, und der Apoſtel des neuen Bundes in ſich vereinigt. Er ſtand, möcht’ ich ſagen, mitteninn zwiſchen dem alten und neuen Bunde. Er war der letzte der Propheten, und der Erſte der Apo- ſtel. Von keinem Propheten oder Apoſtel war geweiſ- ſagt worden, wie von Ihm. Keines Geburt war ſo feyerlich im Heiligthum des Tempels verkündigt worden. Keiner war von Mutterleib an mit dem heiligen Geiſt erfüllet, ſtand ſo frühe, ſo merklich unter un- mittelbaren Einflüſſen der Gottheit; Hatte ſolche Ahn- dungen und Vorempfindungen von unſichtbaren und ewigen Dingen. Er war durchaus ein ſtrenger Naſi- räer; Gott und der Beſchauung gewidmet; Er hatte die Ehre, unmittelbar vor dem Meßias herzugehen. Kein Prophet machte eine ſolche (Senſation) Bewe- gung, hatte ſolchen Einfluß auf die Gemüther. — Oh- ne Wunder zu thun, wer that mehr Wunder, als Er? Welche Gewalt, welche Licht- und Feuerskraft war in ſeinen Reden! Wer war ein ſo brennend und ſcheinend Licht! So etwas übermächtiges göttliches muß an Ihm merkbar und ſpürbar geweſen ſeyn, daß man Ihn für den Meßias ſelbſt zu halten in Verſuchung war! — Und, welcher aller Propheten hatte je den Meßias ſo nahe, ſo unmittelbar vor ſich erblickt? — Wer ſolche Kenntniſſe und Begriffe von Ihm gehabt? — Wer kam zu der Ehre aller Ehren — Ihn mit eigner Hand zu taufen? Gottes Stimme zu hören — das Zeugniß
des
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Matthäus XI.
Kleinſte iſt im Himmelreich, iſt gröſſer denn
Er — — Johannes der Täufer hatte alle Vorzüge
der Propheten, des alten, und der Apoſtel des neuen
Bundes in ſich vereinigt. Er ſtand, möcht’ ich ſagen,
mitteninn zwiſchen dem alten und neuen Bunde. Er
war der letzte der Propheten, und der Erſte der Apo-
ſtel. Von keinem Propheten oder Apoſtel war geweiſ-
ſagt worden, wie von Ihm. Keines Geburt war ſo
feyerlich im Heiligthum des Tempels verkündigt worden.
Keiner war von Mutterleib an mit dem heiligen
Geiſt erfüllet, ſtand ſo frühe, ſo merklich unter un-
mittelbaren Einflüſſen der Gottheit; Hatte ſolche Ahn-
dungen und Vorempfindungen von unſichtbaren und
ewigen Dingen. Er war durchaus ein ſtrenger Naſi-
räer; Gott und der Beſchauung gewidmet; Er hatte
die Ehre, unmittelbar vor dem Meßias herzugehen.
Kein Prophet machte eine ſolche (Senſation) Bewe-
gung, hatte ſolchen Einfluß auf die Gemüther. — Oh-
ne Wunder zu thun, wer that mehr Wunder, als Er?
Welche Gewalt, welche Licht- und Feuerskraft war in
ſeinen Reden! Wer war ein ſo brennend und ſcheinend
Licht! So etwas übermächtiges göttliches muß an Ihm
merkbar und ſpürbar geweſen ſeyn, daß man Ihn für
den Meßias ſelbſt zu halten in Verſuchung war! —
Und, welcher aller Propheten hatte je den Meßias ſo
nahe, ſo unmittelbar vor ſich erblickt? — Wer ſolche
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kam zu der Ehre aller Ehren — Ihn mit eigner Hand
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 146[166]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/174>, abgerufen am 26.11.2024.
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