Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.Jesus -- ein Friedensstöhrer, mit der Wahrheit, mit der Tugend, und mit allen gu-ten und tugendhaften Wesen -- zieht unmittelbar nach sich Zweytracht und Disharmonie mit allen Feinden der Wahrheit und Tugend. Wie einer sich dem Guten nä- hert; So entfernt er sich dem Bösen. Wie einer Chri- stus Freund wird, wird er ein Feind alles antichristi- schen Wesens. Wenn ihr aus der Welt wäret, soIoh. XV. 19. hätte die Welt das Ihrige lieb; Weil ihr aber nicht aus der Welt seyd, sondern Ich euch aus der Welt erwählet habe; So hasset euch die Welt. So wahr dies ist; So wenig darf der Satz umgekehrt werden -- "Wen die Welt hasset, ist &q;deswegen schon ein Liebling Gottes und Christus." Auch die Gottesvergessenen Weltmenschen hassen den La- sterhaften, den Falschen, den Eigennützigen, den Stol- zen, den Unerbittlichen -- Einerseits, und anderseits, auch gute, andächtige, fromme Menschen können noch ihre grossen Fehler und Mängel haben, wodurch sie an- dere drücken und sich oft lächerlich und unerträglich, ja wirklich hassenswürdig machen, und die Religion in einen übeln Ruf bringen. Eine schwer zu tragende Art von Menschen! Es ist nicht zu läugnen: Sie haben viel Gutes, unterscheiden sich in manchen Stücken oh- ne Heucheley, ohne Affektation und bloß angenommenes Wesen von andern unweisen und sinnlichen Menschen -- Sie haben Geschmack an der evangelischen Wahrheit; Spühren oft redliche und warme Liebe zu Gott und Chri- stus in ihren Herzen -- Haben ungeheuchelte Freude am Guten. Theuer und heilig ist ihnen Christus und Chri- J 4
Jeſus — ein Friedensſtöhrer, mit der Wahrheit, mit der Tugend, und mit allen gu-ten und tugendhaften Weſen — zieht unmittelbar nach ſich Zweytracht und Disharmonie mit allen Feinden der Wahrheit und Tugend. Wie einer ſich dem Guten nä- hert; So entfernt er ſich dem Böſen. Wie einer Chri- ſtus Freund wird, wird er ein Feind alles antichriſti- ſchen Weſens. Wenn ihr aus der Welt wäret, ſoIoh. XV. 19. hätte die Welt das Ihrige lieb; Weil ihr aber nicht aus der Welt ſeyd, ſondern Ich euch aus der Welt erwählet habe; So haſſet euch die Welt. So wahr dies iſt; So wenig darf der Satz umgekehrt werden — „Wen die Welt haſſet, iſt &q;deswegen ſchon ein Liebling Gottes und Chriſtus.„ Auch die Gottesvergeſſenen Weltmenſchen haſſen den La- ſterhaften, den Falſchen, den Eigennützigen, den Stol- zen, den Unerbittlichen — Einerſeits, und anderſeits, auch gute, andächtige, fromme Menſchen können noch ihre groſſen Fehler und Mängel haben, wodurch ſie an- dere drücken und ſich oft lächerlich und unerträglich, ja wirklich haſſenswürdig machen, und die Religion in einen übeln Ruf bringen. Eine ſchwer zu tragende Art von Menſchen! Es iſt nicht zu läugnen: Sie haben viel Gutes, unterſcheiden ſich in manchen Stücken oh- ne Heucheley, ohne Affektation und bloß angenommenes Weſen von andern unweiſen und ſinnlichen Menſchen — Sie haben Geſchmack an der evangeliſchen Wahrheit; Spühren oft redliche und warme Liebe zu Gott und Chri- ſtus in ihren Herzen — Haben ungeheuchelte Freude am Guten. Theuer und heilig iſt ihnen Chriſtus und Chri- J 4
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Jeſus — ein Friedensſtöhrer,
mit der Wahrheit, mit der Tugend, und mit allen gu-
ten und tugendhaften Weſen — zieht unmittelbar nach
ſich Zweytracht und Disharmonie mit allen Feinden der
Wahrheit und Tugend. Wie einer ſich dem Guten nä-
hert; So entfernt er ſich dem Böſen. Wie einer Chri-
ſtus Freund wird, wird er ein Feind alles antichriſti-
ſchen Weſens. Wenn ihr aus der Welt wäret, ſo
hätte die Welt das Ihrige lieb; Weil ihr aber
nicht aus der Welt ſeyd, ſondern Ich euch aus
der Welt erwählet habe; So haſſet euch die
Welt. So wahr dies iſt; So wenig darf der Satz
umgekehrt werden — „Wen die Welt haſſet, iſt
&q;deswegen ſchon ein Liebling Gottes und Chriſtus.„
Auch die Gottesvergeſſenen Weltmenſchen haſſen den La-
ſterhaften, den Falſchen, den Eigennützigen, den Stol-
zen, den Unerbittlichen — Einerſeits, und anderſeits,
auch gute, andächtige, fromme Menſchen können noch
ihre groſſen Fehler und Mängel haben, wodurch ſie an-
dere drücken und ſich oft lächerlich und unerträglich,
ja wirklich haſſenswürdig machen, und die Religion in
einen übeln Ruf bringen. Eine ſchwer zu tragende Art
von Menſchen! Es iſt nicht zu läugnen: Sie haben
viel Gutes, unterſcheiden ſich in manchen Stücken oh-
ne Heucheley, ohne Affektation und bloß angenommenes
Weſen von andern unweiſen und ſinnlichen Menſchen —
Sie haben Geſchmack an der evangeliſchen Wahrheit;
Spühren oft redliche und warme Liebe zu Gott und Chri-
ſtus in ihren Herzen — Haben ungeheuchelte Freude
am Guten. Theuer und heilig iſt ihnen Chriſtus und
Chri-
Ioh.
XV. 19.
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