gelehret werden? Wie überköniglich froh und mächtig ist ein Mensch, der den Werth eines Haares in Gottes Au- gen kennt? Den Werth eines Sperlings -- und den Werth eines ganzen unsterblichen Menschen? Wenn das allergeringste einen Werth hat in den Augen des, der allein weise ist, aller Wesen wahren Werth zu bestim- men -- Welchen Werth müssen wir -- Menschen in seinen Augen haben? -- Was Gott hervorgebracht hat, kann an sich nicht gering und unbedeutend seyn. Was würdig war, von Ihm hervorgebracht zu werden, ist auch seiner Aufsicht und besondersten Fürsehung wür- dig. Kein Pinselzug eines grossen Meisters ist um- sonst -- obgleich tausend von unverständigen Augen übersenhen werden. So oft ich dies Wort des Herrn: Alle Haare sind gezählt, beherzige, hab' ich Respekt für jegliches Haar; Und so oft ich des Morgens mein Haar kämme, freut's mich, daß Keins davon, ohne den Willen des Vaters aller, über alles, in allen, auf die Erde fällt. -- Was bin ich in seinen Au- gen, wenn Ein mit Eckel weggeworfnes Härchen ein Gegenstand seiner Aufmerksamkeit ist?
89. Bekenntniß und Verläugnung Jesus.
Matth. X. 32. 33.
Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Va- ter. Wer mich aber verläugnet vor den Men- schen, den will ich auch verläugnen vor meinem himmlischen Vater. So groß will Christus in den
Augen
Matthäus X.
gelehret werden? Wie überköniglich froh und mächtig iſt ein Menſch, der den Werth eines Haares in Gottes Au- gen kennt? Den Werth eines Sperlings — und den Werth eines ganzen unſterblichen Menſchen? Wenn das allergeringſte einen Werth hat in den Augen des, der allein weiſe iſt, aller Weſen wahren Werth zu beſtim- men — Welchen Werth müſſen wir — Menſchen in ſeinen Augen haben? — Was Gott hervorgebracht hat, kann an ſich nicht gering und unbedeutend ſeyn. Was würdig war, von Ihm hervorgebracht zu werden, iſt auch ſeiner Aufſicht und beſonderſten Fürſehung wür- dig. Kein Pinſelzug eines groſſen Meiſters iſt um- ſonſt — obgleich tauſend von unverſtändigen Augen überſẽhen werden. So oft ich dies Wort des Herrn: Alle Haare ſind gezählt, beherzige, hab’ ich Reſpekt für jegliches Haar; Und ſo oft ich des Morgens mein Haar kämme, freut’s mich, daß Keins davon, ohne den Willen des Vaters aller, über alles, in allen, auf die Erde fällt. — Was bin ich in ſeinen Au- gen, wenn Ein mit Eckel weggeworfnes Härchen ein Gegenſtand ſeiner Aufmerkſamkeit iſt?
89. Bekenntniß und Verläugnung Jeſus.
Matth. X. 32. 33.
Wer mich bekennt vor den Menſchen, den will ich bekennen vor meinem himmliſchen Va- ter. Wer mich aber verläugnet vor den Men- ſchen, den will ich auch verläugnen vor meinem himmliſchen Vater. So groß will Chriſtus in den
Augen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0160"n="132[152]"/><fwplace="top"type="header">Matthäus <hirendition="#aq">X.</hi></fw><lb/>
gelehret werden? Wie überköniglich froh und mächtig iſt<lb/>
ein Menſch, der den Werth eines Haares in Gottes Au-<lb/>
gen kennt? Den Werth eines Sperlings — und den<lb/>
Werth eines ganzen unſterblichen Menſchen? Wenn das<lb/>
allergeringſte einen Werth hat in den Augen des, der<lb/>
allein weiſe iſt, aller Weſen wahren Werth zu beſtim-<lb/>
men — Welchen Werth müſſen <hirendition="#fr">wir — Menſchen</hi><lb/>
in ſeinen Augen haben? — Was Gott hervorgebracht<lb/>
hat, kann an ſich nicht gering und unbedeutend ſeyn.<lb/>
Was würdig war, von Ihm hervorgebracht zu werden,<lb/>
iſt auch ſeiner Aufſicht und beſonderſten Fürſehung wür-<lb/>
dig. Kein Pinſelzug eines groſſen Meiſters iſt um-<lb/>ſonſt — obgleich tauſend von unverſtändigen Augen<lb/>
überſẽhen werden. So oft ich dies Wort des Herrn:<lb/><hirendition="#fr">Alle Haare ſind gezählt,</hi> beherzige, hab’ ich Reſpekt<lb/>
für jegliches Haar; Und ſo oft ich des Morgens mein<lb/>
Haar kämme, freut’s mich, daß Keins davon, ohne<lb/>
den Willen des <hirendition="#fr">Vaters aller, über alles, in allen,<lb/>
auf die Erde fällt.</hi>— Was bin <hirendition="#fr">ich</hi> in ſeinen Au-<lb/>
gen, wenn Ein mit Eckel weggeworfnes Härchen ein<lb/>
Gegenſtand ſeiner Aufmerkſamkeit iſt?</p></div><lb/><divn="3"><head>89.<lb/>
Bekenntniß und Verläugnung Jeſus.</head><lb/><noteplace="left">Matth. <hirendition="#aq">X.</hi><lb/>
32. 33.</note><p><hirendition="#fr">Wer mich bekennt vor den Menſchen, den<lb/>
will ich bekennen vor meinem himmliſchen Va-<lb/>
ter. Wer mich aber verläugnet vor den Men-<lb/>ſchen, den will ich auch verläugnen vor meinem<lb/>
himmliſchen Vater.</hi> So <hirendition="#fr">groß</hi> will <hirendition="#fr">Chriſtus</hi> in den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Augen</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[132[152]/0160]
Matthäus X.
gelehret werden? Wie überköniglich froh und mächtig iſt
ein Menſch, der den Werth eines Haares in Gottes Au-
gen kennt? Den Werth eines Sperlings — und den
Werth eines ganzen unſterblichen Menſchen? Wenn das
allergeringſte einen Werth hat in den Augen des, der
allein weiſe iſt, aller Weſen wahren Werth zu beſtim-
men — Welchen Werth müſſen wir — Menſchen
in ſeinen Augen haben? — Was Gott hervorgebracht
hat, kann an ſich nicht gering und unbedeutend ſeyn.
Was würdig war, von Ihm hervorgebracht zu werden,
iſt auch ſeiner Aufſicht und beſonderſten Fürſehung wür-
dig. Kein Pinſelzug eines groſſen Meiſters iſt um-
ſonſt — obgleich tauſend von unverſtändigen Augen
überſẽhen werden. So oft ich dies Wort des Herrn:
Alle Haare ſind gezählt, beherzige, hab’ ich Reſpekt
für jegliches Haar; Und ſo oft ich des Morgens mein
Haar kämme, freut’s mich, daß Keins davon, ohne
den Willen des Vaters aller, über alles, in allen,
auf die Erde fällt. — Was bin ich in ſeinen Au-
gen, wenn Ein mit Eckel weggeworfnes Härchen ein
Gegenſtand ſeiner Aufmerkſamkeit iſt?
89.
Bekenntniß und Verläugnung Jeſus.
Wer mich bekennt vor den Menſchen, den
will ich bekennen vor meinem himmliſchen Va-
ter. Wer mich aber verläugnet vor den Men-
ſchen, den will ich auch verläugnen vor meinem
himmliſchen Vater. So groß will Chriſtus in den
Augen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 132[152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/160>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.