und wer war dieser Jemand? Sollte es ein Pe- dell verrichten, oder -- das waren Fragen, die niemand zu lösen vermogte.
In allen Gesellschaften, wohin ich kam, suchte ich den Studenten begreiflich zu machen, daß eine Strafe dieser Art nie Statt haben könnte, gesetzt auch sie sey durch ein Königliches Edict festgesetzt: Friedrich Wilhelm der Dritte pflege sich nicht an sei- ne Worte so genau zu halten und zu binden, son- dern ändere seine Resolution, sobald er einsähe, daß er etwas unthuliches oder schädliches beschlos- sen habe. Es war mir gar nicht schwer, diese Be- hauptung recht anschaulich zu beweisen. Gegen den Winter 1797 hatte der Schauspieldirektor Dö- blin die specielle Erlaubniß vom Könige erhalten, in Halle den Winter über zu spielen: er miethete daher hier ein altes Brauhaus, und ließ durch den Zimmermeister Haak ein Theater erbauen. Anfäng- lich blieb alles ruhig, das Theater ward fertig, und unsre Hallenser, besonders die Studenten, sahen dem lieblichen Winterzeitvertreib mit heisser Sehn- sucht entgegen: aber die Universität machte einen Bericht an den König, stellte dem Monarchen die Gefahr vor, welche der so gut gesitteten Uni- versität aus einem Schauspiel entspringen könnte, und der Monarch verbot dem Döblin, Komödien in Halle zu spielen; weil aber doch dieser ohnehin
und wer war dieſer Jemand? Sollte es ein Pe- dell verrichten, oder — das waren Fragen, die niemand zu loͤſen vermogte.
In allen Geſellſchaften, wohin ich kam, ſuchte ich den Studenten begreiflich zu machen, daß eine Strafe dieſer Art nie Statt haben koͤnnte, geſetzt auch ſie ſey durch ein Koͤnigliches Edict feſtgeſetzt: Friedrich Wilhelm der Dritte pflege ſich nicht an ſei- ne Worte ſo genau zu halten und zu binden, ſon- dern aͤndere ſeine Reſolution, ſobald er einſaͤhe, daß er etwas unthuliches oder ſchaͤdliches beſchloſ- ſen habe. Es war mir gar nicht ſchwer, dieſe Be- hauptung recht anſchaulich zu beweiſen. Gegen den Winter 1797 hatte der Schauſpieldirektor Doͤ- blin die ſpecielle Erlaubniß vom Koͤnige erhalten, in Halle den Winter uͤber zu ſpielen: er miethete daher hier ein altes Brauhaus, und ließ durch den Zimmermeiſter Haak ein Theater erbauen. Anfaͤng- lich blieb alles ruhig, das Theater ward fertig, und unſre Hallenſer, beſonders die Studenten, ſahen dem lieblichen Winterzeitvertreib mit heiſſer Sehn- ſucht entgegen: aber die Univerſitaͤt machte einen Bericht an den Koͤnig, ſtellte dem Monarchen die Gefahr vor, welche der ſo gut geſitteten Uni- verſitaͤt aus einem Schauſpiel entſpringen koͤnnte, und der Monarch verbot dem Doͤblin, Komoͤdien in Halle zu ſpielen; weil aber doch dieſer ohnehin
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und wer war dieſer Jemand? Sollte es ein Pe-
dell verrichten, oder — das waren Fragen, die
niemand zu loͤſen vermogte.
In allen Geſellſchaften, wohin ich kam, ſuchte
ich den Studenten begreiflich zu machen, daß eine
Strafe dieſer Art nie Statt haben koͤnnte, geſetzt
auch ſie ſey durch ein Koͤnigliches Edict feſtgeſetzt:
Friedrich Wilhelm der Dritte pflege ſich nicht an ſei-
ne Worte ſo genau zu halten und zu binden, ſon-
dern aͤndere ſeine Reſolution, ſobald er einſaͤhe,
daß er etwas unthuliches oder ſchaͤdliches beſchloſ-
ſen habe. Es war mir gar nicht ſchwer, dieſe Be-
hauptung recht anſchaulich zu beweiſen. Gegen
den Winter 1797 hatte der Schauſpieldirektor Doͤ-
blin die ſpecielle Erlaubniß vom Koͤnige erhalten,
in Halle den Winter uͤber zu ſpielen: er miethete
daher hier ein altes Brauhaus, und ließ durch den
Zimmermeiſter Haak ein Theater erbauen. Anfaͤng-
lich blieb alles ruhig, das Theater ward fertig,
und unſre Hallenſer, beſonders die Studenten, ſahen
dem lieblichen Winterzeitvertreib mit heiſſer Sehn-
ſucht entgegen: aber die Univerſitaͤt machte einen
Bericht an den Koͤnig, ſtellte dem Monarchen die
Gefahr vor, welche der ſo gut geſitteten Uni-
verſitaͤt aus einem Schauſpiel entſpringen koͤnnte,
und der Monarch verbot dem Doͤblin, Komoͤdien
in Halle zu ſpielen; weil aber doch dieſer ohnehin
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/64>, abgerufen am 23.11.2024.
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