von einem solchen weit mehr, als von einem gelehr- ten Theologen und Philosophen.
Daß unsre Theologen nichts auf mich halten konn- ten, beschied ich mich sehr leicht. Ich hatte in mei- ner Biographie solche Grundsätze aufgestellt, welche mit jedem theologischen System, also auch mit dem Hallisch-Theologischen, incompatibel sind. Da nun jeder Theologe, qua talis, wie man in den Schulen findet, alles als ketzerisch und dem Heil der Seelen schädlich ansehen und verwerfen muß, was seinem System entgegen ist, so mußten unsre Herren nicht nur mich, als einen Ketzer verdam- men, sondern mich auch von aller Activität zu ent- fernen suchen, damit ich nicht andere verführen mögte. So ist es immer in der heiligen christli- chen Kirche gewesen, vom ersten Jahrhunderte an bis aufs neunzehnte hat der Geist der Intoleranz und der Verfolgung geherrschet, und wenn ich sa- gen soll, was ich denke, so muß ich bekennen, daß diese Intoleranz in dem Wesen der Religion, das ist, in ihren Grundsätzen und den Lehren ihrer ersten Ver- breiter selbst gegründet ist. Peter Bayle und Voltaire, und Teller, und viel andre brave Männer haben ganz vortreflich über Religionsduldung geschrieben, aber keiner von diesen wackern Männern scheint mir den Satz bewiesen zu haben, daß der Christ jeden Menschen wie seinen Bruder behandeln müße, und
von einem ſolchen weit mehr, als von einem gelehr- ten Theologen und Philoſophen.
Daß unſre Theologen nichts auf mich halten konn- ten, beſchied ich mich ſehr leicht. Ich hatte in mei- ner Biographie ſolche Grundſaͤtze aufgeſtellt, welche mit jedem theologiſchen Syſtem, alſo auch mit dem Halliſch-Theologiſchen, incompatibel ſind. Da nun jeder Theologe, qua talis, wie man in den Schulen findet, alles als ketzeriſch und dem Heil der Seelen ſchaͤdlich anſehen und verwerfen muß, was ſeinem Syſtem entgegen iſt, ſo mußten unſre Herren nicht nur mich, als einen Ketzer verdam- men, ſondern mich auch von aller Activitaͤt zu ent- fernen ſuchen, damit ich nicht andere verfuͤhren moͤgte. So iſt es immer in der heiligen chriſtli- chen Kirche geweſen, vom erſten Jahrhunderte an bis aufs neunzehnte hat der Geiſt der Intoleranz und der Verfolgung geherrſchet, und wenn ich ſa- gen ſoll, was ich denke, ſo muß ich bekennen, daß dieſe Intoleranz in dem Weſen der Religion, das iſt, in ihren Grundſaͤtzen und den Lehren ihrer erſten Ver- breiter ſelbſt gegruͤndet iſt. Peter Bayle und Voltaire, und Teller, und viel andre brave Maͤnner haben ganz vortreflich uͤber Religionsduldung geſchrieben, aber keiner von dieſen wackern Maͤnnern ſcheint mir den Satz bewieſen zu haben, daß der Chriſt jeden Menſchen wie ſeinen Bruder behandeln muͤße, und
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von einem ſolchen weit mehr, als von einem gelehr-
ten Theologen und Philoſophen.
Daß unſre Theologen nichts auf mich halten konn-
ten, beſchied ich mich ſehr leicht. Ich hatte in mei-
ner Biographie ſolche Grundſaͤtze aufgeſtellt, welche
mit jedem theologiſchen Syſtem, alſo auch mit
dem Halliſch-Theologiſchen, incompatibel ſind.
Da nun jeder Theologe, qua talis, wie man in den
Schulen findet, alles als ketzeriſch und dem Heil
der Seelen ſchaͤdlich anſehen und verwerfen muß,
was ſeinem Syſtem entgegen iſt, ſo mußten unſre
Herren nicht nur mich, als einen Ketzer verdam-
men, ſondern mich auch von aller Activitaͤt zu ent-
fernen ſuchen, damit ich nicht andere verfuͤhren
moͤgte. So iſt es immer in der heiligen chriſtli-
chen Kirche geweſen, vom erſten Jahrhunderte an
bis aufs neunzehnte hat der Geiſt der Intoleranz
und der Verfolgung geherrſchet, und wenn ich ſa-
gen ſoll, was ich denke, ſo muß ich bekennen, daß
dieſe Intoleranz in dem Weſen der Religion, das iſt,
in ihren Grundſaͤtzen und den Lehren ihrer erſten Ver-
breiter ſelbſt gegruͤndet iſt. Peter Bayle und Voltaire,
und Teller, und viel andre brave Maͤnner haben
ganz vortreflich uͤber Religionsduldung geſchrieben,
aber keiner von dieſen wackern Maͤnnern ſcheint mir
den Satz bewieſen zu haben, daß der Chriſt jeden
Menſchen wie ſeinen Bruder behandeln muͤße, und
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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